Tauziehen geht weiter TV-Rechte für Fußball-WM: Neue Verhandlungen gefordert

Hamburg (dpa). Im Tauziehen um die Übertragungsrechte für die beiden kommenden Fußball-Weltmeisterschaften haben die öffentlich- rechtlichen Sender neue Verhandlungen gefordert.

Parallel dazu wurde der Ruf nach einer Änderung des Rundfunkstaatsvertrages laut. Die Kirch-Gruppe ist offenbar nicht zu neuen Verhandlungen mit ARD und ZDF bereit. Die Gespräche seien am vergangenen Dienstag abgeschlossen worden, sagte der Pressesprecher der Kirch-Gruppe, Hartmut Schulz, der dpa am Samstag in München.

Bundesinnenminister Otto Schily sagte der „Bild am Sonntag“: „Die Fußball-WM 2006 in Deutschland wollen die Fußball-Fans, auch ich, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sehen.“ Zwar sei Fußball inzwischen „Big Business“, meinte Schily. „Doch das darf nicht auf Kosten der Sportbegeisterten gehen.“

NDR-Intendant Jobst Plog sagte der „Welt am Sonntag“, er glaube, dass es noch in eine neue Runde gehe. Plog bot sich an, die Gespräche mit Kirch persönlich neu zu beleben: „Wenn ich hilfreich sein könnte, würde ich das immer tun.“ Auch der Vorsitzende des ZDF- Verwaltungsrats, der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), würde neue Verhandlungen begrüßen. Dabei sollte es doch noch „zu einer Einigung für frei empfangbare Spiele kommen“, sagte Beck, der auch der Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder ist, der dpa in Mainz. Die Politik könne in einen solchen möglichen Einigungsprozess jedoch nicht eingreifen.

Der Vize-Chef der SPD-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, Marc Jan Eumann, sagte dem Kölner „Express“, alle Spiele in Deutschland sollten im Gratis-TV zu sehen sein, dafür müsse der Rundfunkstaatsvertrag geändert werden.

Auch der ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen und die Vorsitzende des Bundestags-Medienausschusses, Monika Griefahn (SPD), plädierten für neue Initiativen. Mit einer Änderung des Rundfunkstaatsvertrages solle laut Eumann nach dem Vorbild Englands die WM 2006 im eigenen Land als gesamtgesellschaftliches Ereignis eingestuft werden, das vollständig im Gratis-TV gezeigt werden muss.

„Wenn ein so außergewöhnliches Ereignis wie eine Fußball-WM im eigenen Land ausgetragen wird, dann sollten alle daran beteiligt werden. (...) Insofern habe ich große Sympathie für das Modell in England, nach dem alle WM-Spiele im Free-TV, öffentlich-rechtlich oder kommerziell, übertragen werden“, sagte Pleitgen dem „Express“. Griefahn erklärte im gleichen Blatt: „Die Fußball-WM (...) soll eine Visitenkarte Deutschlands in der Welt werden. Dass die TV-Rechte dafür allein bei einem Privat-Unternehmer liegen, ist schlicht unmöglich. Ich bitte alle Ministerpräsidenten, aktiv zu werden.“

Für den Fall, dass die Verhandlungen bei einer eventuellen Neuauflage der Gespräche wieder scheitern sollten, kündigte NDR- Intendant Plog an, dass sich die ARD trotzdem um die Rechte für die Fußball-WM 2006 in Deutschland bewerben werde: „Wir werden uns darauf vorbereiten, wir werden mitbieten.“

Kirch besitzt die europäischen Rechte für die beiden Weltmeisterschaften 2002 in Japan/Südkorea und 2006 in Deutschland, für die er an den Weltfußballverband FIFA 1,7 Milliarden Mark bezahlt hat.

(RPO Archiv)
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