Für die EM 2004: Uefa wehrt sich gegen Weiterverkauf der TV-Rechte

München/Nyon (rpo). Als die Europäische Fußball-Union (Uefa) die Fernsehrechte für die Europameisterschaft 2004 in Portugal an die EBU - den Zusammenschluss überwiegend öffentlich-rechtlicher Anstalten in Europa - übergeben hatte, jubilierte DFB-Präsident Egidius Braun noch. Jetzt wollen ARD und ZDF, um die Kosten für die WM-Turniere 2002 und 2006 zu finanzieren, diese Exklusivrechte teilweise abgeben.

Die Kirch-Gruppe als Inhaber der WM-Rechte möchte für 25 WM-Spiele 2002 in Japan und Südkorea 250 Millionen und 2006 in Deutschland gar eine halbe Milliarde Mark haben. ARD und ZDF wollen nicht alles bar bezahlen, sondern die Summe mit Spielen der EM 2004 und Senderechten an Olympischen Spielen verrechnen.

Doch die Uefa will den beiden öffentlich-rechtlichen Anstalten einen Strich durch die Rechnung machen, die damit für ARD und ZDF teurer werden könnte als geplant. Kommunikationsdirektor Mike Lee bestätigte die Existenz eines Briefes, in dem die Uefa darauf hinweist, dass eine Sublizenzierung - also eine Weitergabe der Rechte - ihrer Zustimmung bedarf und nicht eigenmächtig von ARD und ZDF betrieben werden kann. Lee: "Es war das erklärte Ziel der Uefa und ihres damaligen Vize-Präsidenten Egidius Braun, alle EM-Spiele im frei empfangbaren Fernsehen ausgestrahlt zu wissen. Einem Weiterverkauf an einen Pay-TV-Sender wird die Uefa niemals zustimmen."

Schon beeilt sich Dieter Hahn, nach Leo Kirch mächtigster Mann des Medien-Imperiums, zu beschwichtigen. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärte er lammfromm: "Da liegt ein Missverständnis vor. Bei der EM 2004 erwerben wir - vorausgesetzt, wir einigen uns über die WM 2006 - Free-TV-Rechte zum Beispiel für SAT.1, aber nicht für exklusive Austrahlungen im Pay-TV." Mike Lee kontert: "Auch das bedarf der Zustimmung der Uefa. Wir haben mit der EBU abgeschlossen und nicht mit einem der anderen Bieter. Es müssten schon sehr gute Gründe für eine Weitergabe der Rechte genannt werden."

Im Klartext: Die Uefa will "ihre" Europameisterschaft nicht zur Handelsware verkommen lassen, die auf dem öffentlichen Markt feilgeboten wird. Vor allem stößt ihr angesichts des angespannten Verhältnisses mit dem Weltverband Fifa sauer auf, dass offensichtlich EM-Spiele gegen WM-Spiele verrechnet werden sollen und so ein theoretischer Marktwert pro Partie errechnet wird.

Denn im Grunde hält die Uefa ihre EM mit 16 Mannschaften für die wahre Weltmeisterschaft ohne Brasilien, während das 32-er-Turnier der Fifa zwar den Weltfußball repräsentiert, die Leistungsdichte aber verwässert. Wenn also Kirch für ein WM-Spiel 2006 rund 20 Millionen verlangt, ein EM-Spiel aber für die Hälfte "gegengerechnet" würde, kann das der Uefa nicht schmecken.

Bleibt die grundsätzliche Frage, weshalb ARD und ZDF überhaupt bereit sind, ihr Exklusiv-Recht an der EM 2004 abzugeben. Die Antwort liegt auf der Hand: Belgien - Kroatien beispielsweise würden nach 20.00 Uhr spielen. Da darf die ARD nicht mehr werben. SAT.1 aber schon. Deshalb auch ist die WM 2002 für ARD und ZDF auf alle Fälle ein Geschäft trotz der zehn Millionen pro Spiel.

Die Spiele finden größtenteils vormittags und mittags statt. Da dürfen auch die Öffentlich-Rechtlichen werben, die maximal pro Tag 20 Minuten bis 20.00 Uhr Werbung zeigen dürfen. Und sie werden es während der WM möglicherweise nicht im Vorabendprogramm wie sonst tun. "Interessant ist vor allem die Zeit um 13.00 Uhr", sagte ZDF-Sprecher Walter Kehr.

(RPO Archiv)
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