Spendenaktion Wattenscheid ist auch ohne Sanes Hilfe gerettet

Bochum · Der Regionalligist Wattenscheid 09 kann nun doch weiter machen. Zwar kamen bei der Crowdfunding-Kampagne nicht die nötigen 350.000 Euro zusammen. Es fand sich aber noch ein großzügiger Spender.

 Der Spieler-Tunnel im Lohrheide-Stadion der SG Wattenscheid 09.

Der Spieler-Tunnel im Lohrheide-Stadion der SG Wattenscheid 09.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Am Ende hat Wattenscheid 09 die Hilfe von Superstar Leroy Sane doch nicht nötig gehabt. Fast in letzter Minute wendete der Stammklub des deutschen Fußball-Nationalspielers zu Wochenbeginn die drohende Insolvenz ab. Wenige Stunden vor Ablauf der Frist am Montagabend stockte Aufsichtsratschef Oguzhan Can über seine Firma (WTC Camp Sports) beim klammen Regionalligisten die eingegangenen Spenden aus einer offenbar nur mäßig erfolgreichen Crowdfunding-Aktion auf die benötigte Summe von 350.000 Euro zur Sicherung des Spielbetriebes auf. Damit blieb dem Klub aus dem Bochumer Westen ein Schicksal wie manch anderem Traditionsverein in den vergangenen Jahren zumindest vorerst erspart.

"Es wäre tragisch gewesen, wenn dieser Traditionsverein von der Fußball-Landkarte verschwunden wäre. Der Verein lebt noch. Daher habe ich mich entschieden, die Restsumme aufzustocken und dem Verein eine Zukunft zu ermöglichen. Wir werden den Verein breiter aufstellen und Strukturen schaffen, um ihn langfristig wieder auf Kurs zu bringen", sagte Can. Für März kündigte der starke Mann der Schwarz-Weißen eine Mitgliederversammlung an, "um unsere Visionen für die Zukunft vorzustellen".

Unklar blieb eine etwaige und von den Wattenscheider Fans lange erhoffte Beteiligung von Sane an der Rettung des Klubs. Der Angreifer des englischen Meisters Manchester City und Sohn des Wattenscheider Kultspielers Souleyman Sane, der in der Lohrheide als fünfjähriger Bambini das Fußball-Einmaleins erlernte, hatte sich bis zuletzt nicht öffentlich zu den Problemen seines Heimatvereins geäußert. Je näher allerdings die "Stunde der Wahrheit" für Wattenscheid in den vergangenen Tagen gerückt war, desto intensiver hatte Wattenscheids Anhang nach einer vergleichsweise "kleinen Finanzspritze" des 23 Jahre alten Multimillionärs gerufen.

Cans Engagement bedeutet für Wattenscheid, das einst zu seinen Glanzzeiten für "die beste Stadionwurst Deutschlands" bekannt war, ein nach dem vergangenen Wochenende kaum noch für möglich gehaltenes Happy End. Denn bis Montagmorgen waren gerade einmal nur Spenden und andere Hilfszahlungen wie von den Reviernachbarn Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen in Höhe von insgesamt rund 140.000 bestätigt. Zu groß schien die verbliebene Lücke, als dass eine Rettung noch für besonders realistisch gehalten wurde.

Wattenscheid oberster Kontrolleur hatte zunächst vom Einsatz weiterer Eigenmittel absehen und vielmehr ein Zeichen der Solidarität aus dem Wattenscheider Umfeld eingefordert, nachdem der Unternehmer seinen eigenen Angaben zufolge bereits in der Vergangenheit Altschulden des Vereins in Millionenhöhe übernommen hatte. Die nicht ausreichende Unterstützung bis kurz vor Fristende führte offenkundig zu seinem Sinneswandel für eine Ausweitung seines persönlichen Engagements. Weiteres Geld soll bald auch von außen in die Klubkasse fließen: Bundesligist und Reviernachbar Schalke 04 kündigte am Montag ein Freundschaftsspiel gegen die SG in der Vorbereitung auf die neue Saison an - die Einnahmen sollen komplett an die Wattenscheider gehen.

Die vorherigen Hoffnungen auf einen außerordentlichen Geldregen durch einen Sane-Scheck in Wattenscheids Lager unterstrichen jedoch nur die Notwendigkeit eines Kurswechsels im Finanzgebaren des Vereins. Die existenzbedrohenden Probleme nämlich sind hausgemacht gewesen: Der Verein, deutschlandweit nicht nur für Nostalgiker inzwischen ein Sinnbild für Fußball-Romantik, hatte sich bei seinen Bemühungen um eine Rückkehr zumindest in den drittklassigen Profi-Fußball wie andere Traditionsklubs in den vergangenen Jahren auch schlichtweg übernommen. Auch die im vergangenen Sommer noch hochfliegenden Pläne zur Entwicklung des Klubs "zum digitalisiertesten Verein Europas" und damit für schnelle Millionen-Einnahmen platzten inzwischen schon wie eine Seifenblase.

(rent/dpa)
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