Sechster Spieltag der Premiera Division Spanien: Spitzenklubs wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Madrid (rpo). Real Madrids "Königliche" präsentieren sich nach den Triumphen in Europas Königsklasse in der Primera Division nur als biederes Fußvolk, der FC Barcelona erklimmt nach der Champions-League-Pleite in Leverkusen die nationale Tabellenspitze und Heynckes-Klub Athletic Bilbao kann nach drei Auswärtssiegen zu Hause einfach nicht gewinnen.

Spaniens Spitzenklubs zeigen wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde derzeit zwei völlig verschiedene Gesichter. Vor allem aber dem deutschen Trainer Bernd Krauss scheint nach der vierten Niederlage von Real Mallorca am sechsten Spieltag die gute Laune auf Deutschlands beliebtester Ferieninsel zu vergehen.

"Ein anderer Trainer könnte an unserer Situation auch nichts ändern. Wir haben einfach nicht einen so gut besetzten Kader, um die Doppelbelastung in Champions League und Meisterschaft zu kompensieren", klagte Krauss, dessen "Ballermänner" nach der 0: 3-Schlappe beim FC Barcelona weiter auf dem drittletzten Tabellenplatz herumdümpeln. Noch kann der ehemalige Coach von Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach, der in Barcelona unter anderem auf den gesperrten Torjäger Samuel Eto´o verzichten musste, allerdings vom guten Start in der Champions League mit Erfolgen gegen Arsenal London und bei Schalke 04 zehren.

Entlassungs von Krauss "eine Frage der Zeit?"

Die Lokalpresse auf der Ferieninsel hält die Entlassung von Mallorcas Trainer Bernd Krauss nur noch für eine Frage der Zeit. "Wer hat diesen Coach bloß geholt?", ereiferte sich das Blatt "El Dia de Baleares" am Donnerstag. In Madrid sitzt Trainer Vicente del Bosque dagegen fest im Sattel, dafür herrscht aber schiere Ratslosigkeit. Niemand weiß, wen man für die Krise Reals verantwortlich machen soll.

"Die Abwehr war ein Witz, das Mittelfeld ohne Linie und der Angriff gar nicht auf dem Platz", beschrieb das Sportblatt "Marca" die Darbietung in Las Palmas. Madrids Verteidigung ist - zusammen mit der von Espanyol Barcelona - die schlechteste der Liga. In Las Palmas kassierte sie vier Gegentore gegen einen Team, das in den fünf bisherigen Spielen gerade drei Treffer zu Stande gebracht hatte. Ausgerechnet im Jahr seines 100-jährigen Bestehens erwischte Real den schlechtesten Saisonstart seit 1929.

Barca für 24 Stunden Tabellenführer

Zwei Treffer des ehemaligen Nationalspielers Luis Enrique sowie ein Tor von Argentiniens Nachwuchstalent Javier Saviola brachten hingegen "Barca" für zumindest 24 Stunden die Tabellenführung ein. "Es ist ein schönes Gefühl, oben zu sein. Für Prognosen ist es aber noch viel zu früh", stellte indes Mittelfeldspieler Phillip Cocu vorsichtig fest.

Dabei beträgt der Vorsprung auf Spaniens Rekordtitelträger und Dauerrivale Real Madrid nach dessen erbärmlicher Vorstellung beim 2: 4 in der Kanaren-Hauptstadt Las Palmas bereits neun Punkte. Real-Coach Vincente del Bosque, in der Champions League nach drei Spielen noch ungeschlagen, bewahrt nach dem enttäuschenden Start in der Meisterschaft mit fünf Punkten aus sechs Spielen noch die Ruhe: "Das Ergebnis zeigt nur, wie stark die spanische Liga ist", sagte del Bosque, der wegen der anstehenden WM-Qualifikationsspiele auf seine Stars Luis Figo, Roberto Carlos und Steve McManaman verzichten. Grund zur Freude hatte lediglich "Weltfußballer" Zinedine Zidane, der sich mit seinem vierten Saisontreffer zum zwischenzeitlichen 2:2 an die Spitze der Torjägerliste schoss.

Am übernächsten Samstag kommt es beim Heimspiel gegen Athletic Bilbao zum Wiedersehen mit Ex-Coach Jupp Heynckes. Der deutsche Trainer verpasste mit dem baskischen Klub nach drei Auswärtssiegen in Folge durch ein 0:0 gegen Betis Sevilla auch im dritten Heimspiel den ersten Sieg. "Uns sind wieder zwei wichtige Punkte durch die Lappen gegangen", erklärte "Don Jupp" enttäuscht. Betis musste durch das torlose Remis indes die Tabellenführung an Barcelona abtreten.

(RPO Archiv)
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