Künftig Rote Karte für "Modefouls" Schiedsrichter sollen härter durchgreifen

Karlsruhe (dpa). Schwalben-Königen, notorischen Trikot-Zupfern und Ellbogencheck-Spezialisten soll es künftig härter an den Kragen gehen. Volker Roth, der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), forderte die Unparteiischen zu rigorosem Durchgreifen nach der Winterpause auf. "Brutale Vergehen gibt es kaum noch, dafür aber immer mehr versteckte Foulspiele", sagte Roth bei der DFB-Schiedsrichtertagung aller Erst- und Zweitliga-Referees in der Sportschule Schöneck in Karlsruhe.

Der frühere WM-Schiedsrichter kritisierte den zunehmenden Ellbogeneinsatz in Zweikämpfen. "Das ist zum Modefoul geworden und dafür wird es in Zukunft gegebenenfalls direkt die Rote Karte geben", sagte Roth. Bei dem dreitägigen Lehrgang seien die je 22 Erst- und 22 Zweitliga-Referees dafür sensibilisiert worden. Zudem kritisierte er die Einstellung und das Verhalten einiger Kicker: "Die Spieler glauben, sie könnten sich alles erlauben."

FIFA-Schiedsrichter Markus Merk (Kaiserslautern) räumte derweil Probleme bei der Beurteilung der Ellenbogenchecks ein. "Das passiert meistens in Luft- oder Laufduellen. Daher ist es unwahrscheinlich schwierig zu entscheiden, ob es noch zum Bewegungsablauf gehört oder nicht", sagte der Zahnarzt aus der Pfalz. Merks Schiedsrichter- Kollege aus Bayern, Franz-Xaver Wack, attestierte den Fußballspielern bei Fouls eine gewisse Kreativität. "Wenn die Schiedsrichter eine Domäne übernehmen und wie im Vorjahr das Grätschen unterbinden, suchen sich die Kicker eine neue", sagte der seit vergangenem Jahr für die FIFA pfeifende Wack.

"Es soll durchaus hart gespielt werden, aber die Unfairness, dieses Linke und Täuschen und unter allen Umständen gewinnen wollen ohne Rücksicht auf Verluste - das machen wir nicht mit", unterstrich Roth. Das Trikot-Zupfen sei bereits eingeschränkt worden. Auch die Forderung nach einer Verwarnung des Kontrahenten sei zumeist richtig mit der Gelben Karte für den "Kläger" bestraft worden, sagte der Vorsitzende: "Insgesamt sind wir mit der Leistung der Schiedsrichter bis auf ein paar Einzelentscheidungen zufrieden - im Gegensatz zu den Assistenten."

Seit dieser Saison treten die Schiedsrichter-Trios jeweils wieder als feste Gespanne auf. "Es ist zwar ein Fortschritt zu erkennen, aber teilweise sind die Assistenten zu unkonzentriert, oder es fehlt ihnen einfach der Mut", bemängelte Roth. Vielleicht müssten sie sich einfach nur erst noch an ihre neuen Rechte gewöhnen, mutmaßte Eugen Strigel (Horb), der Lehrbeauftragte des Schiedsrichterausschusses.

Mittlerweile dürfen und sollen die Assistenten auch Foulspiele im Strafraum anzeigen und gegebenenfalls den Platz betreten. Zumindest Merk brach eine Lanze für seine "Gehilfen" an der Außenlinie. "Der Job des Schiedsrichter-Assistenten wird unwahrscheinlich unterschätzt. Sie haben eine sehr komplexe Aufgabe. Sie müssen auf Abseits, das gesamte Spielgeschehen und auf die Trainer an der Seite achten", erklärte er.

In puncto Fernsehbeweis bezog Roth erneut klar Stellung. "Das würde den Fußball zerstören", sagte er. Hingegen seien Aufnahmen zur nachträglichen Ahndung von Foul- und Handspielen sowie Schwalben nützlich. "Alles, was der Sauberkeit des Fußballs dient, begrüßen wir", sagte Roth.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort