3:3 gegen Hoffenheim Borussia rettet wichtigen Punkt in der 90. Minute

Mönchengladbach · Borussia hat im vermeintliche Endspiel" spät einen Punkt gerettet. Gegen 1899 Hoffenheim gab es ein 3:3, bei dem Dieter Heckings Mannschaft dreimal nach einem Rückstand zurückkam.

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Josip Drmic erzielte sein zweites Tor als Borusse, Lars Stindl traf nach 1506 torlosen Pflichtspielminuten, doch das reichte erst zu einem Unentschieden, als auch Matthias Ginter sein fünftes Saisontor erzielt hatte. Benjamin Hübner, Andrej Kramaric (Elfmeter) und Florian Grillitsch hatten die Kraichgauer dreimal in Führung gebracht. Nach dem 3:3 tritt Borussia weiter auf der Stelle, hält die Europachance mit drei Zählern Rückstand auf Hoffenheim aber am Leben.

Dieter Hecking musste aus dem Kader minus zehn Spieler ein Team konstruieren. Weswegen nahezu alles neu war bei den Borussen, viel Personal und auch das System. Raffael und Fabian Johnson saßen auf der Bank und Oscar Wendt, gerade erst zurück aus der Verletzung, wurde sogar gleich ins Start-Team befördert. Wendt hatte seine Rückkehr eine Woche zuvor im Gespräch mit unserer Redaktion bereits in Aussicht gestellt. Er spielte im 3-4-2-1-System, das Hecking wählte, den vorgezogenen Linksverteidiger. Sein Pendant auf der rechten Seite war Patrick Herrmann. Die Doppelsechs bildeten Jonas Hofmann und Michael Cuisance, vorn spielten Lars Stindl, Thorgan Hazard und Raúl Bobadilla.

Doch das neue Konstrukt bekam schon in der 13. Minute Risse. Hoffenheims erster Eckball erreichte die Stirn von Benjamin Hübner, von dort flog der Ball ins Gladbacher Netz zum 0:1. Hoffenheim, mit zuletzt zwei Siegen und einem entsprechenden Selbstvertrauen angereist, wollte den Borussen früh den Mut nehmen, den sie aus dem "Jetzt-erst-recht"-Ansatz ziehen wollten. Zwei Minuten später gab es eine Doppelchance zum Ausgleich: Zunächst legte der agile Hofmann auf Stindl ab, dessen Schuss abgeblockt wurde, dann probierte es Herrmann mit einem Flugkopfball, den aber Oliver Baumann mit einer starken Parade abwehrte.

Borussia Mönchengladbach - 1899 Hoffenheim: Einzelkritik
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Foto: Dirk Päffgen

Dann kam der nächste Rückschlag. Bobadilla musste raus, er verletzte sich am Oberschenkel in einem Zweikampf mit Hübner. Josip Drmic kam ins Spiel. Der hatte sein bislang einziges Tor als Borusse gegen Hoffenheim erzielt — beim 3:3 am 28. November 2015. Erst aber war es Cuisance, der sich dem Tor näherte — sein Freistoß aus 25 Metern flog jedoch knapp am rechten Winkel vorbei. In der 21. Minute kam Wendt 13 Meter vor dem Tor zum Schuss, zielte aber über das Ziel.

Gelegenheiten waren also da, den Rückstand auszugleichen, doch das Problem der Borussen bleibt die Verwertung der Chancen. Während oben auf der Videowand immer wieder Treffer der Anderen angezeigt wurden, einer sogar des Hamburger SV, stand bei Gladbach die Null. Allerdings arbeitete auch Andrej Kramaric vor dem Tor ungenau nach der Hereingabe des Ex-Borussen Nico Schulz, er lenkte den Ball vorbei statt zum 2:0-Vorsprung ins Netz.

