Frostige Stimmung im Lager des Meisters Sammer kritisiert BVB-Profis

Moskau (rpo). Bei Borussia Dortmund ist eine tiefe Eiszeit angebrochen. Trainer Matthias Sammer hat harte Kritik an seinen Kickern geübt. "Ich sehe kein Gift und keine Galle mehr in den Augen meiner Spieler, sondern nur noch Selbstzufriedenheit", klagte er.

Das 0:2 beim VfL Wolfsburg und der Sturz auf den vierten Bundesliga-Tabellenplatz waren dem Borussen-Coach mächtig aufs Gemüt geschlagen. Nach vier Niederlagen in den vergangenen fünf Spielen ist seine Geduld mit den Profis aufgebraucht.

Die Strategie des Trainers macht Sinn: Angesichts solch hochkarätiger Gruppen-Konkurrenten wie Real Madrid und AC Mailand ist ein Sieg beim frisch gekürten russischen Meister fast schon Pflicht. Doch weil mit der mäßigen Form der vorigen Wochen das hehre Ziel vom Viertelfinale der Champions League schnell in weite Ferne rücken könnte, redet Sammer Klartext. "Die Selbstzufriedenheit war schon immer unser größter Feind. Der will sich nun wieder einschleichen - das müssen wir verhindern."

Allein der Blick auf die jüngste Horror-Bilanz gibt dem Coach recht. Seit der hoch gelobten Darbietung beim 2:1-Erfolg gegen Arsenal London zeigt die Formkurve seines Starensembles bedrohlich nach unten. Nur beim glanzlosen 1:0-Erfolg im Heimspiel gegen den TSV München 1860 blieb der deutsche Meister im Soll, gegen den Hamburger SV (1:1), SC Freiburg (0:3), FC Bayern (1:2) und Wolfsburg jedoch weit hinter den Erwartungen zurück. Vor allem die magere Torausbeute gibt zu denken. In 14 Saison-Partien erzielte der BVB ganze 19 Treffer.

Selbst die Rückkehr diverser verletzter Profis sowie eine einwöchige Spielpause vor der Partie bei den "Wölfen" konnten den Trend nicht stoppen. "Wir müssen unbedingt wieder auf Kurs kommen", sagte Sammer voller Hoffnung auf ein befreiendes Erfolgserlebnis, das dem Revierclub auch im fast aussichtslos gewordenen Kampf um die nationale Titelverteidigung neuen Mut verschaffen könnte. Die an Tomas Rosicky gerichtete Frage eines russischen Journalisten, was er sich in Moskau kaufen würde, beantworte der BVB-Spielmacher deshalb in Sekundenschnelle: "Drei Punkte - wenn es möglich wäre."

Zumindest personell besteht kein Grund zur Schwarzmalerei. Zwar kehrten Nationalspieler Christoph Metzelder (Oberschenkel-Prellung) und Kapitän Stefan Reuter (Knieprobleme) mit Blessuren aus Wolfsburg zurück, dürften dem Coach aber wieder zur Verfügung stehen. Genauso groß wie der Respekt vor dem Gegner, der in der ersten Gruppenphase der Champions League immerhin den FC Brügge und Galatasaray Istanbul ausschalten konnte, ist der Respekt vor der Kälte.

Für die Partie am Dienstagabend in Moskau erwarten die Meteorologen zwar einen wolkenfreien Himmel, aber Temperaturen bis Minus zehn Grad Celcius. Doch schon vor dem Abflug hatte Sammer etwaige Klagen im Keim erstickt: "Wenn es dort jemandem zu kalt ist, dann soll er das sagen. Der kann dann gerne hier bleiben."

(RPO Archiv)
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