Nach Trainingslager am Tegernsee "Quälix" Magath scheucht die Bayern-Stars

München (rpo). Felix Magath wird in München seinem berühmt-berüchtigten Ruf als "Quälix" wieder einmal gerecht: Beim Trainingslager am Tegernsee brachte der neue Trainer des FC Bayern die Mannschaft gehörig ins Schwitzen und zog bei den Übungseinheiten alle Register.

Der ultimative Härtetest zum Abschluss des Trainingslagers am Tegernsee blieb den Bayern allerdings erspart: Geplant war ein Treppenlauf am Riederstein (1207 Meter), stolze 354 Stufen in 20 Minuten. Doch Felix Magath überlegte es sich im letzten Moment anders.

"Zu gefährlich und schlecht für die Gelenke" befand der neue Bayern-Coach - und schickte seine Stars stattdessen zum zweiten Mal innerhalb einer Woche den 1722 Meter hohen Wallberg hinauf. 830 Meter Höhenunterschied in nur 65 Minuten, ein "strammer Marsch", wie es Thomas Linke vorsichtig formulierte. Man kann es auch deutlicher ausdrücken: Der Berg rief gleich zwei Mal, oder: Ein bisschen "Quälix" steckt in Magath noch immer.

Kein Wunder, dass der Bayern-Coach nach der ersten Phase der Saisonvorbereitung ein positives Fazit zog. "Es war eine sehr schöne Woche in angenehmer Atmosphäre. Und nebenbei haben wir auch noch etwas gearbeitet", untertrieb Magath und schwärmte von der schönen Umgebung: "Es ist wunderbar am Tegernsee, fast wie im Urlaub. Ich wäre gerne noch länger geblieben, aber die Spieler wollten nach Hause."

Das Programm: hart, aber herzlich

Das Programm war hart, aber herzlich: Bergtouren, Waldläufe, anstrengende Kraft-Einheiten unter dem neuen Kondiditions-Trainer Werner Leuthard, Übungen mit Medizinball, Zirkeltraining - der Schweiß floss in Strömen am idyllisch gelegenen Tegernsee. Magath brachte die Bayern-Stars gehörig auf Trab, und dennoch waren am Ende alle zufrieden.

Uli Hoeneß, der dem Team "in den letzten zwei Jahren" läuferische Defizite attestiert und damit nachträglich Ottmar Hitzfeld kritisiert hatte, zeigte sich glücklich, dass der Coach "das Team zum Laufen bringt." Und Magath lobte den Einsatz seiner Angestellten: "Alle haben engagiert mitgezogen. Die konditionellen Grundlagen sind geschafft, alle sind im Ausdauerbereich besser geworden. Die Spieler sind in sehr gutem Zustand. Ich bin guter Dinge: Wir haben den Grundstein gelegt für eine erfolgreiche Saison. "

Starker Eindruck: Deisler und Scholl

Vor allem die zwei Sorgenkinder Sebastian Deisler und Mehmet Scholl hinterließen vier Wochen vor dem Saisonstart am 7. August August einen glänzenden Eindruck. In den beiden Testspielen gegen den FC Rottach-Egern (11:0) und den FC Unterföhring (3:0) überzeugten die beiden Kreativ-Spieler mit Einsatz, Spielwitz und genialen Pässen, vor allem aber blieben sie von neuen Verletzungen verschont.

Deisler, in der vergangenen Saison wegen Depressionen in stationärer Behandlung und insgesamt acht Monate ausgefallen, scheint auf dem besten Weg zurück zur alten Stärke. Er sehe alles positiv, sei überglücklich und spüre "ganz viel Vorfreude" auf die kommenden Aufgaben, teilte der 24 Jahre alte Offensivspieler strahlend mit und meldete sogar Ansprüche auf die zentrale Rolle im Mittelfeld an: "Ich bin der unglücklichste Spieler, wenn ich die Seitenlinie nur einen Meter neben mir sehe, da kann ich der Mannschaft nicht so helfen."

"Werden noch viel Freude an ihm haben"

Auch der nach zahlreichen Verletzungen in den letzten Jahren fast schon abgeschriebene Mehmet Scholl, dessen Vertrag die Bayern trotz Bandscheiben-Operation in der vergangenen Saison bis 2005 verlängert hatten, meldete sich energisch zurück. Magath jedenfalls fand den 33-Jährigen außergewöhnlich gut: "Wir werden an ihm noch viel Freude haben."

Fehlt nur noch, dass der neue Bayern-Trainer endlich sein komplettes Team um sich versammeln kann. Die Nationalspieler Michael Ballack, Oliver Kahn und Co. steigen nach ihrem Urlaub am 15. Juli ins Training ein, der Niederländer Roy Makaay kommt sogar erst am 21. Juli. "Das wird ein kleines Problem", gesteht auch Magath: "Der Trainingszustand wird sehr unterschiedlich sein, aber wir werden mit den Nachzüglern individuell arbeiten." Nach einer Saison ohne Titel steht der FC Bayern gewaltig unter Druck, der neue Trainer aber hat alles im Griff. Der Berg ruft, "Quälix" lässt grüßen, ein Anfang ist gemacht.

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