Interview mit dem Teamchef Rudi Völler: "Froh, dass es vorbei ist"

Frage: Wie haben Sie die Nachricht von der positiven Haarprobe aufgenommen?

Völler: "Ich war geschockt, habe es nicht geglaubt. Jeder war doch felsenfest davon überzeugt, das alles negativ ist. Das wäre ja auch logisch gewesen. In meinem jugendlichen Leichtsinn habe ich sogar am Freitagabend vorgeschlagen, dass Spiel gegen Dortmund nicht stattfinden zu lassen."

Frage: Sie kennen Christoph Daum seit Jahren. Ist Ihnen nie etwas aufgefallen?

Völler: "Nein. Können Sie erkennen, ob jemand Drogen nimmt? Ich bilde mir jedenfalls nicht ein, so etwas erkennen zu können. Ich habe vier Jahre gut mit ihm zusammen gearbeitet."

Frage: Wie hat Ihre Mannschaft auf die Nachricht reagiert?

Völler: "Alle sagen, dass sind hoch bezahlte Profis, die müssen mit so etwas umgehen können. Aber diese Geschichte steckte jedem Spieler in den Schuhen. Gott sei Dank haben wir Mittwoch schon das nächste Spiel. Das lenkt ab."

Frage: Eigentlich wollten Sie nie Trainer werden. Jetzt trainieren Sie gleich zwei Mannschaften.

Völler: "Darum habe ich mich nicht gerissen. Ich bilde mir nichts darauf ein, hier eingesprungen zu sein. Darauf bin ich nicht stolz. Ich habe mich heute auf der Bank nicht wohl gefühlt in meiner Haut. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass es weiter gehen muss in diesem Verein. Jeder Andere hätte in dieser Situation genauso gehandelt wie ich."

Frage: Haben Sie denn keine Angst, dass die Doppelbelastung DFB und Bayer Leverkusen Sie überfordert?

Völler: "Doch, davor habe ich großen Respekt. Aber ich werden das jetzt erst einmal auf unbestimmte Zeit machen. Über Einzelheiten habe ich mir wegen der vielen Geschehnisse der letzten 24 Stunden aber noch keine konkreten Gedanken machen können."

Frage: Könnte es nicht sein, dass nach dem heutigen Erfolg die Rufe nach Völler als Dauerlösung auf der Bank lauter werden?

Völler: "Es gab bisher lediglich vier Siege, drei davon bei Heimspielen. Ich bin seit über 20 Jahren im Geschäft. Da weiß man, wie man solche Lobeshymnen einordnen muss. Die Realität ist nicht immer so. Manchmal frage ich mich, was die mit mir gemacht hätten, wenn ich alle Spiele verloren hätte."

Frage: Empfinden Sie nach dem 2:0 über den BVB überhaupt Freude?

Völler: "Richtig freuen können wir uns nicht. Aber wir sind froh, dass es vorbei ist."

Frage: Was passiert nun mit Christoph Daum?

Völler: "Wir haben ihm geraten, sich fürs erste zurückzuziehen. Das war sicherlich die richtige Entscheidung. Er muss zu sich selbst finden. Jetzt sind seine engsten Freunde gefordert. Wir werden versuchen, ihm zu helfen."

(RPO Archiv)
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