Transfer-Überraschung FC Bayern holt Ulreich: Torwart-Frage beim VfB jetzt akut

Ohne vorauseilende Gerüchte wechselt Sven Ulreich vom VfB Stuttgart zum FC Bayern München. Der Rekordmeister hat seine drei Torhüter für die kommende Saison beisammen - Stuttgart dagegen muss zwei Wochen vor dem Trainingsauftakt womöglich noch zwei Keeper einkaufen.

Nach dem unerwarteten Wechsel von Sven Ulreich zum FC Bayern München stellt sich beim VfB Stuttgart die Torwartfrage - noch immer. Der 26 Jahre alte Fußballprofi wird beim deutschen Rekordmeister die neue Nummer zwei hinter Nationalkeeper Manuel Neuer. Er unterschrieb einen Vertrag bis 2018. "Mit Sven verlieren wir eine Persönlichkeit, die eine hohe Identifikation mit dem VfB hat", sagte Sportvorstand Robin Dutt am Dienstag zum Abschied des dienstältesten Spielers im Kader. "Dennoch kommen wir seinem Wunsch nach einer sportlichen Veränderung nach."

Liebe Fans, 17 Jahre beim VfB Stuttgart waren eine schöne Zeit und haben mein Leben geprägt. Ich habe viele tolle...

All zu schwer dürfte das den Schwaben allerdings nicht gefallen sein. Ulreich habe "Verdienste um diesen Verein", betonte Dutt. Als Verein müsse man aber Wünschen, "wenn sie zum richtigen Zeitpunkt formuliert werden, und auch sauber und sachlich, auch frühzeitig vorgetragen werden" auch mal nachgeben. Ulreichs Wechsel werde zudem nicht die letzte Veränderung im VfB-Kader sein.

Überrascht wurde die sportliche Leitung um Dutt und den neuen Trainer Alexander Zorniger von dem Transfer nicht. Intern war zudem schon länger ein Thema, wer nach zwei Beinahe-Abstiegen in der kommenden Saison zwischen den Pfosten stehen soll. Denn Ulreich, für den die Bayern etwa 3,5 Millionen Euro Ablöse bezahlen, war beim VfB auch nach 176 Liga-Spielen und trotz eines Vertrages bis 2017 nicht unumstritten.

Die große Identifikationsfigur für Fans und Umfeld, seit 1998 im Verein, verlor in seiner Zeit als Bundesliga-Profi sogar mehrfach seinen Stammplatz. Zuletzt passierte ihm das Anfang dieser Saison. Vom sechsten bis zum elften Spieltag saß das VfB-Urgestein - noch unter Trainer Armin Veh - nur auf der Bank. Statt Ulreich durfte Thorsten Kirschbaum spielen. Der 28-Jährige überzeugte aber auch nicht und hatte in Stuttgart dem Vernehmen nach keine Zukunft mehr. Er ist beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg im Gespräch. Allerdings sagte Dutt: "Die Situation hat sich geändert durch den Wechsel von Sven Ulreich."

Odisseas Vlachodimos wäre, geht Kirschbaum doch, der einzige verbleibende für die Saison 2015/2016. Der 21-Jährige gilt als großes Talent, trainiert regelmäßig mit den Profis, hat bislang aber nicht mehr als 68 Partien in der dritten Liga vorzuweisen.

Gerüchteweise soll sich der Verein mit dem polnischen Nationaltorwart Przemyslaw Tyton vom spanischen Club FC Elche beschäftigen. Auch Weltmeister Roman Weidenfeller ist rund um den VfB ein Thema. "Jetzt gibt es sehr viele Spekulationen, aber da müssen sich alle etwas gedulden", sagte Dutt. "Wir haben Kriterien, die wir erfüllt haben wollen." Wem Zorniger in seiner ersten Bundesliga-Saison vertraut, ist zwei Wochen vor dem Trainingsauftakt noch völlig offen.

Viel vorhersehbarer ist die nähere Zukunft Ulreichs. "Ich bereite mich sehr gut vor auf den Trainingsstart", berichtete er mit Blick auf den 1. Juli. Der erste Kontakt zum FC Bayern sei bereits vor einigen Wochen erfolgt.

Gemeinsam mit Tom Starke ist Ulreich nun der Ersatz für Weltmeister Neuer, schon vor dem vollzogenen Abschied des Spaniers Pepe Reina. Der 32 Jahre alte Weltmeister von 2010 (Vertrag bis 2017) möchte in der Endphase seiner Karriere wieder mehr spielen. Es wird erwartet, dass Reina nach einem Jahr zum SSC Neapel zurückkehrt. Mit den Bayern holte er die deutsche Meisterschaft.

Auch das war ein Grund für Ulreich, sich nach 17 Jahren aus Stuttgart zu verabschieden - in München dürfte der A-Jugend-Meister von 2005 endlich auch als Profi Titelgewinne feiern. "Bayern hat nur die höchsten Ansprüche, will um alle drei Titel mitspielen. Ich werde meinen Teil dazu beitragen, der Mannschaft helfen, die Ziele zu erreichen", kündigte Ulreich an.

(dpa)
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