Italien empfängt Klubs mit Schimpf und Schande Uefa-Cup-Debakel für Juve & Co

Rom (dpa). Italiens Europapokal-Helden von einst sind entzaubert, geschlagen und gedemütigt. UEFA-Cup-Verteidiger AC Parma wurde im Bremer Sturmwirbel zerzaust, Rekordmeister Juventus Turin in der spanischen Provinz bei Celta Vigo regelrecht verprügelt. Auch Udinese und AS Rom schieden aus, wenn auch zumindest "erhobenen Hauptes", wie die "La Gazzetta dello Sport" titelte. Als "Albtraum" und "Schande" bezeichneten die Gazetten die Tatsache, dass Italien zum ersten Mal seit 16 Jahren im Viertelfinale des Wettbewerbs nur noch zuschaut.

Italien leckt sich die Wunden nach dem "Pokal-Desaster". Ein "totaler Zusammenbruch", klagte der "Corriere della Sera". Für die "La Repubblica" war es ein "Schock". Das italienische Fernsehen (Rai) sprach von einem "schwarzen Donnerstag für den italienischen Fußball". Während die Tifosi den Tränen nahe sind, wird Juve und Parma der Prozess gemacht. Die Rekordpleite des Rekordmeisters löste geradezu wütende Kommentare aus. "Juve, was hast du bloß getan", schmetterte die "La Gazzetta dello Sport" den Turinern entgegen. Nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel ging Juve in Vigo mit 0:4 unter. "Ein Wahnsinn", meint "La Repubblica".

Als Strafe für die Arroganz kassierte Juve das 0:1 gleich in der ersten Minute durch Makele. Nach zwei Platzverweisen für Conte (27.) und Montero (45.) und dem Eigentor durch Birindello (33.) nahm die Blamage ihren Lauf. "Juve verlor den Kopf", schrieb der "Corriere della Sera". McCarthy machte das Debakel der Italiener mit seinen zwei Toren in der 46. und 70. Minute perfekt. Juve-Trainer Carlo Ancelotti versuchte die Blamage seiner Mannschaft zu verharmlosen. "Der UEFA-Cup ist nicht die Champions League und nicht das oberste Ziel der italienischen Clubs", meinte Ancelotti, der nun den Meistertitel anpeilt. In der Serie A führt Juve vor Lazio Rom.

So ein Ersatzziel konnte Parmas Trainer Alberto Malesani nach dem 1:3 in Bremen nicht mehr aus dem Hut zaubern. Für das Team und seinen heftig kritisierten Trainer war der UEFA-Cup die letzte Hoffnung. Malesani ist nun zum Abschuss freigegeben. "Male, male, Malesani" (Schlecht, schlecht, Malesani), verhöhnte die "La Gazzetta dello Sport" den Trainer mit einem Wortspiel. "Werder sprach das Urteil über Malesani", stimmte auch der "Corriere della Sera" nach der "traumatischen Niederlage in Bremen" zu.

Milde ließ die Presse beim Urteil über den AS Rom und Udinese Calcio walten. "Rom wird wie Udine mit Applaus aus dem UEFA-Cup verabschiedet", schrieb die "La Gazzetta dello Sport", obwohl in der hitzigen Schlussphase beim 0:1 in Leeds mit Zago und Candela zwei Römer wegen einer Rangelei vom Platz flogen. Der AS Rom spielte in beiden Partien glücklos und vergab unzählige Torchancen. "Leeds hat in zwei Spielen einmal aufs Tor geschossen. Wir haben es nicht verdient auszuscheiden", klagte Trainer Fabio Capello.

Leeds-Trainer O' Leary sah das naturgemäß anders und kündigte gleich die nächsten Großtaten an. "Jetzt gewinnen wir den Cup". Die Italiener werden Leeds nicht mehr daran hindern können, weil auch Udine ausgeschieden ist. Immerhin hat der Ex-Club von Oliver Bierhoff als einzige italienische Mannschaft nach dem 0:1 in Prag gegen Slavia zumindest das Rückspiel 2:1 gewonnen. Dass dies der einzige Lichtblick in einer der dunkelsten UEFA-Cup-Runden in der Geschichte des italienischen Fußballs werden würde, hätten sich die Tifosi vor wenigen Tagen auch nicht träumen lassen.

(RPO Archiv)
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