Personeller Neustart im Sommer? Auflösungserscheinungen bei RB Leipzig

Mainz · Der kriselnde Vizemeister RB Leipzig muss nach der Pleite beim FSV Mainz 05 sogar um die Teilnahme an der Europa League bangen. Im Sommer könnte dem Brauseklub ein personeller Neustart ins Haus stehen.

Das ist Ralph Hasenhüttl
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Foto: afp

So richtig eng zusammengerückt waren Profis und Verantwortliche von RB Leipzig erst um 18.45 Uhr, als sie gemeinsam im Mannschaftsbus auf die A60 auffuhren. In den Stunden zuvor zeigten sich rund um das 0:3 (0:1) beim FSV Mainz 05 deutliche Auflösungserscheinungen beim kriselnden Vizemeister.

Die sportliche Talfahrt sowie die Spekulationen um die Zukunft von Trainer und Sportdirektor haben ihre Spuren hinterlassen. Es mehren sich die Anzeichen, die auf ein Stühlerücken beim sächsischen Fußball-Bundesligisten nach Saisonende hindeuten. Geschäftsführer Oliver Mintzlaff zog es jedenfalls vor, nichts zu sagen. Sportdirektor Ralf Rangnick antwortete zwar auf Fragen, zu den ausgesetzten Vertragsgesprächen mit Trainer Ralph Hasenhüttl kamen aber auch von ihm keine Informationen.

"Die nächsten beiden Wochen entscheiden über den gesamten Saisonverlauf"

Nur soviel stand für Rangnick vor den ausstehenden Partien gegen den VfL Wolfsburg und bei Hertha BSC fest: "Die Champions League können wir nicht mehr schaffen, aber die Europa League ist noch allemal drin. Es geht darum, aus einer Spielzeit mit Höhen und Tiefen noch das Bestmögliche zu machen. Die nächsten beiden Wochen entscheiden über den gesamten Saisonverlauf."

Wenn die vergangenen Wochen der Indikator dafür sind, wird Leipzig in der kommenden Saison nicht im Europacup spielen. In den zurückliegenden fünf Pflichtspielen holte RB nur ein Unentschieden und kassierte vier Niederlagen - 18 Gegentore stehen für diesen Zeitraum zu Buche. Die Leipziger sind auf den sechsten Platz abgerutscht und haben nur noch einen minimalen Vorsprung auf die Teams dahinter.

"Es fühlt sich so an, als ob wir in den letzten Wochen die Zinsen für die letzten zwei Jahre zahlen - und die auch richtig", sagte der frustrierte Hasenhüttl nach der Pleite durch die Gegentore von Pablo De Blasis per Foulelfmeter (29.), Alexandru Maxim (85.) und Debütant Bote Baku (90.): "Die mentale Stärke reicht momentan für maximal 30 Minuten. Wenn da nicht etwas Positives für uns passiert, ist die Luft raus. Das ist auch nicht ganz unverständlich."

Tatsächlich scheint die Mannschaft, die laut Hasenhüttl derzeit "kopflos" agiert, nach den Belastungen durch ihre erste Europacup-Saison in ihre Einzelteile zu zerfallen. Ein Indiz dafür sind neben den gegenseitigen Schuldzuweisungen nach der Niederlage beim FSV auch die Undiszipliniertheiten.

Spekulationen über Abgang von Hasenhüttl und Rangnick

Der immer wieder mit seinem Abgang kokettierende Emil Forsberg ist bereits bis Saisonende gesperrt. Der zum FC Liverpool wechselnde Naby Keita holte sich in Mainz in der fünften Minute der Nachspielzeit eine völlig unnötige Gelb-Rote Karte ab, und auch Kapitän Willi Orban fehlt gegen Wolfsburg aufgrund einer Gelbsperre.

Bald ganz fehlen könnten auch Hasenhüttl und Rangnick. Schließlich wird der Coach ständig mit anderen Klubs in Verbindung gebracht und der Sportchef als Nachfolger von Teammanager Arsene Wenger beim FC Arsenal gehandelt. Wenn es für den Brauseklub ganz blöd läuft, muss im Sommer die Reset-Taste beim Projekt RB gedrückt werden.

Darüber haben sich Rangnick und Hasenhüttl bei ihrem Gespräch im Mainzer Kabinengang aber angeblich nicht unterhalten. "Ich habe ihm gesagt, er soll nach vorne blicken", berichtete Rangnick. Wohin genau dieser Blick geht, wissen die beiden wohl nur selbst.

(sid)
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