Freiburgs Söyüncü nach Videobeweis gesperrt "Ich weiß nicht, warum sie das mit uns machen"

Stuttgart · Alles eine Verschwörung der Großen gegen die Kleinen? Der SC Freiburg fühlt sich vom Videobeweis anhaltend benachteiligt.

Der Videobeweis in der Bundesliga: Fragen und Antworten
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Foto: dpa, mku fgj

Christian Streich war vor Wut den Tränen nahe, und sein Ärger war auch nach einer Beruhigungs-Zigarette nicht verflogen. Der Trainer des SC Freiburg hatte noch nicht zu Ende geraucht, da schleuderte er die Kippe frustriert gegen einen Stadionstützpfeiler und stieg in den Bus zurück nach Hause - im Gepäck: bitteren Groll auf Schiedsrichter Tobias Stieler und den Videobeweis.

"Wir haben die letzten Wochen schon Sachen erlebt, wo du sagst: Heieiei! Aber das ist die Krönung", sagte Streich. Dass er "fassungslos" über die Rote Karte gegen Caglar Söyüncü war, der vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) für ein Spiel gesperrt wurde, hätte Streich nicht betonen müssen - es war ihm anzusehen.

"Es ist langsam ein bisschen absurd. Ich weiß nicht, warum sie das mit uns machen", fuhr Streich mit Grabesstimme fort, "ich habe keine Ahnung. Aber klar: Die Bundesliga ist ein großes Geschäft - und wir gehören nicht zu den Großen." Es war das altbekannte Klagelied der Kleinen, die im Haifischbecken Bundesliga angeblich beständig übervorteilt werden. Doch Streichs Empörung war nachvollziehbar.

Schiedsrichter Stieler selbst gab zu, dass der Platzverweis (12.) keinesfalls so zwingend war, wie die Einmischung von Video-Assistent Felix Zwayer (Berlin) nahegelegt hatte. "Wenn ich es mir noch einmal anschaue - mit einem gewissen Abstand und in Ruhe - überwiegen vielleicht die Zweifel", sagte er bei Sky Sport News HD.

Das ändert sich in der Bundesliga
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Foto: dpa, htf hak

Stieler hatte nach einem Handspiel von Söyüncü zunächst weiterspielen lassen. Erst nach Ansicht der TV-Bilder gab er Freistoß - und stellte den Freiburger vom Platz. "Es gibt Argumente für beides, wahrscheinlich wäre für das Spiel Gelb besser gewesen", sagte Stieler: "Aber auf dem Feld in dieser kurzen Zeitspanne und mit Unterstützung war ich für Rot, dazu stehe ich auch jetzt."

Rot war richtig, obwohl es falsch war? Diese Argumentation brachte die Freiburger noch mehr in Rage. Zumal Söyüncü in der fraglichen Szene von VfB-Stürmer Daniel Ginczek geschubst worden war. Weiterspielen war keine klare Fehlentscheidung, das Eingreifen des Videoassistenten deshalb unangebracht. Als "Sünder" Söyüncü die Bilder im Fernsehen sah, schüttelte er verständnislos den Kopf.

"Das ist gegen alles, was ich bei der Regelschulung gelernt habe. Glückwunsch nach Köln", schimpfte Sportvorstand Jochen Saier, Kapitän Julian Schuster sagte: "Wahnsinn, dass so Einfluss genommen wird. Das tut saumäßig weh." Der VfB hatte in Überzahl leichtes Spiel, Tore von Ginczek (38.), Benjamin Pavard (45.+4) und Simon Terrodde (82.) entschieden das einseitige Derby.

Streich muss jetzt "schauen, dass ich die Jungs ruhig kriege und wir uns vorbereiten auf Schalke 04". Leicht wird das nicht, die zu erwartende Sperre gegen Söyüncü und eine Verletzung von Christian Günter verschärfen die ohnehin prekäre Personalsituation in der Defensive. "Uns steht das Wasser bis zum Hals mit acht Punkten...", sagte Streich. Dann griff er zur Zigarette, doch es half nichts.

(sid)
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