Nur zwei der 22 Europameister spielen in Frankreich Premiere Division gehen die Europameister aus

Paris (sid). Frankreichs Fußball-Meisterschaft gehen die Welt- und Europameister aus: In dem für umgerechnet 66 Millionen Mark von Champions-League-Sieger Real Madrid zum FC Paris St. Germain gewechselten Nicolas Anelka sowie Christophe Dugarry bei Girondins Bordeaux stehen nur noch zwei der 22 frischgekürten Europameister bei Vereinen der Premiere Division unter Vertrag.

Vor dem Saisonstart am Wochenende haben dagegen fünf Euro-Helden die Weltmeister-Liga verlassen: "Golden Goal"-Schütze David Trezeguet wanderte von Meister AS Monaco zu Zinedine Zidanes Klub Juventus Turin ab, Torhüter-Idol Fabien Barthez kehrte dem Fürstentum ebenfalls den Rücken und steht künftig bei Manchester United zwischen den Pfosten, Robert Pires ging von Olympique Marseille ebenso zu Arsenal London wie voraussichtlich auch Sylvain Wiltord von Ex-Champion Bordeaux, und Johan Micoud verabschiedete sich von den Girondins in Richtung AC Parma.

Favoriten sind wieder Monaco und Champions-League-Starter Paris; Olympique Lyon hat erneut die Außenseiter-Rolle inne. Auf Grund der Transfers könnte Paris St. Germain - in der vergangenen Saison sieben Punkte hinter Monaco - die Nase vorn haben.

Denn der Titelverteidige hat außer Barthez und Trezeguet auch Verteidiger Willy Sagnol an den deutschen Meister Bayern München und den defensiven Mittelfeldspieler Sabri Lamouchi an Parma verloren. Neu sind Torhüter Stephane Porato (Marseille) und Stürmer Shabani Nonda von Stade Rennes - mit 40 Millionen Mark der teuerste innerfranzösische Transfer aller Zeiten.

"Wir streben die Titelverteidigung an, was seit Marseille zu Beginn der 90er Jahre kein französischer Klub mehr geschafft hat. Und in der Champions League wollen wir so weit wie möglich kommen", nennt Trainer Claude Puel die Ziele. Allzu große Hoffnungen dämpft allerdings der italienische Stürmer Marco Simone: "Um mit den ganz Großen in Europa mithalten zu können, sind wir zu unerfahren."

Ob die 66 Millionen Mark, die Paris für den im EM-Finale nicht eingesetzten Anelka ausgegeben hat, gut angelegt sind oder nicht, wird die Zukunft zeigen. Zweifel sind erlaubt. Dennoch hatte der Pay-TV-Sender Canal Plus als Eigentümer des Klubs die Taschen geöffnet, um mit dem extravaganten Star als Zugpferd die Zahl der verkauften Abos in die Höhe zu treiben.

Paris hat insgesamt 150 Millionen Mark für Neuverpflichtungen ausgegeben; die laufenden Kosten für die Saison belaufen sich auf gut 100 Millionen Mark. Für Torhüter Bernard Lama (zu Stade Rennes) kam Lionel Letizi vom FC Metz; aus Marseille wurden die beiden Mittelfeldspieler Peter Luccin und Stepane Dalmat verpflichtet. Jay Jay Okocha bleibt der unumstrittene Spielmacher, doch hat Ex-Nationaltorhüter Phlippe Bergeroo als Trainer angesichts der vielen Individualisten keine leichte Aufgabe.

Wo Canal Plus klotzte, kleckerte in Bordeaux der TV-Sender M6, der zur Hamburger Ufa-Gruppe gehört. Und so gehen die Girondins nach Platz vier in der abgelaufenen geschwächt in die neue Saison. Zwei Europameister sind gegangen, und der von Bundesligist Schalke 04 gekommene Marc Wilmots kann den Verlust weiterer Leistungsträger auch nicht ersetzen.

Marseille, nur durch die Tordifferenz dem Abstieg entronnen, widersetzt sich unterdessen weiterhin "erfolgreich" allen wirtschaftlichen Planungen der Eigentümer (adidas). Jetzt darf ein Brasilianer den Verein trainieren, Präsident Yves Marchand - ein Schweizer aus dem Drei-Streifen-Haus - wirbelte das Team völlig durcheinander. Auf das Ergebnis sind die Fans gespannt.

Abschied zu nehmen gilt es von einer Legende: Nach 40 Jahren als Trainer von AJ Auxerre hat Guy Roux den Job in die Hände von Daniel Rolland gelegt. Roux nennt sich jetzt Sportdirektor - damit kommt auch in Zukunft keiner an ihm vorbei.

(RPO Archiv)
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