Verband erhofft sich Neuanfang Das ist DFB-Präsidentschaftskandidat Peters

Frankfurt · Peter Peters ist vor der DFB-Präsidentenwahl am 11. März verbal in die Offensive gegangen. Für den 59-Jährigen steht viel auf dem Spiel. Doch die Chancen sind gering.

Peter Peters im Porträt: DFB-Interimsräsident und Fußballfunktionär
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Das ist Peter Peters

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Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Die DFB-Präsidentenwahl am 11. März soll ein Neuanfang werden, der Aufbruch in eine bessere Zeit. Nach dem Rücktritt von Fritz Keller vor gut einem Jahr will der Deutsche Fußball-Bund all die Skandale, Schlammschlachten und Machtkämpfe hinter sich lassen.

Peter Peters, der durch Kellers Rücktritt gemeinsam mit Rainer Koch an die Spitze rückte, will den geforderten Neuanfang von der Spitze aus gestalten. „Ich bin mit dem alten DFB unzufrieden. So können wir nicht mehr weitermachen, so können wir nicht mehr miteinander umgehen“, sagte Peters der „Frankfurter Rundschau“. Kurz vor den Wahlen nahm der 59-Jährige kein Blatt vor den Mund, sprach auch ganz offen über das zerrüttete Verhältnis zu Co-Interimsboss Koch: „Er will mich nicht, ich will ihn nicht. Die Delegierten entscheiden.“

Geht es nach Peters, kann ein Neuanfang nur ohne Koch gelingen. Unter keinen Umständen will er mit Koch im Präsidium weitermachen. „Es ist doch viel besser, dass wir solche Fragen im Vorfeld erörtern, als dass wir, wie in der Vergangenheit, nach fünf Monaten Amtszeit erkennen: Es funktioniert schon wieder nicht und wir geraten ins nächste Desaster“, sagte Peters. Trotz der Doppelspitze taumelte der größte Sportverband der Welt von einer Krise in die nächste - auch weil die langjährigen Topfunktionäre in aller Öffentlichkeit gegeneinander statt miteinander agierten. Vor allem der Name Koch fällt immer wieder, wenn es um Skandale, Streitigkeiten und Affären im DFB geht. Zuletzt machten drei Ex-Präsidenten des DFB Koch für den Imageschaden indirekt verantwortlich. Damit soll nun endgültig Schluss sein.

Bei der Kür eines Nachfolgers von Keller werden Peters allerdings nur Außenseiterchancen eingeräumt. Als Favorit beim DFB-Bundestag gilt der in der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannte Bernd Neuendorf (60), der als Amateurvertreter auf Kochs wohlwollen und die Landesverbände setzen kann.

Bernd Neuendorf im Porträt: DFB-Präsidentschaftskandidat, Poltiker und Journalist
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Das ist DFB-Präsident Bernd Neuendorf

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Foto: dpa/Ronald Wittek

Unterstützung erhofft sich Peters derweil aus dem Profilager. Immerhin stand er 27 Jahre lang in den Diensten von Fußball-Zweitligist FC Schalke 04, erst als Geschäftsführer, später als Vorstand. Von 1991 bis 1993 war der gebürtige Rheinland-Pfälzer zudem stellvertretender Geschäftsführer beim 1. FC Kaiserslautern, ehe es ihn in den Ruhrpott zog. Zuvor arbeitete Peters einst als Journalist, beim Reviersport, der Westfälischen Rundschau und für die Westdeutsche Allgemeine Zeitung.

Ob der frühere S04-Finanzvorstand aber wirklich alle Vertreter der 36 DFL-Klubs hinter sich hat, ist ungewiss. Laut Andreas Rettig, früherer DFL-Spitzenfunktionär, sei Peters als Aufsichtsrat der DFL „nicht durch kluge Entscheidungen aufgefallen.“ Dass „jemand, der seit 2007 mehr oder weniger in alle DFB-Entscheidungen involviert war, nun so tut, als hätte er damit nichts zu tun und jetzt als Präsidentschaftskandidat für einen Neuanfang stehen will – mit Verlaub: Da kann ich nur den Kopf schütteln“, sagte Rettig.

Auch die Diskussionen um die Zusammenarbeit von Schalke mit Gazprom, die Peters mit beschlossen hatte, dürften ihm nicht geholfen haben. Zwar räumte er nach der Trennung des Zweitligisten vom russischen Energiekonzern Fehler ein, doch hielt der Verein auch unter der Führung von Peters zu lange am Hauptsponsor fest. Tatsächlich verteidigte er den millionenschweren Deal mit Gazprom sowohl während des russischen Einmarschs in Georgien 2008 als auch der völkerrechtswidrigen Besetzung der Krim 2014. „Wenn man Fehler macht, muss man die einräumen. Das muss man im Lichte der jetzigen Erkenntnis tun“, sagte Peters. Er sehe das Sponsoring als „süßes Gift. Es war süß, weil es Geld gab. Aber nun wissen wir auch, dass es Gift war.“

Vielleicht preschte Peters, dessen Konzeptpapier den Titel „DFB 2.0 - Miteinander - Füreinander“ trägt, auch deshalb zuletzt in die Offensive. Er stelle fest, dass in „kritischen kontroversen Fragen und Diskussionen zuweilen ein Klima der Angst“ herrsche. Dies hemme und belaste Menschen, sagte Peters. Sollte er zum Präsidenten gewählt werden, so wäre es seine erste Aufgabe, das Vertrauen der Gesellschaft in den Fußball zurückzugewinnen: „Der deutsche Fußball hat seine Glaubwürdigkeit eingebüßt! Beides müssen wir zurückgewinnen.“

Wie der „Kicker“ berichtet, fordert Peters zudem die Installierung einer Vizepräsidentin für Diversität und Nachhaltigkeit. „Der DFB sollte den Anteil der Frauen im Präsidium erhöhen", heißt es im Wahlprogramm.

Der Ausgang der Wahl ist für Peters auch aus einem weiteren Gesichtspunkt wichtig: Peters vertritt den DFB derzeit im Council des Weltverbands Fifa. Koch sitzt im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union Uefa. Ob das so bleibt, dürfte auch sehr vom Ausgang der Wahl abhängen.

(sid/dpa/old)
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