TSG stürzt weiter ab Breitenreiter droht in Hoffenheim das Aus

Bochum/Zuzenhausen · Ursprünglich hatte Hoffenheim eine Europacup-Teilnahme als Saisonziel ausgegeben und sogar einen Meistertrainer verpflichtet. Der wird aber wohl nicht mehr lange im Amt sein.

Hoffenheims Trainer Andre Breitenreiter verzieht enttäuscht das Gesicht.

Hoffenheims Trainer Andre Breitenreiter verzieht enttäuscht das Gesicht.

Foto: dpa/David Inderlied

Bei der TSG 1899 Hoffenheim darf sich Trainer André Breitenreiter keine allzu großen Hoffnungen mehr auf einen Verbleib machen. Der 49-Jährige musste einen Tag nach dem 2:5 beim VfL Bochum und dem Absturz in den Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga zum Krisengespräch. Zuvor hatten sich nach dpa-Informationen in Zuzenhausen bereits Sportchef Alexander Rosen und die Geschäftsführung getroffen. Dass Mehrheitseigner Dietmar Hopp Breitenreiter noch stützt, erscheint kaum vorstellbar.

Der 82 Jahre alte Mäzen und Milliardär hatte schon bei der Mitgliederversammlung im vergangenen Sommer gewettert, dass die verpasste Europa-League-Teilnahme den Verein etwa 20 Millionen Euro kosten würde, der verpasste Sprung in die Champions League „noch viel, viel mehr“. Damals hatte Sebastian Hoeneß nach einer ähnlichen Negativserie, wie sie jetzt sein Nachfolger Breitenreiter verantwortet, gehen müssen.

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Nach dem zehnten sieglosen Pflichtspiel nacheinander ist der Druck auf Breitenreiter persönlich und die Vereinsführung nun riesengroß. „Fakt ist auf jeden Fall: Es muss etwas passieren“, sagte Breitenreiter selbst. Er war als Meistertrainer des FC Zürich gekommen, stand nach einem starken Liga-Start mit seiner Mannschaft zwischenzeitlich auf dem vierten Tabellenplatz - stürzte nun aber völlig ab und wirkt zunehmend ratlos.

In Bochum machte Breitenreiter seinem Ärger über sein schwaches Team mit deutlichen Worten Luft. „Das, was ich heute gesehen habe, kann ich in keinster Weise akzeptieren. Das hat nichts mit Profifußball zu tun“, sagte der frühere Chefcoach von Hannover 96 und Schalke 04 nach dem Debakel. „Das werde ich mir sicherlich so nicht mehr gefallen lassen.“

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Rosen vermied ein klares Bekenntnis zum Trainer, explizite Kritik an ihm übte er aber auch nicht. „Ich sage, es ist ein Thema, alles zu hinterfragen und zu diskutieren“, sagte der Manager auf die Frage, ob eine Trennung von Breitenreiter ein Thema sei. Die zehn Spiele ohne Sieg „geben uns allen keine Argumente. Ich sage bewusst: uns allen.“ Mit Blick auf die ähnliche Misere in der vergangene Runde unter Hoeneß, erklärte der 43-Jährige: „Es ist zu einfach, nur den einen zu nehmen. Vielleicht müssen wir hier mal größere Fragen stellen.“

Schon länger gibt es Kritik an der TSG, dass sie für die Fußballprofis so etwas wie eine Wohlfühloase ist. Der selbst ernannte Ausbildungsverein, der kürzlich den französischen Stürmer Georginio Rutter für bis 40 Millionen Euro an Leeds United verkauft hat, gilt für viele als Sprungbrett. Oder für langjährige Spieler, die nicht mehr zu einem ganz großen Club gehen werden, als sichere Karrierestation.

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Der trainingsfreie Montag wurde - unabhängig von der Trainerfrage - für Kapitän Oliver Baumann und Co. erstmal gestrichen. Auch in Bochum zeigte die TSG eklatante Abwehrschwächen, obwohl erst kürzlich John Anthony Brooks verpflichtet wurde. Den dänischen WM-Stürmer Kasper Dolberg und den Ex-Dortmunder Thomas Delaney hatte Rosen ebenfalls nachverpflichtet. Immer häufiger muss sich der Direktor Profifußball kurz vor seinem zehnjährigen Dienstjubiläum Anfang April fragen lassen, ob er die Mannschaft richtig zusammengestellt hat. Ob sie auch Abstiegskampf kann, ist eine ganz andere Frage.

(lonn/dpa)
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