Von Phantomtoren und Pantomimen So kurios war das Sportjahr 2013

Köln · Stefan Kießling fand ein Loch im Netz, Sepp Blatter verhöhnte Superstar Cristiano Ronaldo und Wladimir Putin zeigte sich als schlechter Gastgeber: Eine Auswahl der Kuriositäten im Sportjahr 2013.

Bundesliga 13/14: Das Phantom-Tor von Stefan Kießling
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Bundesliga 13/14: Das Phantom-Tor von Stefan Kießling

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Als der Ball durch das Hoffenheimer Tornetz schlüpfte, war eines augenblicklich klar. Stefan Kießling hat sich mit seinem Phantomtor ungewollt einen Platz in den Geschichtsbüchern der Fußball-Bundesliga gesichert - und auch auf der Liste der sonderbaren Begenbenheiten im Sportjahr 2013 steht der Stürmer von Bayer Leverkusen ganz oben. Aus deutscher Sicht hielten da selbst eine kontroverse Pantomime von Fifa-Boss Joseph S. Blatter und ein kurioser Abbruch der DTM-Premiere in Russland kaum mit.

Zu unwahrscheinlich war das, was sich da am 18. Oktober im Spiel zwischen 1899 Hoffenheim und Kießlings Leverkusenern (1:2) zugetrug. Der Stürmer köpfte den Ball ans Außennetz, welches eben an dieser Stelle ein Loch aufwies. Das Spielgerät fand auf diesem Umweg in das Gehäuse, Schiedsrichter Felix Brych gab den Treffer - und überraschte damit nicht nur Kießling, der sich zunächst enttäuscht abgedreht hatte.

In der Folge wurde es vor allem für den 29-Jährigen unangenehm. Via Facebook bat Kießling um Verständnis und beteuerte, die entscheidende Szene einfach nicht gesehen zu haben. Nicht nur im sozialen Netzwerk brach dennoch einiges über ihn herein, im Briefkasten fand er Drohbriefe, sein Verhalten war wochenlang das Thema. "Ich habe mich schon gefragt, mit welchem Recht manche Fans, Kollegen und Reporter Äußerungen über mich von sich geben", sagte der Torjäger später: "Das ging weit über das Erträgliche hinaus." Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes entschied bald, dass das Spiel nicht wiederholt wird. Viele Fans hoffen nun darauf, dass der Vorfall zumindest auf die Einführung einer Torlinien-Technik beschleunigend wirkt.

Primera Division 13/14: Ronaldo provoziert Blatter
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Primera Division 13/14: Ronaldo provoziert Blatter

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Fifa-Chef Blatter befand sich noch nicht einmal in der Nähe eines Fußballplatzes, als er für ein weiteres Kuriosum des Jahres sorgte. Vor Studenten der Universität in Oxford vergaß er mit Blick auf die anstehende Wahl des Weltfußballers seine Überparteilichkeit und verspottete Portugals Offensivstar Cristiano Ronaldo. Während Konkurrent Lionel Messi "ein guter Junge" sei, trete Ronaldo wie ein Feldherr auf, sagte Blatter, und äffte den Stürmer von Real Madrid mit staksigen Bewegungen nach. Einmal in Fahrt - wohl auch angetrieben vom Applaus der Zuhörer - wies Blatter zudem darauf hin, dass Ronaldo mehr Geld für Friseurbesuche ausgebe.

Für den Chef des Weltverbandes, so die einhellige Meinung, gehöre sich das nicht, das merkte auch Blatter schnell und entschuldigte sich via Twitter. Die Lawine der Empörung rollte dennoch bereits, auch Ronaldos Klub und sogar die portugiesische Politik bezogen klar Stellung. Der Superstar selbst schickte nach einem Dreierpack gegen den FC Sevilla ganz persönliche Grüße an Blatter - und bejubelte sein Tor mit einem militärischen Gruß.

Doch auch abseits der ganz großen Bühne bestaunten die Sportfans im zurückliegenden Jahr Ungewöhnliches. So drohte der erste Auftritt der Tourenwagenserie DTM in Russland zwischenzeitlich zur Farce zu werden. Während des Qualifyings wurde der Luftraum über der Strecke nahe Moskau für einen Überflug Wladimir Putins gesperrt - angeblich war der Präsident auf dem Weg in den Badeurlaub. Der Rettungshubschrauber durfte damit nicht mehr ausrücken, das Zeittraining wurde abgebrochen. "Andere Länder, andere Sitten", sagte der spätere Champion Mike Rockenfeller kopfschüttelnd, der Vorgang wenige Monate vor den Winterspielen in Sotschi sorgte für viel Unverständnis.

In Japan stellte Kenichi Ito derweil einen offiziellen Weltrekord im Vierfüßler-Lauf auf. Die 100 Meter schaffte der 31-Jährige krabbelnd in 16,87 Sekunden, sicherte sich damit einen Platz im Guinness-Buch der Rekorde - und setzte sich gleich höhere Ziele: "Ich verbessere mich jedes Jahr um eine Sekunde. Bei den Spielen 2020 in Tokio müsste ich also unter zehn Sekunden laufen - da werde ich Gold holen!"

Und in Brasilien, Ausrichter der Fußball-WM 2014, stellte der frühere Weltfußballer Ronaldinho noch einmal seine Schlitzohrigkeit unter Beweis. Bei der Copa Libertadores traf der 33-Jährige mit Atletico Mineiro auf den FC Sao Paulo, als er in der 13. Minute unbehelligt zum gegnerischen Torwart schlenderte und um einen Schluck Wasser bat. Frisch gestärkt blieb Ronaldinho weiter in der vermeintlichen Abseitsposition - und hatte so beim folgenden Einwurf seines Teams mehr als zehn Meter Vorsprung. Einen Querpass später stand es 1:0, das Spiel endete 2:1 - und Monate später sicherte sich Ronaldinhos Klub auch den Finalsieg.

(sid)
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