DFB setzt auf Pay-TV und eigene Vermarktung Premiere World zahlt 150 Millionen Mark für Live-Spiele

Barsinghausen (dpa). Das Bezahlfernsehen (Pay-TV) soll der Fußball-Bundesliga das große Geld bringen. "Im Bereich der TV-Erlöse sind wir in Europa nur an vierter Stelle. Der Mehrwert wird in anderen Ländern wie Italien, England oder Spanien durch das Pay-TV geschaffen", erklärte Wilfried Straub, Ligadirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), auf dem Neujahrsempfang des Niedersächsischen Verbandes in Barsinghausen. Ein Patentrezept, wie die Kluft zwischen 330 Millionen jährlich für die Bundesliga und einer Milliarde Mark in Italien überwunden werden kann, hat der 60-Jährige aber nicht.

Rund 30 frei empfangbare Sender (Free-TV) und andere Werberichtlinien haben in Deutschland eine TV-Landschaft geschaffen, die in Europa einmalig ist. Der Pay-TV-Bereich ist im Vergleich zu anderen Ländern unterentwickelt. Der DFB verzichtet deshalb auf eine Extra-Ausschreibung der Bundesliga-Rechte im Pay-TV. "Wozu", meinte Wilfried Straub, "es gibt ja nur einen Anbieter". Der Kirch-Sender Premiere World kommt als einzige Abspielstation in Frage.

Bisher zahlt Premiere World rund 150 Millionen Mark für drei Live- Spiele. Als Monopolist könnten Kirch und sein Premiere World-Partner Rupert Murdoch den Preis eigentlich drücken. Zum Glück für den DFB sind die Medienunternehmer aber auf Bundesligaspiele angewiesen. Ohne Fußball müsste der Abo-Kanal mit seinen rund 2,2 Millionen Abonnenten wohl zumachen.

Sollte es keine Einigung zwischen DFB und der Kirch-Gruppe geben, könnte der Verband im Pay-TV-Bereich eine eigene Vermarktung anstreben. "Es gibt Überlegungen, wie man sich auf diesem Gebiet verselbstständigen kann", erklärte Straub. Dass dies keine leeren Drohungen sind, beweist die neue Internet-Vereinbarung. Der DFB ist "drin". Mit Beginn der Rückrunde können alle Partien der ersten und zweiten Liga weltweit im Internet verfolgt werden. "Internet wird ein großes Thema der Zukunft sein. Besonders die Frage, wie sich das Internet auf die TV-Landschaft auswirkt", meinte Straub.

Im Free-TV-Bereich, wo bisher das meiste Geld (rund 180 Millionen Mark) hereinkam, buhlen vier Interessenten um die Bundesliga-Rechte. Der Zuschlag an den bisherigen Rechteinhaber ISPR/SAT.1 gilt als wahrscheinlich. "Wer die besten Karten hat, weiß ich nicht. Es gibt noch eine Menge zu bereden", erklärte der DFB-Langzeit-Funktionär.

Weniger diplomatisch hatte sich vor zwei Wochen Liga-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder geäußert. Seine Ankündigung, demnächst Live- Spiele nur noch im Pay-TV und Pay-per-View zeigen zu wollen, löste eine heftige öffentliche Diskussion aus. Sie steht offenbar auch im Widerspruch zu der Ausschreibung für das Free-TV. "Es geht doch nur um fünf Spiele, die SAT.1 bisher zeigt. Da verstehe ich die Aufregung nicht", wiegelte Straub ab.

(RPO Archiv)
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