Supercup zwischen Bayern und Dortmund Es geht schon wieder um Titel

Dortmund · Borussia Dortmund und der FC Bayern München eröffnen die Saison mit dem ersten Pflichtspiel. Die Partie um den Supercup wird in 200 Länder übertragen. Es ist ein erstes Kräftemessen zwischen den Top-Favoriten auf die Meisterschaft.

 Großer Bahnhof: So war es vor zwei Jahren beim Supercup zwischen Dortmund und Bayern. (Archiv)

Großer Bahnhof: So war es vor zwei Jahren beim Supercup zwischen Dortmund und Bayern. (Archiv)

Foto: dpa/Guido Kirchner

Für die einen geht es lediglich um ein Titelchen ohne große Aussagekraft, für die anderen um einen richtigen Titel. Niko Kovac gehört zur zweiten Gruppe. „Der Supercup ist ein gutes Spiel“, sagt Bayern Münchens Trainer, „das habe ich vergangenes Jahr sehr ernst genommen, und das werden wir am Wochenende wieder ernst nehmen.“ Das ist sogar nachvollziehbar, denn es treffen mal wieder die Größten im deutschen Fußball aufeinander, Vizemeister Borussia Dortmund empfängt Meister Bayern (Samstag, 20.30 Uhr/ZDF). Nach dem lange ausgeglichenen Zweikampf der vergangenen Saison und ungewohnt forschen Tönen aus Dortmund ist es eine erste Standortbestimmung der Topklubs.

Entsprechend staatstragend geben sich die Hauptdarsteller. „Es ist extrem wichtig, gut in die Saison zu starten“, sagt beispielsweise der Dortmunder Kapitän Marco Reus, „wir wollen den Fans zeigen, dass wir bereit sind, Großes zu holen.“ So weit hat sich in Dortmund lange niemand mehr aus dem Fenster gelehnt wie der Fußballer des Jahres 2019. Und von Geringschätzung für die Veranstaltung ist überhaupt nichts zu hören. „Immerhin“, erklärt Reus, „ist ein Titel zu vergeben.“

Die Begleitumstände passen tatsächlich zu einem großen Spiel. Die gut 81.000 Plätze im ehemaligen Westfalenstadion, Deutschlands größter Arena, waren innerhalb von ein paar Stunden ausverkauft. Und in 200 Länder der Erde werden Fernseh-Bilder übertragen.

Einen lockeren Aufgalopp in die Saison wird es schon deshalb nicht geben. „In Dortmund zu spielen, hat immer eine gewisse Brisanz“, sagt der ehemalige Münchner Nationalspieler Thomas Müller. Er hat in der Vorbereitungsphase alte Qualitäten vor dem gegnerischen Tor wiederentdeckt. Beim 6:1-Sieg im sogenannten Halbfinale des Privatturniers um den Audi-Cup gegen Fenerbahce Istanbul traf Müller dreimal. Die Dortmunder werden genau hingeschaut haben.

Beim Finale des Münchner Turniers lohnte sich das genaue Hinschauen eher nicht. Da holte eine Mischung aus Talenten und spät eingewechselten Stammkräften ein 0:2 gegen Tottenham Hotspur zwar zum 2:2 auf, unterlag allerdings mit 5:6 im Elfmeterschießen. Große Aufschlüsse erlaubte das nicht. Trainer Kovac deckte seine Karten vor dem ersten Treffen der Giganten des deutschen Fußballs lieber nicht auf.

Die leicht angeschlagenen Serge Gnabry und Javi Martínez spielten gar nicht, der eingewechselte Kingsley Coman humpelte nach fünf Minuten verletzt in die Kabine. „Ich glaube“, sagt Kovac, „dass es nicht so schlimm ist.“ Da sprach Hoffnung mit. Denn viele Ausfälle kann sein recht dünn besetztes Aufgebot nicht vertragen. Das erklärt das weiter hartnäckige Werben um Leroy Sané von Manchester City. Vereinschef Karl-Heinz Rummenigge will dazu „keine Wasserstandsmeldungen mehr abgeben“. Und seinen Trainer rüffelte er öffentlich, weil der zarte Zuversicht zum bevorstehenden Wechsel des Nationalstürmers verbreitet hatte.

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Dortmund hat sich deutlich breiter aufgestellt als der große Rivale. Aber auch der BVB wird vermutlich nicht alle Mann an Bord haben. Julian Brandt wird sein erstes Pflichtspiel im neuen Klub wegen seiner Adduktorenprobleme sicher verpassen, Thorgan Hazard wegen einer Prellung am Fuß wahrscheinlich. Torwart Roman Bürki musste eine Fleischwunde am Schienbein nähen lassen.

Dem „Kicker“ hat der Schweizer Schlussmann aber schon deutlich gemacht, dass er sein Team in einer dem Saisonzeitpunkt höchst angemessenen Form sieht. „Wir werden zu 90 Prozent bereit sein, einen Ernstkampf zu bestreiten.“ So sagen sie das in der Schweiz. Sein Kollege Reus drückt es auf seine Weise aus: „Es ist klar, dass weder wir noch München bei 100 Prozent sind.“ Aber auch unterhalb der 100-Prozentmarke kann es zum „Ernstkampf“ kommen.

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Schließlich sind die Voraussetzungen ähnlich. Beide Teams gingen auf eine Werbetournee in den USA, beide haben in den jüngsten Testspielen relativ gute Form bewiesen. Und beide wissen, dass es in Begegnungen zwischen den Branchen-Größen immer ums Prestige geht. Das unterstreicht Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc. „Es ist für beide der Ernstfall“, versichert er.

Auch er sieht diesmal keinen Grund, den BVB kleiner zu reden, als er ist. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat bereits den Titel (den richtigen, den Titel des deutschen Meisters) als Saisonziel ausgerufen. Und Zorc formuliert ebenfalls neue Ansprüche des Vizemeisters. „Die haben sich automatisch aus der vergangenen Saison ergeben“, erklärt der Sportchef der Westfalen, „unsere Leistungen sind eine Verpflichtung und eine Motivation.“

Das betrifft sicher auch die Funktionärsetage. Sie fühlte sich aufgerufen, die Mannschaft noch mal kräftig aufzurüsten. Der Königstransfer ist zweifellos Weltmeister Mats Hummels, der drei Jahre in München spielte. Während Medien und Mannschaft die Rückkehr des Leitwolfs feiern, sind Teile der Fanszene zumindest skeptisch. Sie haben nicht vergessen, dass er Kollegen schulmeisterte, die den BVB verließen, und dann selbst den (vorübergehenden) Absprung suchte. Hummels steht beim ersten Pflichtspiel (ausgerechnet, wie es so schön heißt) gegen den früheren Arbeitgeber unter besonderer Beobachtung.

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