Gastbeitrag Warum Klubs ihre Profis ausgliedern sollten

Noch immer weigern sich Vereine der 1. und 2. Bundesliga, ihr Profiteam aus dem eingetragenen Verein auszugliedern. Damit leugnen sie die geltende Gesetzeslage und die entsprechende Rechtsprechung der vergangenen Jahrzehnte. Ein Gastbeitrag.

Fortuna Düsseldorf: Bilder von der Mitgliederversammlung
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Wir befinden uns im Jahre 2017 nach Christus. Alle Fußballvereine haben ihre Profimannschaften ausgegliedert - alle Vereine? Nein! Ein unbeugsamer Haufen von Vereinen hört nicht auf, dem Vereinsrecht Widerstand zu leisten. Doch bei näherem Hinsehen stellt man fest, dass diese Vereine leider über keinen Zaubertrank verfügen, um die drohende vollständige Löschung zu verhindern.

Der FC Schalke 04, der SC Freiburg und auch Fortuna Düsseldorf gehören zu diesem Haufen von mehr als einem Dutzend unbeugsamer Vereine der beiden Bundesligen, die sich standhaft weigern, der Rechtsrealität ins Auge zu blicken. Noch Ende Oktober erklärte die Spitze der Fortuna gegenüber der Rheinischen Post, dass Fortuna und Ausgliederung "gar nicht" zusammenpassen würden. Für viele sogenannte Traditionalisten ist die Ausgliederung der Profimannschaften der Anfang vom Ende des Fußballs, wie sie ihn kennen und wollen. Da mögen die Worte der Fortuna-Spitze wie Balsam gewirkt haben, doch eins wird übersehen: Ein nichtwirtschaftlicher, gemeinnütziger Verein kann keine Profifußballmannschaft betreiben.

Diese Erfahrung durfte zuletzt der Bundesligist Mainz 05 machen, der sich auf ein von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten stützend, kategorisch erklärte, man müsse nicht ausgliedern. Recht schnell erklärte das Registergericht Mainz jedoch, dass es diese Rechtsauffassung nicht teilt und forderte den FSV auf, doch bitte sofort seine Profimannschaft auszugliedern. Als bis jetzt letzter Verein hat es der VfB Stuttgart an das rettende Ufer der Rechtssicherheit geschafft. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Registergerichte wie im Falle des FSV bei den jeweiligen Vereinen anklopfen werden.

Kurz zum Hintergrund: Was steckt hinter der Notwendigkeit der Ausgliederung? Vereine, die am Profifußball teilnehmen, sind durch die Bank nichtwirtschaftliche, gemeinnützige Vereine. Deren Streben ist nach der jeweiligen Satzung und dem Willen des Gesetzgebers an solche Rechtseinheiten gerade nicht auf den Betrieb eines wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs gerichtet. Zwar dürfen auch solche gemeinnützigen Vereine sich wirtschaftlich betätigen, doch nur in ganz eingeschränktem Maße und nur dann, wenn diese wirtschaftliche Betätigung dem ideellen Hauptzweck funktional untergeordnet ist. Beispiel gefällig: der Betrieb einer Vereinsgaststätte.

Mainz erwirtschaftete im Geschäftsjahr jedoch einen Umsatz von 110 Millionen Euro und einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 10,9 Millionen Euro. Bei den Summen, die die Vereine der Bundesliga erwirtschaften, muss man also nicht lange darüber sinnieren, ob die jeweilige Nebenerwerbswirtschaft noch Nebenzweck oder nicht schon längst zum Hauptzweck geworden ist.

Gerade in Anbetracht dieser faktischen und rechtlichen Eindeutigkeit, ist die Vehemenz, mit der die immer noch als Vereine organisierten Klubs auf das Thema Ausgliederung reagieren, schlichtweg nicht nachvollziehbar. Zu behaupten, die Rechtsform des Vereins sei rechtlich geeignet, am Profifußball teilzunehmen, bedeutet, die geltende Gesetzeslage und die entsprechende Rechtsprechung der vergangenen Jahrzehnte zu leugnen. Die Vereine, die an dieser nicht haltbaren Rechtsmeinung festhalten, bringen sich und ihre Mitglieder darüber hinaus auch in arge Bedrängnis, denn es droht die Löschung von Amts wegen. Mit der Löschung des Vereins aus dem Vereinsregister tritt aber das ein, was wohl kein Vereinsmitglied für möglich hält und wohl auch nicht will, denn mit der Löschung haften auf einmal alle Vereinsmitglieder den Gläubigern des Vereins. Gerade bei Vereinen der Fußballbundesliga sind das keine geringen Beträge, für die Mitglieder auf einmal haften müssen.

Die Vereine müssen sich also nicht die Frage des Für und Wider einer Ausgliederung beantworten, denn die Antwort steht schon fest: Die Profimannschaft muss ausgegliedert werden. Nachdem man sich einmal dieser Tatsache bewusst geworden ist, gilt es für die Klubs, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und nicht darauf zu warten, dass das Registergericht freundlich nachfragt, wann man denn nun ausgliedert.

Zur Professionalisierung gehört es eben auch, den Realitäten ins Auge zu blicken. Wenn man als Verein nicht an der Bundesliga teilnehmen kann, ohne Gefahr zu laufen, gelöscht zu werden, dann muss man das akzeptieren und das Beste daraus machen. Es hilft nichts, so zu tun, als ob man Alternativen zur Ausgliederung hätte, denn die gibt es nicht, außer natürlich, man steigt freiwillig aus dem professionellen Fußball ab. Das kann aber wohl kein Verein geschweige denn dessen Fans und Mitglieder wollen.

Unser Autor: Paul Lambertz (37) ist einer der renommiertesten Sportrechtsexperten des Landes. Der Jurist arbeitet bei der Kanzlei DWF Germany in Köln.

(RP)
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