Vertrag aufgelöst Ralph Hasenhüttl nicht mehr Coach von RB Leipzig

Leipzig · RB Leipzig und Trainer Hasenhüttl trennen sich. Ein Jahr vor Ende des Vertrags. Alle Beteuerungen der Vereinsbosse sind damit nichts mehr wert. Ralf Rangnick steht als RB-Architekt nun gehörig unter Druck.

Das ist Ralph Hasenhüttl
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Foto: afp

Als "Lame Duck" wollte Ralph Hasenhüttl bei RB Leipzig auf keinen Fall in die neue Saison gehen, also zog der Trainer selbst die Konsequenzen. Der Österreicher bat die Klubbosse am Mittwoch erfolgreich um eine sofortige Trennung, nachdem ihm tags zuvor die erhoffte Verlängerung des 2019 auslaufenden Vertrags verwehrt worden war. Dies dürfte Hasenhüttl als klares Misstrauensvotum aufgefasst haben - und als triftigen Grund, die sportlich überaus erfolgreiche Zusammenarbeit nach zwei Jahren zu beenden.

"Nach gemeinsamen Erfolgen sollte man deshalb ehrliche Worte an den Tag legen können und auch ein klares 'Nein' statt ein beschwichtigendes 'Ja' wählen dürfen", sagte der 50-Jährige, der betonte: "Die Zeit in Leipzig wird unvergessen bleiben."

RB-Sportdirektor Ralf Rangnick und Geschäftsführer Oliver Mintzlaff betonten, dass sie gerne mit Hasenhüttl als Cheftrainer in die kommende Saison gegangen wären. "Für Ralph gab es jedoch keinerlei Alternative zu einer vorzeitigen Vertragsverlängerung. Es war daher sein ausdrücklicher Wunsch, den Vertrag aufzulösen. Diesem Wunsch haben wir schweren Herzens entsprochen", sagte Rangnick. Dass der ehemalige Bundesligacoach wie in der Aufstiegssaison (2015/16) auf die Trainerbank zurückkehrt, ist ein (eher unwahrscheinliches) Szenario für die Hasenhüttl-Nachfolge.

Hasenhüttl erfüllte mit dem erneuten Einzug in den Europacup trotz Doppelbelastung die Zielsetzung des Klubs. In seiner Premierensaison hatte er den Emporkömmling mit Vollgasfußball gar zur Vizemeisterschaft geführt, nach einer ordentlichen Champions-League-Saison schied das Team in der Europa League erst im Viertelfinale aus.

Was als Traumehe im deutschen Fußball begann, hatte im letzten halben Jahr aber unübersehbare Risse bekommen. Im Winter bemühten sich Rangnick und Geschäftsführer Oliver Mintzlaff um eine Vertragsverlängerung mit dem Cheftrainer. Zu jener Zeit erhielt Hasenhüttl jedoch auch Signale anderer Vereine, darunter vom Rekordmeister Bayern München. Im ZDF-Sportstudio antwortete Hasenhüttl auf die wiederholte Frage, ob Bayern ihn wollte, mit "Ja". Auch Borussia Dortmund soll interessiert gewesen sein.

Er selbst wollte aber zunächst mit Leipzig Erfahrung auf der internationalen Bühne sammeln, gleichzeitig legte Hasenhüttl aber auch mit RB die Vertragsgespräche auf Eis. Diese Hinhalte-Taktik kam bei den Leipziger Klubbossen nicht gut an, genau wie Hasenhüttls phasenweise Abkehr vom Überfall-Pressing. Als der Trainer dann kurz vor dem erfolgreichen Schlussspurt in der Liga öffentlich um eine weitere Zusammenarbeit warb ("Ich will den Verein, für den ich arbeite, weiter nach vorne bringen"), blieb ein Echo aus der Vereinsführung aus.

Statt Hasenhüttl mit einem neuen Vertrag den Rücken zu stärken, riskierten Rangnick und Mintzlaff dessen Rückzug. Ein schlechter Zeitpunkt für den Abgang ist es für den Trainer nicht: Hasenhüttls sportliche Bilanz ist fast ausschließlich positiv, bei den Fans hat er ein Stein im Brett, und es gibt überhaupt kein Zerwürfnis mit den Spielern, die bis zuletzt um ihren Trainer gekämpft hatten. "Ohne unseren Trainer wären wir jetzt nicht da, wo wir sind", hatte Mittelfeldspieler Kevin Kampl bei der Abschlussfeier in einer Leipziger Disko ins Mikrofon gebrüllt.

Allerdings: Die Trainerstühle in München (Niko Kovac) und Dortmund (wahrscheinlich Lucien Favre) sind nicht mehr frei.

(dpa)
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