VfB Stuttgart Dutt spielt mit Klopp-Kumpel Kramny auf Zeit

Stuttgart · Beim VfB Stuttgart steht Sportvorstand Robin Dutt nach der Trennung von Trainer Alexander Zorniger unter großem Druck: Noch eine Fehleinschätzung kann er sich kaum leisten.

VfB Stuttgart: Jürgen Kramny leitet erstmals Training
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Kramny leitet erstmals Training des VfB Stuttgart

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Tayfun Korkut? Jos Luhukay? Am Ende vielleicht ja doch Lucien Favre? Einen Tag nach der Trennung von Alexander Zorniger nahm die Suche nach dessen Nachfolger beim ewig krisengeplagten VfB Stuttgart zunehmend Fahrt auf. Während der bisherige U23-Trainer Jürgen Kramny über seine Premiere mit der Bundesliga-Mannschaft bei Borussia Dortmund sprach, war Sportvorstand Robin Dutt damit beschäftigt, die Optionen der Schwaben zu sondieren.

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Foto: dpa

Dutt steht unter Druck. Sein Plan mit Zorniger ist grandios gescheitert, da hilft auch nicht, dass er nach der Trennung beteuerte: "Zorniger war der Trainer, den wir und ich voller Überzeugung eingestellt haben." Auch jetzt soll ein Trainer her, der "unseren konzeptionellen Weg weitergeht", wie Dutt betonte. Heißt: Der 13. Trainer seit 1. Juli 2005 soll diesen ominösen "Stuttgarter Weg", von dem Dutt ständig so unkonkret spricht, nicht verlassen.

Bei der Trainersuche sollte Dutt nun möglichst kein zweites Mal danebenliegen. Seine erste Wahl scheint Tayfun Korkut zu sein. Der 41-Jährige, im Frühjahr bei Hannover 96 entlassen, hat als ehemaliger Stuttgarter U19-Trainer Stallgeruch - und könnte am ehesten in Dutts Beuteschema passen: ausgetauscht wird nur der Trainer, der Rest könnte so bleiben wie gehabt. Also: Weiter auf dem "Stuttgarter Weg", weiter mit Dutt als demjenigen, der die Richtung vorgibt.

Erst mal setzt Dutt auf Jürgen Kramny - und darauf, dass er mit dem Kumpel von Jürgen Klopp auf Zeit spielen kann. Eine Entwicklung wie jüngst bei Borussia Mönchengladbach mit dem vom U23- zum Interims- und dann Cheftrainer beförderten Andre Schubert scheint ausgeschlossen. "Wir arbeiten mit Nachdruck an einer Lösung, die nachhaltig ist - aber ohne Zeitdruck", sagte Dutt am Mittwoch. Einstweilen gelte deshalb, Kramny "zu unterstützen, ihm den Rücken zu stärken".

Was die Trainerfindung angeht, hat Dutt klare Vorstellungen - die ihm zugleich auch wenig Spielraum lassen. Ja, betonte er, "wir schränken uns ein", dies aber geschehe "mit voller Absicht, weil wir uns dazu entschieden haben, dass nicht mit jedem Trainer wieder alles auf den Kopf gestellt wird." So gesehen ist Kramny völlig unverdächtig, wie Dutt andeutete: "Er kennt die Leitplanken, in denen wir uns bewegen wollen, aber er hat den Spielraum, die Konzeption zu interpretieren."

Im Grunde genommen hat Kramny keinen Spielraum. Das weiß er selbst nur zu gut. "Am Sonntag zählen Punkte, und wir müssen schauen, was in Dortmund für die Mannschaft am besten ist", sagte er am Mittwoch. Am Sonntag (15.30 Uhr/Live-Ticker) muss der VfB zu Borussia Dortmund, "eine brutal reizvolle Aufgabe" für den früheren Mitspieler und Zimmerkollegen von Klopp bei Mainz 05. Klopp hat Kramny dort zum Trainer der A-Jugend gemacht, noch heute stehen die beiden regelmäßig in Kontakt.

Kramny sagte, es gebe "kein zeitliches Limit" für seine Arbeit, gefragt ist er trotzdem nur als treuer Diener des Vereins. Und dann? Markus Gisdol scheint kein Thema zu sein, auch, weil er bei 1899 Hoffenheim noch Vertrag hat und wohl mit RB Leipzig in Gesprächen steht. Chancen werden auch Jos Luhukay eingeräumt. Der Niederländer ist ein Klient von Sportrecht-Anwalt Christoph Schickhardt, traditionell einer, der beim VfB im Hintergrund ein Wort mitspricht.

Und Lucien Favre? Wohl viel zu eigensinnig für Dutt und dessen Leitplanken.

(areh/sid)
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