Spobis in Düsseldorf Matthias Sammer ist das Gewissen des Fußballs

Düsseldorf · Er sei mit sich im Reinen, sagt der ehemalige DFB-Direktor Matthias Sammer auf der „SpoBis“ in Düsseldorf. Den Fußball von morgen wolle er mitgestalten, der deutsche Fußball könne noch viel besser dastehen.

 Auch in den Gesten der Mann, der seine Zuhörer überzeugen will: Matthias Sammer, der Berater von Borussia Dortmund auf dem „SpoBis“ in Düsseldorf.

Auch in den Gesten der Mann, der seine Zuhörer überzeugen will: Matthias Sammer, der Berater von Borussia Dortmund auf dem „SpoBis“ in Düsseldorf.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Matthias Sammer fühlt sich in seiner bekanntesten Rolle am wohlsten: als Matthias Sammer. Er war Spieler. Er war Trainer. Er war Sportdirektor. Er war Sportvorstand. Sammer hat in seinem Leben viel erreicht. Nicht immer war er glücklich. Manchmal musste er sich verstellen, musste Rücksicht nehmen. Nun sagt er, sei alles entspannter. Er ist Berater bei Borussia Dortmund. Er ist TV-Experte für Eurosport. Sammer kokettiert damit, Sammer sein zu können. So entspannt. So entschleunigt. So wenig grantelig und dennoch unabhängig genug, um sich einzumischen. Oder wie er es ausdruckt beim „SpoBis“ in Düsseldorf: „Ich habe die Freiheit und nehme mir manchmal das Recht, über Fußball zu sprechen.“

Sammer ist so etwas wie das Gewissen des deutschen Fußballs. Jedenfalls hat er nichts dagegen, sich als solches zu inszenieren. Der deutsche Fußball steht gut da, er könnte aber noch viel besser dastehen. Sammer warnt vor Stillstand. Er prangert fehlende sportliche Qualifikation auf Entscheidungsebene von Deutscher Fußball Liga (DFL) und Deutschem Fußball Bund (DFB) an. Er findet es nicht gut, dass immer mehr Leistungsdaten den Sport bestimmen. „Was nützt es dir, dass du zu einem Spiel eine Analyse von mehr als 120 Seiten bekommst? Du musst auch mit den Daten umgehen können“, sagt er. „Man sollte sich nicht nur darauf verlassen. Du musst Erfolg riechen können.“

Und da wären noch die ganzen ungelernten Kräfte in der Branche, die sich anmaßen, über Fußball zu sprechen, obwohl sie selbst nicht gespielt haben. „Wie soll ein Sportvorstand einen Trainer verstehen, wenn er selbst nie in der Rolle war? Der Kerl muss ein Zauberer sein“, findet Sammer und ist selbst sichtbar zufrieden mit diesem Vergleich. Ob er damit unter anderem Christian Heidel meint, den Sportvorstand von Schalke 04, der lange Geschäftsführer eines Autohauses war, bleibt unbeantwortet.

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Foto: dpa/Fredrik von Erichsen

Sammer sagt, er sei mit sich im Reinen. Er habe seine Kämpfe ausgefochten, er wolle niemandem zu nahe treten, er wolle sich für keinen Posten bei einem Klub oder Verband bewerben. Ein paar Sätze später hört sich das dann schon wieder etwas anders an, wenn er über seine Zukunftsplanung spricht. „Ich möchte nicht, dass der Fußball mir davon läuft“, sagt er. „Ich möchte wissen, wie der Fußball morgen funktioniert.“ Und diesen Fußball möchte er mitgestalten. Natürlich.

Vielleicht in absehbarer Zeit noch etwas intensiver bei Borussia Dortmund. Hans-Joachim Watzke sitzt ein paar Stunden später ebenfalls auf „SpoBis“-Bühne. Der Geschäftsführer des BVB sagt, er wünsche sich als Nachfolger einen Kandidaten aus den eigenen Reihen, sollte er von der großen Bühne abtreten. „Ich hätte ziemlich viel falsch gemacht, wenn wir jemand von extern holen müssen“, sagt Watzke, 59. „Wir haben einige gute Kräfte.“

Er will einen mit Stallgeruch. Wie Sammer, Michael Zorc, Sebastian Kehl und Lars Ricken. Sollte Sammer Ansprüche auf den Posten haben, würde er eine natürliche Wahl sein. „Ich bekomme erst mit 66 Jahren und acht Monaten Rente“, verrät er. „Einen völlig Verblödeten zu nehmen, nur weil der bei uns 15 Jahre gespielt hat, das geht auch nicht.“

Der „SpoBis“ ist ein Stelldichein der Sportbranche. Sammer, Watzke, und am Ende des Tages kommt auch noch Karl-Heinz Rummenigge auf die Bühne. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München entscheidet sich indes für das große diplomatische Besteck und lässt sich auf keinerlei Scharmützel ein. Die Medien sind schuld, die Liga doch spannend, der FC Bayern ein toll geführter Verein. Das Übliche eben, was man so sagt.

Er selbst, sagt er, nehme sich nicht so wichtig. „Jeder ist ersetzbar, sogar ich“, sagt der 63-jährige ehemalige Weltklassespieler. „Ich habe mit diesem Verein alles erreicht. Irgendwann wird der Punkt kommen, wo ein Jüngerer übernehmen wird.“ Oliver Kahn?

Rummenigge macht eine kurze Pause. „Ich werde meinen Nachfolger nicht selbst vorschlagen. Ich bin mir sicher, es wird ein geeigneten Kandidaten geben. So etwas passiert nicht über Nacht. Es dauert Jahre, so eine Position zu beherrschen.“

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