Bayern-Präsident vor Gericht Prozess gegen Hoeneß wird voraussichtlich verlängert

München · Der Prozess gegen Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung ist am Dienstag mit der Vernehmung einer Beamtin der Steuerfahndung fortgesetzt worden. Die Steueramtsrätin aus Rosenheim gab Auskunft zum bisherigen Verlauf der Ermittlungen. Sie erklärte auch detailliert die von Hoeneß seit 2002 eingereichten Einkommensteuererklärungen, aus denen sich die in der Anklageschrift aufgeführte Steuerhinterziehung in Höhe von insgesamt 3,545 Millionen Euro ergeben hat.

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Foto: dpa, tha kno

Bereits angekündigt hat das Gericht die zusätzliche Vernehmung eines Betriebsprüfers am Mittwochvormittag. Damit scheint eine Verlängerung des ursprünglich bis Donnerstag angesetzten Verfahrens zunehmend wahrscheinlich.

Unklar bleibt einstweilen, wie das Gericht auf das Geständnis von Hoeneß am ersten Prozesstag reagiert. Da hatte er über seinen Anwalt wissen lassen, zu den 3,545 Millionen Euro hinterzogenen Steuern, die ihm die Staatsanwaltschaft zu Last wirft, kämen noch einmal "deutlich über 15 Millionen Euro" hinzu. Dies ginge aus den Unterlagen der Bank in der Schweiz hervor, bei der Hoeneß bisweilen zwei Konten für seine Börsen- und Devisen-Spekulationen unterhielt.

Unterlagen müssen noch geordnet werden

Diese Unterlagen liegen den Ermittlungsbehörden erst seit dem 27. Februar 2014 komplett vor, allerdings "in einem großen Schuhkarton", wie der Vorsitzende Richter Rupert Heindl anmerkte. Heißt: Die ganzen Unterlagen, nach Angaben der Rosenheimer Steuerfahnderin "52.000 Blätter insgesamt", müssen erst noch geordnet werden, teilweise manuell. Eine erste Grobsichtung habe in der Faschingswoche stattgefunden. Weitere Unterlagen seien am vergangenen Aschermittwoch nachgereicht worden.

Die Rosenheimer Steuerfahnderin erklärte, bei der Abgabe der letzten Unterlagen auf zwei USB-Sticks, die Kontodaten der beiden Konten von Hoeneß auf einer Schweizer Bank sowie Excel-Dateien jener Bank enthalten hätten, habe die Verteidigung von Hoeneß nochmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Präsident und Aufsichtsrat des FC Bayern München zur "Steuerehrlichkeit zurückkehren und alles auf den Tisch legen wolle. Die Verteidigung habe "sehenden Auges Unterlagen vorgelegt", die zu einer "erheblichen" Erhöhung der hinterzogenen Steuern führen würden.

Die Steueramtsrätin gab an, die "Grunddateien" der ihr zur Verfügung gestellten Unterlagen seien bereits am 18. Januar 2013 erstellt worden. Dies könnte bedeuten, dass Hoeneß schon am Tag nach der Einreichung seiner Selbstanzeige über Unterlagen verfügte, die genaueren Aufschluss über seine Transaktionen auf den Konten seiner Schweizer Bank zuließen und diese zurückgehalten wurden. Tatsächlich ist unklar, ob bereits alle Informationen darin enthalten waren, die dann am 27. Februar 2014 den Ermittlungsbehörden übergeben wurden.

Aus den nachträglich eingereichten Unterlagen soll hervorgehen, dass Hoeneß weit mehr Steuern hinterzogen hat als in der Anklageschrift aufgeführt. Hanns Feigen, Anwalt von Hoeneß, hatte bereits am ersten Sitzungstag durchblicken lassen, dass aus den nun auf insgesamt 18,5 Millionen Euro hochgerechneten Steuerschulden auch noch mehr werden könnten. In der bisherigen Anklage wird Hoeneß zudem vorworfen, einen Verlustvortrag von 5,5 Millionen Euro rechtswidrig geltend gemacht zu haben.

Unklar bleibt, wie die Selbstanzeige, die Hoeneß am 17. Januar 2013 abgegeben hat und von der er sich bislang auch eine strafbefreiende Wirkung erhofft hat, gewertet wird. Zum abgegebenen Zeitpunkt war sie womöglich unvollständig. Ein Nachreichen von Unterlagen war vereinbart worden, doch alle Unterlagen haben die Steuerbehörden eben erst seit knapp zwei Wochen vorliegen. Auch die zehn Millionen Euro, die Hoeneß als Abschlagszahlung an das Finanzamt überwiesen hat, reichen nun wohl nicht mehr aus.

(sid)
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