Borussias Rumpfteam mühte sich redlich gegen die spürbar eingespielteren Hoffenheimer, die Gladbacher versuchten es mit dem Mut der Verzweiflung. Und dann kam der Torschrei — mit Verzögerung. Drmic schaffte es, den Ball im Netz unterzubringen, nach einem Abpraller schob er den Ball über die Linie. Weil der Borusse den Ball an den Arm bekommen hatte, befragte Schiedsrichter Martin Petersen den Videoassistenten und entschied dann: der Treffer zählt.

Nachdem zuletzt die Gladbacher bei den Videobeweisen immer den Kürzeren gezogen hatten, fiele dieser nun mal wieder zu ihren Gunsten aus. Und Drmic hat weiter 100 Prozent seiner Gladbach-Tore gegen Hoffenheim gemacht. Es war das erste Offensiv-Tor der Gladbacher nach 663 Minuten — damals hatte Hazard gegen Augsburg das 2:0 erzielt. Was muss das für ein Gefühl für Drmic gewesen sein: In Leverkusen hatte er noch die große Chance zum 1:1 liegen gelassen, und nun war er da. Nach der langen Verletzungszeit, der Arbeit am Comeback und dem Warten auf diesen Moment durfte man dem Schweizer das Hochgefühl ganz sicher gönnen.

Borussia verdiente sich den Ausgleich, weil es sie den erneuten Rückschlägen nicht aufsteckte und weitermachte. Dass es spielerisch nicht rund lief, war angesichts des aus der Not geborenen Teams nachvollziehbar. Chancen indes gab es weiterhin. Erst schoss Hazard (44.) freistehend über das Tor, dann reagierte Baumann erneut gut gegen Herrmann (45.). Am Ende der Halbzeit hätten die Gladbacher sogar eine Führung verdient gehabt, weil sie das insgesamt engagiertere Team waren. Die Gäste agierten nach der Führung zu pomadig und fanden spielerisch kaum Lösungen gegen Gladbachs defensiven Fünferverbund, der vor der Pause nur beim 0:1 gewackelt hatte.

Nach dem Seitenwechsel kam bei Hoffenheim Mark Uth und damit wieder mehr Schwung ins Angriffsspiel der Gäste. Bei einem Konter traf Hofmann im eigenen Strafraum den Fuß von Serge Gnabry, der fiel und es gab Elfmeter. Kramaric verwandelte sicher zum 1:2. Wieder wurden die ausgelassenen Chancen bestraft, Gladbach lief erneut dem Rückstand hinterher — und war auf bestem Wege, den Anschluss an die Europa-Plätze endgültig zu verlieren.

In der 70. Minute schickte Hecking Raffael als letzten Hoffnungsträger aufs Feld. Und mit ihm an seiner Seite beendete Stindl nach 1506 Minuten (inklusive Pokalspiel gegen Leverkusen) seine Torflaute, zuletzt hatte der Kapitän beim 4:2 in Berlin am 18. November getroffen. Stindl traf nach Hofmanns Vorlage mit einem trockenen Schuss zum 2:2. Doch die Freude war von kurzer Dauer. Hofmann dribbelte sich an Schiedsrichter Petersen fest, Hoffenheim nutzte die geschenkte Balleroberung eiskalt aus und Florian Grillitsch schoss die Gäste erneut in Führung.

Borusse probierte alles, in der 80. Minute platzierte Elvedi einen Kopfball gut, aber nicht gut genug. Kurz darauf blieb Ginter im Hoffenheimer Strafraum liegen, doch das Spiel lief weiter. Ex-Borusse Schulz knallte den Ball an die Unterkante der Latte — mit Glück durfte Gladbach weiter hoffen. In Fabian Johnson kam der dritte Rückkehrer für die Schlussoffensive. Und dann fiel tatsächlich noch das 3:3: Raffael setzt sich durch, brachte den Ball herein und am langen Pfosten schob Ginter den Ball ins Tor. In der Nachspielzeit entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit Chancen für beide Teams - doch es blieb bei einem gerechten Remis.

(kk)
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