Stürmer denkt bei Tor an verletzten Bittencourt Modestes Trikot-Geste zeigt den Kölner Geist

Köln · Völlig erschöpft sank Anthony Modeste auf den Rasen. Um ihn herum tobten und jubelten die Fans des 1. FC Köln zu lauter Karnevalsmusik, doch Kölns Matchwinner fehlte am Ende eines denkwürdigen Pokalabends mit dem 2:1 (1:1, 1:1) n.V. gegen den Bundesliga-Rivalen 1899 Hoffenheim die Kraft, um in die Party einzusteigen.

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Foto: Twitter: FC St. Pauli

Auch das Reden überließ der Franzose nach der Zweitrundenpartie gegen seinen Ex-Klub lieber anderen. Dafür hatte Modeste zuvor Taten auf dem Platz sprechen lassen, gleich zu Beginn der Verlängerung (91.) das entscheidende 2:1 erzielt und ganz nebenbei auch noch für die Szene des Spiels gesorgt: Kaum hatte er den Ball zur Entscheidung über die Linie gedrückt, da zerrte er ein Trikot des verletzten Leonardo Bittencourt hervor und hielt es jubelnd in die Luft. "Das macht die Mannschaft aus. Seit dreieinhalb Jahren sagen wir, dass wir von der Homogenität der Mannschaft leben", sagte FC-Sportchef Jörg Schmadtke: "Die Aktion zeigt, dass wir das nicht nur erzählen, sondern dass es auch stimmt."

Bittencourt selbst, der aufgrund einer Bändeverletzung operiert worden war und bis Ende der Hinrunde ausfällt, schaltete sich später aus dem Krankenbett per Videoanruf in die Kabine und schickte via Twitter emotionale Grüße.

Tatsächlich waren dieser Zusammenhalt und diese Leidenschaft die Schlüssel zum verdienten Erfolg im ersten Kölner Pokalheimspiel seit sechs Jahren. Denn Hoffenheim hatte zwar die Anfangsminuten bestimmt, war früh durch Benjamin Hübner (8.) in Führung gegangen und wirkte insgesamt abgezockter und sicherer. Doch gegen Mitte der ersten Halbzeit wachte der FC auf, Marcel Risses (36.) Traumtor aus über 30 Metern leitete die Wende ein, ehe Modeste vor 42.900 Zuschauern den Schlusspunkt setzte.

TSG-Trainer Julian Nagelsmann haderte mit dem Spielverlauf. "Wir haben Köln durch ein, zwei leichte Fehler ins Spiel geholt und das Stadion geweckt", sagte der 29-Jährige und fügte an: "Die ersten 20 Minuten waren mit die besten in dieser Saison. Aber am Ende steht der Tony wieder da und drückt das Ding über die Linie."

Köln muss schon wieder reisen

Auf Modeste, der sein zehntes Pflichtspieltor in der laufenden Saison erzielte, wird es aus Kölner Sicht auch im Achtelfinale ankommen. In der Runde der besten 16 müssen die Geißböcke im Februar zum Hamburger SV — zum 14. Mal in 15 Pokalpartien steht für Köln also wieder ein Auswärtsspiel an.

"Wenn du nach sechs Jahren mal wieder ein Heimspiel hattest, wäre es natürlich zu viel verlangt, nochmal zu Hause zu spielen", sagte FC-Coach Peter Stöger mit Galgenhumor: "Im Ernst: Ein Traumlos ist es nicht. Bundesliga gegen Bundesliga ist immer schwer, aber natürlich ist Hamburg gegen Köln eine sehr reizvolle Partie."

(seeg/sid)
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