Gegenwind für neuen Coach Korkut muss bei VfB-Fans viel Überzeugungsarbeit leisten

Stuttgart/Kön · Tayfun Korkut soll den VfB Stuttgart vor dem direkten Wiederabstieg bewahren. Der 43-Jährige tritt die Nachfolge des am Sonntag entlassenen Hannes Wolf an. Die skeptischen Fans wird er erst noch überzeugen müssen.

VfB verpflichtet Korkut - Twitter-Reaktionen
Infos

VfB verpflichtet Korkut - Twitter-Reaktionen

Infos
Foto: dpa, cdt exa

Noch vor seinem ersten Auftritt als Trainer des VfB Stuttgart hagelte es in den sozialen Medien Häme für Tayfun Korkut. Ausgerechnet der zuletzt so glücklose Coach soll den VfB vor dem drohenden Abstieg retten? Die Fans jedenfalls reagierten größtenteils fassungslos und mit Galgenhumor.

"Willkommen in der 2. Liga", war noch einer der netteren Kommentare, die am Montagabend auf der Facebook-Seite des taumelnden Fußball-Bundesligisten zu lesen waren. Andere griffen die Vereinsführung offen an und wähnten sich im falschen Film. "Wir sind jetzt offiziell der größte Witz der Bundesliga", schrieb ein aufgebrachter Anhänger.

Die Verpflichtung Korkuts als Nachfolger des am Sonntag entlassenen Hannes Wolf schlug sofort hohe Wellen. Am Montagabend um 18 Uhr wurde der 43-Jährige vorgestellt, bereits am Dienstag wird er sein erstes Training leiten und die völlig verunsicherte Mannschaft auf das enorm wichtige Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) beim VfL Wolfsburg vorbereiten. Er erhielt einen Vertrag bis Sommer 2019.

Er wolle mit neuen Assistenten den Klassenverbleib mit den Schwaben schaffen, kündigte Korkut bei seiner Vorstellung an: "Es werden personelle Veränderungen kommen, es werden Personen dazu kommen", sagte der 43-Jährige. Zunächst werde es erstmal wichtig sein, die Mannschaft kennenzulernen. "Es kann steinig werden, aber ich bin zuversichtlich. Wir müssen vorbereitet sein. Aufgrund meiner Erfahrung kann ich hier viel einbringen", sagte Korkut: "Wir müssen aufpassen, dass wir den Druck soweit wie möglich von der Mannschaft nehmen. Wir haben wenig Zeit, es ist wichtig, diesen Abwärtstrend auswärts zu stoppen."

Der VfB hat aus den vergangenen acht Spielen nur einen Sieg und ein Remis geholt und ist als Tabellen-14. in akuter Abstiegsgefahr. Am Samstag verloren die Stuttgarter mit 0:2 (0:2) gegen Schalke 04 - dies war zugleich das letzte Spiel mit Wolf an der Seitenlinie. Er hatte die Schwaben am 21. September 2016 von Jos Luhukay übernommen und den Verein zurück in die Bundesliga geführt. Auf fremden Plätzen hat der VfB in dieser Saison erst einen Punkt geholt.

Die Verantwortlichen des Klubs hatten noch am Samstagabend mitgeteilt, weiterhin mit Wolf zu planen. Sportvorstand Michael Reschke sagte, er würde einen Rauswurf des 36-Jährigen "im Moment komplett ausschließen". Nach mehreren Gesprächen änderte er seine Meinung.

Tayfun Korkut beim VfB Stuttgart vorgestellt
6 Bilder

Korkut beim VfB Stuttgart vorgestellt

6 Bilder
Foto: dpa, cdt exa

Nun also der Neuanfang mit Korkut: Der gebürtige Stuttgarter ist zwar kein Unbekannter beim VfB - er trainierte immerhin bereits erfolgreich die U19 des Klubs - dennoch ist die Personalentscheidung überraschend. Bei keiner Bundesliga-Station hat Korkut bislang nachhaltig überzeugt. Zuletzt hatte er von März 2017 bis zum Ende der vergangenen Saison bei Bayer Leverkusen gearbeitet - mit äußerst wenig Erfolg. Mit der Werkself holte er in elf Ligaspielen lediglich elf Punkte. Wenig verwunderlich, dass die Zusammenarbeit im vergangenen Sommer endete, auch wenn die Leverkusender in den Monaten davor auch schon unter Roger Schmidt gekriselt hatten. Aktuell ist Leverkusen mit Trainer Heiko Herrlich auf Champions-League-Kurs.

Dennoch kursierte Korkuts Name immer wieder bei verschiedenen Bundesligisten - auch in Stuttgart. Die derzeit vereinslosen Thomas Tuchel (zuletzt Borussia Dortmund) und Jens Keller (zuletzt Union Berlin) sollen ebenfalls Kandidaten gewesen sein. Außerdem wurden Lucien Favre (OGC Nizza) und Kenan Kocak, der beim Zweitligisten SV Sandhausen sehr erfolgreich arbeitet, gehandelt.

Markus Weinzierl, in der Bundesliga in der Vergangenheit beim FC Augsburg und Schalke 04 an der Seitenlinie, soll den Stuttgartern abgesagt haben - also fiel die Wahl auf Korkut. Und immerhin dessen Ex-Klub Leverkusen begrüßte ihn mit offenen Armen. "Willkommen zurück in der Bundesliga", schrieb die Werkself bei Facebook.

(areh/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort