Verband gibt keinen Gründe an Slowenen schicken Zahovic nach Hause

Seogwipo/Südkorea (rpo). Zunächst war es nur ein Krach - nun haben sich die Probleme im slowenischen Team zu einem Skandal ausgeweitet. Der WM-Neuling hat sogar Mittelfeld-Star Zlatko Zahovic nach Hause geschickt. Dies teilte der slowenische Verband in einer Erklärung ohne Angabe von Gründen mit.

Der Verband zog damit die Konsequenzen aus einem Streit zwischen dem Mittelfeldspieler von Benfica Lissabon und Trainer Srecko Katanec. Der 38-jährige Chefcoach hatte einen Tag zuvor noch angekündigt, nach der WM sein Amt vorzeitig niederlegen zu wollen. Zahovic hat unterdessen mit Andeutungen über finanzielle Unregelmäßigkeiten beim Transfer von Milenko Asimovic von Roter Stern Belgrad zu Tottenham Hotspur für einen weiteren Eklat gesorgt.

Der seit langem schwelende Streit zwischen dem aus Maribor stammenden Zahovic und dem aus der Hauptstadt Ljubljana kommenden Katanec eskalierte nach der 1:3-Niederlage gegen Spanien. Katanec hatte den Spielmacher nach einer schwachen Leistung in der 63. Minute ausgewechselt.

Wie schon im Test gegen Ghana, als er hinter dem Tor statt an der Mittellinie das Spielfeld verlassen hatte, machte Zahovic danach seinem Ärger Luft. "Warum wechselst du nicht auch einen Spieler von Ljubljana aus", soll er den Coach angegiftet haben. In der Kabine gerieten beide erneut aneinander. Kapitän Ales Ceh ging dazwischen und verhinderte eine Prügelei. "Ich bin noch nie in einem wichtigen Länderspiel so früh ausgewechselt worden", moserte Zahovic. Sloweniens Top-Torjäger, der in 65 Länderspielen 32 Tore erzielt hat, drohte sogar mit seiner Abreise.

Neben der traditionellen Antipathie der Vereine aus Maribor und Ljubljana trennt Katanec und Zahovic ihre Auffassung vom Mannschaftssport. Der frühere Bundesliga-Profi Katanec verachtet Star-Kult. Zahovic wurde sein divenhaftes Benehmen bereits während seines Intermezzos bei Olympiakos Piräus zum Verhängnis. Die Entscheidung des Verbandes kommentierte der Gewinner des Machtkampfes ironisch: "Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein."

Die Vorfälle nach außen getragen haben soll Dzoni Novak von der SpVgg Unterhaching, der sich als einziger offen zu Katanec? autoritärer Linie bekannte und deshalb ebenfalls mit Zahovic aneinander geriet. Als Katanec die Vertrauensfrage stellte, schwiegen sich 20 Spieler aus. Der frühere Freiburger Miran Pavlin und Amir Gajser von Ipswich Town verlangten von Katanec mehr Respekt vor Zahovic.

Welches Echo das jähe Ende des slowenischen Fußball-Märchens drei Wochen vor dem Nationalfeiertag am 25. Juni zu Hause findet, bleibt abzuwarten. Zahovic gilt zwar als Idol, allerdings hat er nie für einen Club in seiner Heimat gespielt. Katanec der früher auch für den VfB Stuttgart und Sampdoria Genua aktiv war, gewann im vergangenen Jahr die Wahl zum populärsten Slowenen noch vor Staatspräsident Milan Kucan. Er gilt als eine Art "Beckenbauer von Slowenien" und hatte das seit 1991 unabhängige Land, für das er selbst noch fünf Länderspiele absolvierte, bereits zur EM-Endrunde 2000 geführt.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort