Uefa-Chef Ceferin Fußball-Saison muss spätestens Ende Juni fortgesetzt werden

Rom · Uefa-Präsident Aleksander Ceferin glaubt weiterhin an eine Fortsetzung des wegen der Coronakrise zum Erliegen gekommenen Fußballbetriebs. Dies müsse jedoch in den nächsten acht Wochen geschehen.

 Uefa-Chef Alexander Ceferin.

Uefa-Chef Alexander Ceferin.

Foto: dpa/Alessandra Tarantino

Der Countdown läuft. Dem Fußball in Europa bleiben zur Wiederaufnahme der Saison nach der Corona-Pause keine zwölf Wochen mehr - danach ist alles aus. Der Triple-Traum von Bayern München? Geplatzt! Die Krönung für "König" Jürgen Klopp in England? Ersatzlos gestrichen! Der Höhenflug des sympathischen Außenseiters Atalanta Bergamo? Abrupt beendet!

"Wir könnten Mitte Mai, im Juni oder sogar Ende Juni beginnen", sagte Aleksander Ceferin der italienischen Zeitung La Repubblica. Danach aber, betonte der UEFA-Präsident, danach sei die Saison "sehr wahrscheinlich verloren". Damit hat der oberste Fußballer des Kontinents erstmals eine Deadline vorgegeben. Sollte diese verstreichen, hieße es: rien ne va plus, nichts geht mehr!

Ceferins UEFA tüftelt gemeinsam mit den Ligen und Vertretern der Spieler schon seit Wochen über dem "Corona Calendar" und der Frage: Wie und wann kann es weitergehen? Vom erhofften ersten Termin für den "Restart" am 14. April hat man sich längst verabschiedet. Die Bundesliga wird am Dienstag bis 30. April ausgesetzt, der Präsident des italienischen Verbandes, Gabriele Gravina, nannte Anfang Mai als Rückkehrdatum "immer noch zu früh".

Ceferin eröffnete nun die Option, dass die aktuell in allen großen Ligen ruhende Saison auch "zu Beginn der kommenden" zu Ende gebracht werden könnte. Die Spielzeit 2020/21 würde dann "ein bisschen später" beginnen.

Wie genau soll das gehen? Ein Szenario mit europaweiten Geisterspielen könne er sich nur "schwer vorstellen", sagte Ceferin. Sollte es dazu jedoch keine Alternative geben, "wäre es besser, die Meisterschaft trotzdem zu beenden". Auch, wenn dann das Champions-League-Finale ohne Fans ausgetragen werden müsste? Daran, betonte Ceferin, wolle er gar nicht erst denken. Doch er muss wohl.

"Wenn wir nicht in absehbarer Zeit zurück in den Spielbetrieb kommen und die Saison beenden, erwarten alle in der Liga noch ganz andere Einnahme-Verluste außer dem Ticketing", sagte Hans-Joachim Watzke der Bild am Sonntag. Dann, ergänzte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, "droht der Ausfall des TV-Geldes, dann drohen Mindereinnahmen im Sponsoring. Dann geht's ans Eingemachte!"

Über ein konkretes Datum für die Wiederaufnahme könne "sicher noch nicht" gesprochen werden, sagte Watzke. Dass "irgendwann langsam" zur Normalität zurückgekehrt wird, sei aber alternativlos: "Der BVB ist sehr kreditwürdig, wir hatten bis zuletzt keinen einzigen Euro an Finanzverbindlichkeiten. Aber es ist sicher nicht mein Ziel, dass wir bald wieder ein paar Hundert Millionen Euro Schulden haben", sagte Watzke. Und so geht es den meisten seiner Kollegen.

Philipp Lahm sieht Ceferins Kalender-Bastler vor einer schier unlösbaren Herausforderung. "Die englischen Wochen haben ja schon vor der Krise gezeigt, welch hochkomplexe Aufgabe es generell ist, Spielpläne zu entwerfen", sagte der DFB-Ehrenspielführer der Welt am Sonntag: "Jetzt ist es noch schwieriger."

Überhaupt sei der Fußball in Zeiten der Krise weitgehend machtlos. Wann es weitergehe, "das entscheiden die Politik und die Gesundheitslage in Deutschland und in Europa", betonte Lahm: "Erst danach können die erarbeiteten Szenarien greifen."

(ako/sid)
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