Vertragspoker in Stuttgart VfB-Boss ist sauer auf Torwart Hildebrand

Stuttgart (rpo). Obwohl sich die Führungsriege des VfB Stutgart nach außen hin bemühte, die Niederlage im Vertragspoker mit Torwart Timo Hildebrand gelassen hinzunehmen, scheint es hinter den VfB-Kulissen mächtig zu brodeln.

Trainer Matthias Sammer und Klubchef Erwin Staudt konnten ihre Verärgerung über das Verhalten des 25-Jährigen und dessen Berater Dusan Bukovac nur schwer verbergen. "Es ging nicht nur ums Geld, sondern auch um viele Dinge drumherum. Am Ende ging es um Nebensächlichkeiten, die plötzlich aufgebauscht wurden. Wir sind schon enttäuscht und etwas sauer", erklärte der angefressene Staudt, während sich Protagonist Hildebrand in Schweigen hüllte: "Ich äußere mich nicht dazu."

Die Verantwortung dafür, dass der Torwart das Vertragsangebot bis zum Jahr 2010 bei einem Jahresgehalt von angeblich 1,8 Millionen Euro (zuletzt 500.000 Euro) ausgeschlagen hat, sieht die Stuttgarter Chefetage in erster Linie bei Hildebrands serbischem Berater mit Sitz in Lissabon. "Ich möchte meine Telefonrechnung nicht sehen", meinte Staudt, der in den vergangenen Tagen mehr oder weniger eine Standleitung nach Portugal geschaltet hatte und von Bukovac immer wieder kurz vor einem möglichen Abschluss der Verhandlungen mit neuen Forderungen konfrontiert wurde.

Bukovac ist beim VfB kein Unbekannter. Der 48-Jährige war es nämlich, der mit der ehemaligen Klubführung den am höchsten dotierten Vertrag der Vereinsgeschichte ausgehandelt hatte. Der jetzige Asistenztrainer Krassimir Balakow konnte sich in seiner aktiven Zeit dank Bukovac über ein Jahresgehalt von rund drei Millionen Euro freuen.

Während Hildebrand nun mit den englischen Premier-League-Teams FC Arsenal und Manchester United in Verbindung gebracht wird, sind in Stuttgart bereits viele Namen im Gespräch. Der beim 1. FC Kaiserslautern in Ungnade gefallene Tim Wiese, Michael Rensing vom Rekordmeister Bayern München, Robert Enke von Hannover 96 und der beim englischen Meister Arsenal ausgemusterte Nationalkeeper Jens Lehmann werden an der Gerüchtebörse gehandelt. Auf einen Favoriten wollte sich Staudt aber nicht festlegen: "Der VfB hat seit seiner Gründung im Jahr 1893 immer mit einem Torwart gespielt und wird das auch in der nächsten Saison tun."

Angesichts der sich monatelang hinziehenden Verhandlungen mit Bukovac war Trainer Sammer auf die Entscheidung seines Torwarts bereits vorbereitet. "Wenn man die Vorgeschichte kennt, war das doch keine Überraschung mehr", meinte der Coach und ließ seinen Unmut über den Vertragspoker erkennen. Sammer hatte stets auf eine rasche Einigung gedrängt, und obwohl sich der VfB nun auf die Suche nach einer neuen Nummer eins machen muss, weiß der Trainer nun zumindest, woran er ist. "Eine Einigung ist besser als keine Einigung. Für mich geht es darum, dass wir Ruhe haben. Hildebrand bleibt mein Torwart in der Rückrunde", stellte Sammer klar.

Für Hildebrand, der seit 1995 im Klub ist, dürften die letzten Monate im VfB-Trikot allerdings kein Zuckerschlecken werden. Bei den Fans hat der Keeper durch den Vertragspoker seinen Kredit verspielt, im ersten Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg erwarten ihn Pfiffe. Außerdem sind sicher auch Hildebrands Teamkollegen über die Entwicklung alles andere als erfreut. Schließlich war es der Torwart, der bei den zurückliegenden Vertragsverhandlungen des VfB mit Kevin Kuranyi und Andreas Hinkel großen Durck auf die beiden Nationalspieler ausgeübt und sie zur Vereinstreue aufgefordert hatte.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort