Bestnoten helfen Fußball-Trainern nicht Die erfolglosen Musterschüler

Stuttgart · Wer als Profitrainer arbeiten will, muss die Ausbildung zum Fußballlehrer absolvieren. Die Besten der Lehrgänge erhalten wie Alexander Zorniger eine besondere Auszeichnung. In der Praxis hilft das nicht immer.

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Als Alexander Zorniger vom VfB Stuttgart beurlaubt wird, bekommt er anschließend auch eine SMS von Frank Wormuth. "Sorry, schade drum" — so oder so ähnlich habe der Inhalt seiner Nachricht gelautet, sagt Wormuth. Der 55-Jährige ist Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung beim DFB, Zorniger war mal einer seiner besten Schüler.

2012 hatte der Schwabe die Ausbildung bei Wormuth als Jahrgangsbester abgeschlossen. 15 Punkte holte Zorniger sogar in der Endprüfung, mehr geht nicht. "Das beweist, dass er eine hohe Fachkompetenz hat", sagt Wormuth. Die ihm in Stuttgart am Ende aber nichts mehr genützt hat.

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Nach nur 146 Tagen als Chefcoach war für Zorniger am Dienstag Schluss. Einen Tag zuvor hatte es bereits seinen Kollegen Frank Kramer erwischt. 2013, ein Jahr nach Zorniger, war Kramer ebenfalls mit den besten Noten in die Praxis entsandt worden.

Nach einer kurzen Station als Interimscoach bei 1899 Hoffenheim erlebte Kramer seine bisher beste Zeit bei der SpVgg Greuther Fürth, die er zwei Jahre trainiert hatte. Am Montag endete nach nicht mal sechs Monaten seine erfolglose Zeit bei Fortuna Düsseldorf.

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"Jetzt haben wir mal die Situation, dass zwei Lehrgangsbeste in einer Woche beurlaubt wurden", sagt Wormuth. "Daraus eine Tendenz abzuleiten, finde ich schwierig. Aber es ist natürlich eine Headline."

Wer einen Blick auf die Notenbesten der vergangenen Jahre wirft, stößt auf einige Namen, die selbst den größten Fußball-Experten kaum ein Begriff sein dürften. Florian Kohfeldt (2015), Jan-Moritz Lichte (2011) und Mario Himsl (2009) stehen auf der Liste.

Ihre aktuellen Jobs? Co-Trainer bei Werder Bremen, Co-Trainer bei Hannover 96 und Leiter der Nachwuchsabteilung des Viertligisten Jahn Regensburg. Als Cheftrainer haben sie bisher noch nicht gearbeitet.

Holger Stanislawski dagegen schon. 2010 war der ehemalige Trainer des FC St. Pauli und 1.FC Köln ebenfalls der Beste seines Jahrgangs. Seit 2014 leitet der Fußballlehrer einen Supermarkt in Hamburg. "Für uns ist die Note nicht entscheidend", betont Wormuth. Die beste Note heiße noch lange nicht, dass ein Trainer dann "draußen im wahren Geschäft" nur Erfolg haben werde.

André Schubert, 2004 Bester seines Jahrgangs, hat momentan enormen Erfolg. Zunächst als Interimslösung gedacht, stieg der 44-Jährige nach sechs Siegen und einem Remis zum Chefcoach von Borussia Mönchengladbach auf.

Schubert ist seit vielen Jahren der einzige Notenbeste, der mit seinem Club in der Champions League spielt. "Es freut mich sehr, wie es für ihn läuft", sagt Wormuth. Zu Beginn seiner Trainerkarriere lief es aber auch für Schubert nicht wie geplant. In St. Pauli war er nach etwas mehr als einem Jahr 2012 ebenfalls beurlaubt worden.

"Das ist aber normal in unserem Job, so etwas passiert, das wissen alle", sagt Wormuth. "Mit unserem Vertrag unterschreiben wir auch unsere Beurlaubung". Davor würden auch die Bestnoten nicht schützen.
Wormuth muss es wissen. 1997 war er selbst Jahrgangsbester. Und wurde anschließend in seiner Trainerkarriere viermal beurlaubt.

(dpa/cfk)
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