Bayern-Präsident Patron Hoeneß bestimmt selbst über seinen Abschied

München · Er habe den Verein wirtschaftlich und personell gut aufgestellt übergeben wollen, erklärte der Münchner Präsident. Den Zeitpunkt für seinen Abschied bestimmt Uli Hoeneß so selbst.

Uli Hoeneß: FC Bayern München, Abteilung Attacke, Steuerhinterzieher
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Das ist Uli Hoeneß

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Foto: dpa/Matthias Balk

Er musste es eigentlich gar nicht sagen. Denn es war ja von jedem Platz aus gut zu sehen. Aber er sagte es doch: „Ich bin total entspannt.“ Das war bestimmt nicht immer so in der großen Funktionärs-Karriere von Uli Hoeneß. Am Freitag allerdings, als er im Pressesaal der Münchner Arena das bevorstehende Ende jener großen Karriere erklärte, war es auf jeden Fall so. Ein wenig erleichtert sei er, sagte Hoeneß.

Im November wird er seine beiden großen Ämter beim FC Bayern München niederlegen, Herbert Hainer, der 15 Jahre den Adidas-Konzern führte, wird ihm als Präsident und als Vorsitzender des Aufsichtsrats folgen. Hoeneß bleibt einfaches Mitglied des Aufsichtsrats.

Das ist schwer vorstellbar nach 50 Jahren im Verein, den er in 40 Jahren als Manager und Präsident prägte, ja erfand. Selbst Ehefrau Susanne habe bis zuletzt Zweifel am Vorsatz ihres Mannes gehabt. „Bis gestern konnte sie es auch nicht glauben“, sagte Hoeneß.

Sie wird sich damit abfinden, dass er ab November häufiger mal daheim in Bad Wiessee am Tegernsee ist. Er selbst habe da gar keine Pläne, erklärte Hoeneß, „aber mir wird schon etwas einfallen“. Briefmarken-Sammeln wird es wohl nicht werden. Und es könnte ja sein, dass so mancher aus dem Klub wohl doch noch mal um Rat fragen wird. „Meine Tür wird immer auf sein“, versicherte der Noch-Präsident, „ich werde zur Verfügung stehen, wenn man mich braucht, aber ich werde mich nicht aufdrängen.“ Vermutlich wird er das auch nicht müssen, denn er hat sich ja zur rechten Zeit ein Netz aus Vertrauten im Klub aufgebaut, die in seiner Nachfolge stehen und bestimmt mal die eine oder andere Frage haben werden. Ob es nun Hainer ist oder die Vorstände Jan Dreese, Andreas Jung, Jörg Wacker oder Oliver Kahn, der designierte Nachfolger des Vorstands-Vorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge – sie sichern ein wenig den Fortbestand der Hoeneß-Herrschaft, selbst wenn die dann im Verborgenen ausgeübt werden sollte.

Nicht nur deshalb sieht Hoeneß den Verein gerüstet. „Ich habe immer gesagt, ich will den FC Bayern so übergeben, dass er personell und wirtschaftlich gut aufgestellt ist. Herbert Hainer ist die perfekte Lösung, weil er viel Ahnung vom Sport und von der Wirtschaft hat. Und unsere jüngsten Geschäftszahlen waren die besten in der Geschichte des Vereins“, betonte der bald scheidende Top-Funktionär, „die Zukunftsperspektive ist aufgezeigt, die ich mir vorgestellt habe, wir haben es geschafft, alle Weichen in Ruhe zu stellen.“

Der Verein, davon ist der langjährige Manager überzeugt, „hat so viel Saft und Kraft, dass er nun ohne Uli Hoeneß an der Spitze auskommen kann“. Es sei wohl der richtige Zeitpunkt gefunden, „weil ich durchs offene, durchs große Tor gehen wollte“. Vor lauter Versöhnlichkeit bestritt er sogar, dass anhaltende Differenzen mit Vorstandschef Rummenigge den Rücktritt befördert hätten. „So etwas mache ich nicht aus Verärgerung, und unsere Zusammenarbeit war geprägt von einer gesunden Streitkultur, die ein Verein braucht, um sich zu entwickeln.“ Selbst die Opposition im Verein, die ihn bei der Mitgliederversammlung im vergangenen November heftig attackiert hatte, darf sich nicht dafür feiern, den Patron zum Rücktritt bewegt zu haben. „Das war nicht ausschlaggebend“, beteuerte Hoeneß. Nein, schlechte Laune wollte er einfach nicht verbreiten an diesem Freitag, der seinen Abschied einleitet. Als Rummenigge mit einem Trikot hinter Glas das Podium enterte, gab es sogar eine Umarmung zwischen den beiden Führungskräften. So richtig spontan sah das allerdings nicht aus. Der Abstand war ganz gut zu sehen, auch von weitem.

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