"Werbekrieg" beim FC Bayern Verhältnis zu Beckenbauer getrübt

München (rpo). Wegen des Werbe-Alleingangs ("O2")scheint das Verhältnis zu Franz Beckenbauer beim FC Bayern getrübt. Offenbar sind Beckenbauer, Rummenigge und Hoeneß nach dem Gezerre in ihrer Eitelkeit verletzt.

"Gute Freunde kann niemand trennen", hat Franz Beckenbauer einst als aufstrebender Weltstar gesungen. Doch das Verhältnis zu den Freunden Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß ist nach dem Wirbel um die privaten Werbe-Verträge des "Kaisers" belastet. Mit immer neuen Alleingängen hat es sich der Aufsichtsrats-Chef und Präsident des Gesamtvereins Bayern München bei seinen Mitstreitern gründlich verscherzt.

Der Hintergrund: Nachdem der Fußball-Rekordmeister mit der Telekom einen Rekord-Sponsorvertrag über 20 Millionen Euro pro Saison für die nächsten sechs Jahre abgeschlossen hatte, wurde bekannt, dass der "Kaiser" mit der Telekom-Konkurrenz O2 (Mobiltelefonie) einen Werbevertrag eingegangen ist, der ihm in zwei Jahren drei Millionen Euro einbringen soll. Slogan: "Da legst di nieda!" Das taten dann Rummenigge und Hoeneß erst einmal.

Bleibt die Frage, weshalb. Beckenbauer, ehrenamtlich als Vereins-Boss tätig und deshalb vom FC Bayern nie entlohnt, hat sich schon immer durch Abschluss von Werbeverträgen mit Bayern-Konkurrenten schadlos gehalten. Schon zu Opel-Zeiten fuhr der Kaiser erst Mercedes, dann Mitsubishi. Warben die Bayern für Erdinger Weißbier, trank der Kosmopolit Beckenbauer demonstrativ Warsteiner Pils. Holten sich die Bayern den Strom an der Säbener Straße von e.on, schwor der Präsident auf Yello und ließ für die Werbung das Flutlicht im Olympiastadion einschalten, das von den Münchner Stadtwerken beliefert wird.

Und als die Bayern noch auf Viag Interkom schworen - jenen Konzern, den sie wegen der Telekom aus einem laufenden Vertrag herauskomplimentiert haben - telefonierte Beckenbauer mit e-plus. Von den publizistischen Aktivitäten der Lichtgestalt, der dafür entlohnt wird, unter anderem auch seinen Bayern die Meinung zu sagen, ganz zu schweigen.

Weshalb also jetzt die Aufregung? Weshalb, "rein zufällig", wie der Verein beteuert, eine Gegenveranstaltung? Als Beckenbauer seinen neuen TV-Spot vorstellte, gaben die Bayern den Abschluss eines Sponsorenvertrages mit Coca Cola bekannt und präsentierten erstmals seit seiner zweiten Operation Sebastian Deisler auf der täglichen Pressekonferenz. Das zählbare Ergebnis: 42 Journalisten bei Beckenbauer, 31 bei den Bayern.

Es scheint, dass alle drei in ihrem Ego, ihrer Eitelkeit verletzt sind. Der Telekom-Abschluss war der erste große, dicke Fisch, den der Vorstandsvorsitzende Rummenigge und Manager Hoeneß an Land gezogen haben, seit sie gemeinsam mit Karl Hopfner alleine für das operative Geschäft bei der Bayern AG verantwortlich sind und Beckenbauer nur noch der Präsident des Aufsichtsrates ist. Da nimmt man einen Querschläger O2 leicht persönlich.

Beckenbauer aber hatte gemeinsam mit seinem inzwischen verstorbenen Manager Robert Schwan nach dem Ausstieg von Opel die Deutsche Post als Hauptsponsor an der Angel. Zum Einen hätte ein Abschluss nach den Branchen-Gepflogenheiten eine schöne Provision abgeworfen, zum Anderen darf Beckenbauer wohl nicht zu Unrecht vermuten, dass das Post-Angebot benutzt worden ist, um die Telekom in die Höhe zu treiben. Daher wohl auch die Beckenbauer-Aussage: "Ich brauche kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich habe dem FC Bayern mehr gebracht als umgekehrt."

Inzwischen herrscht zumindest Waffenstillstand an der Säbener Straße. Frieden wohl kaum. Laut Bild am Sonntag liegt Beckenbauer ein weiteres Werbeangebot vor, und er wird aus seinem Freundeskreis zitiert: "Wenn ich das annehme, müsste ich wohl als Aufsichtsratsvorsitzender aufhören." Spekulationen besagen, das könne nur BMW gegen Audi heißen.

(RPO Archiv)
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