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Sascha Lewandowski ist tot "Er war ein wunderbarer Mensch"

Düsseldorf · Der frühere Leverkusener Trainer wird tot in seiner Wohnung gefunden. Wegbegleiter reagieren bestürzt auf den Verlust des charakterlich wie fachlich geschätzten Menschen.

Bilder aus der Karriere von Sascha Lewandowski
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Foto: dpa, pse fdt

Für Sascha Lewandowski war es an diesem Sonntagabend Ende Oktober 2012 nur eine normale Anweisung an seinen Mittelfeldspieler Gonzalo Castro. Die Fans von Bayer Leverkusen indes erlöste der Trainer in diesem Moment in der Münchner Arena kurzfristig vom Image des immer wieder Scheiternden, das dem Werksklub über Jahre anhing. Der FC Bayern hatte soeben nach 77 Minuten die Leverkusener Führung ausgeglichen, und die Spieler von Bayer 04 schickten sich nun an, nur noch mit aller Macht zu versuchen, das 1:1 über die Zeit zu zittern. Doch Lewandowski zitierte Castro zu sich und donnerte: "Hey, wir wollen hier gewinnen!" Am Ende siegte Leverkusen tatsächlich 2:1, und Lewandowski war der gefeierte Mann.

Gestern Morgen wurde er tot in seiner Bochumer Wohnung gefunden. Er wurde nur 44 Jahre alt. Die Polizei hat nach eigenen Angaben keine Hinweise auf Fremdverschulden, die Todesursache ist noch unklar. Hinweise darauf, wie hoch geschätzt Lewandowski bei denen, die ihn kannten, war, lieferten indes die fassungslosen Reaktionen auf seinen Tod. "So betroffen wie heute war ich noch nie. Es ist fürchterlich, wenn man ihn so gut kannte wie ich", sagte Leverkusens langjähriger Geschäftsführer und Lewandowski-Förderer Wolfgang Holzhäuser im Gespräch mit unserer Redaktion.

Und dann sagte Holzhäuser ein Wort, das immer wieder fällt, wenn es darum geht, Lewandowski zu charakterisieren: authentisch. "Sascha war als Mensch immer authentisch, er hat sich nie verstellt. Man hatte bei ihm nie das Gefühl, dass er etwas anderes gesagt hat, als er gedacht hat", sagte Holzhäuser.

Simon Rolfes stieß ins selbe Horn: "Ich habe es immer als sehr wohltuend empfunden, wie konsequent Sascha in diesem Geschäft für seine Überzeugungen und seine Arbeit eingestanden ist", sagte Bayers langjähriger Kapitän. Diese Authentizität, dieses Unverstellte, Ungekünstelte in seinen Aussagen, in seinem Auftreten fiel jedem auf, der mit Lewandowski zu tun hatte. Und damit hob er sich weit mehr von anderen Protagonisten in dieser Branche ab, als er selbst wohl dachte.

Dabei war Lewandowski nicht etwa Sprücheklopfer aus Kalkül. Er widerstand einfach aus innerer Überzeugung der Versuchung des Geschäfts, ein stromlinienförmiger Liebling zu werden. Um jeden Preis im Mittelpunkt zu stehen, das widerstrebte Lewandowski zutiefst. Das hätte einfach nicht zu ihm und seinem liebenswerten, offenen Ruhrgebiets-Naturell gepasst.

Wer ihn bei seiner Arbeit als Jugendtrainer bei Bayer 04 beobachtete, sah einen Fachmann und einen sozialkompetenten Förderer seiner Schützlinge, die eben nebenbei auch Jungs und noch lange keine fertigen Profis waren. Lewandowski wartete dann auch lange, länger als viele andere es wohl getan hätten, bis er dem Ruf in den Profibereich erlag. Und er tat es wohl auch aus Loyalität gegenüber Bayer 04, das im April 2012 soeben Cheftrainer Robin Dutt beurlaubt hatte.

Doch selbst mehr als ein Jahr später, nach erfolgreicher Arbeit mit Bayers Profis und nachgewiesener Kompetenz auch auf dieser Bühne, war er nicht überzeugt davon, dass dieser Teil der Branche auf Dauer etwas für ihn ist. Und so zog sich der zuvor auch beim VfL Bochum erfolgreiche Nachwuchstrainer wieder in Bayer Leverkusens Jugendbereich zurück.

Der gebürtige Dortmunder musste sich eingestehen, dass er mit seiner Art im Fußballzirkus immer wieder anecken würde. Und er tat sich schwer damit, dass sein Tun nur begrenzt Einfluss darauf hatte, wie er im Umfeld und in Teilen der Medien dargestellt wurde. Doch verstellen wollte sich Lewandowski nie. Er war kein Revolutionär, aber alles akzeptieren, was der Fußball an unschönen Seiten zu bieten hat, das wollte er ganz bestimmt nicht. Die Arbeit mit seinen Spielern war ihm stets wichtiger als Selbstinszenierung.

Trotzdem schien es nur eine Frage der Zeit, bis es ihn noch mal reizen würde, auch mal außerhalb Leverkusens im Profibereich nachzuweisen, was er kann - und das war vor allem: detailliert zu analysieren, was er mit einer Mannschaft für ein System und für eine Taktik spielen kann und dies dann den Spielern zu vermitteln.

Nachdem ein Erstliga-Job nicht zustande gekommen war, übernahm Lewandowski Zweitligist Union Berlin. Dort ließ er sich Mitte Februar wegen eines Burnout-Syndroms und funktioneller Herzbeschwerden erst krankschreiben und bat Anfang März auf Anraten seiner Ärzte um Vertragsauflösung.

(klü)
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