Beckenbauer ganz verlegen TV-Sportlerwahl: Hitzfeld als "Weichei"

München (dpa). Ottmar Hitzfeld als "Weichei", Katja Seizinger als TV-Lady und der "Kaiser" ganz verlegen - bei der Sportlerwahl am Samstag in München präsentierten sich die Siegertypen mal ganz anders. Franz Beckenbauer war "ganz baff", als ihn die Zuschauer der ARD-Livesendung "Die Ersten" mit Applaus empfingen und Englands Fußball-Legende Sir Bobby Charlton den 55-Jährigen mit der Bronzestatue "Victoria" für sein Lebenswerk auszeichnete.

Nach dem früheren Box-Weltmeister Muhammad Ali und der Fußball- Weltmeisterelf von 1954 hielt der Präsident des FC Bayern München Einzug in die "Arena der Legenden". Die Publikumswahl der beliebtesten Sportler gewannen die bei den Olympischen Spielen mit der Goldmedaille dekorierten Birgit Fischer, Nils Schumann und der Bahn-Radvierer.

"Standing ovations habe ich noch nie bekommen", stellte Beckenbauer überrascht fest, als ihn das Publikum in der Halle 9 des Bavaria-Filmgeländes begeistert feierte. "Ich bin stolz auf ihn, Deutschland ist stolz auf ihn", sagte Bobby Charlton, und Bundesinnenminister Otto Schily beförderte den Kaiser zum dreifachen Weltmeister "als Libero, Trainer und den Mann, der die WM 2006 nach Deutschland holte. Franz Beckenbauer ist ein Symbol für Eleganz und Fairness im Fußball, ein großer Fußballartist, großer Stratege und großer Diplomat."

Hitzfeld machte seinem Chef keine Ehre. Am Box-Automaten scheiterte der Trainer des Rekordmeisters als "Weichei" und meinte nach dem schlappen Hieb auf den "punching ball" in Anspielung auf das 1:1 in Freiburg trocken: "Das passt zum Spiel." Als auch US-Popsänger Lionel Richie als Muskelprotz versagte, landete Meisterboxer Sven Ottke den erlösenden 100 000-Mark-Volltreffer für die Deutsche Sporthilfe.

Der schwergewichtige TV-Star Ottfried Fischer ("Der Bulle von Tölz") war erst gar nicht angetreten, weil er den Sport für ein "suspektes Medium" hält. Die Heike könne weiter springen als er ohne Pause gehen, gab Fischer vor der Sportlerinnen-Wahl zum Besten.

Doppel-Olympiasiegerin Heike Drechsler überließ die "Victoria" gerne der vier Jahre älteren Birgit Fischer, "weil ich mit 35 Jahren noch Perspektiven habe. Die Leichtathletik-WM 2002 ist mein Ziel." Die erfolgreichste Kanutin der Welt konnte ihr Glück über die "große Auszeichnung zum Abschluss meiner Karriere" kaum fassen: "Ich bin überwältigt. Fantastisch."

Fast sprachlos war Nils Schumann, der in Sydney sensationell Gold über 800 Meter gewann und in München Radprofi Jan Ullrich sowie Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher hinter sich ließ. Für Radfahrer Jens Lehmann vom Gold-Vierer war die "sehr hohe Auszeichnung" ein Beleg dafür, "dass Radsport in der Bevölkerung akzeptiert wird".

Erste seien sie alle sowieso, verkündete Ski-Olympiasiegerin Katja Seizinger das Motto des bunten Abends und überraschte bei der frei vorgetragenen Laudatio als TV-Talent. Dass Ferrari-Star Schumacher sich nur via TV-Aufzeichnung zu Wort meldete, trübte die Stimmung bei Gala-Diner und Mitternachtsparty nicht. Nachdem der Nagel aus dem rechten Schienbein entfernt worden sei, müsse er sich erholen und andere Aktivitäten vermeiden, entschuldigte sich der Kerpener.

(RPO Archiv)
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