Von der Champions League in den Abstiegskampf Pagelsdorf: "Im Moment zählt nur der Klassenerhalt"

Hamburg (rpo). Frank Pagelsdorf wollte mit dem Hamburger SV in dieser Saison Großes erreichen. Beim Blick auf die Tabelle macht sich allerdings Ernüchterung breit. "Im Moment zählt nur der Klassenerhalt", sagte der Coach in einem Interview mit dem "Hamburger Abendblatt".

Als Pagelsdorf 1997 zu den Norddeutschen kam, wollte er den HSV mit jungen Spielern langfristig zu einer Spitzenmannschaft formen. Vier Jahre später ist von den Zielen nicht mehr viel übrig geblieben. Dem kurzen Aufstieg in der vergangenen Saison mit dem Erreichen der Champions League folgte in dieser Spielzeit der Absturz bis an den Rand des Abstiegs.

Talente wie Thomas Gravesen (FC Everton), Dimitrios Grammozis (1. FC Kaiserslautern) und Fabian Ernst (Werder Bremen) verließen den Verein schon nach der letzten Saison. Jörg Butt (zu Bayer Leverkusen), Niko Kovac (2002 oder früher zu Bayern München), Ingo Hertzsch (Gespräche mit Bayer Leverkusen) und Mehdi Mahdavikia (Gespräche mit Hertha BSC) werden oder könnten folgen. Die zusammen mehr als 13 Millionen Mark teuren Einkäufe Marek Heinz, Milan Fukal und Marcel Ketelaer sitzen wegen überwiegend enttäuschender Leistungen hauptsächlich auf der Bank. Und Verletzungen der Leistungsträger wie Martin Groth, Rodolfo Cardoso oder Nico-Jan Hoogma zwingen den Trainer zu andauernden Umstellungen.

Persönlich betroffen ist Pagelsdorf von den vielen Abgängen nicht: "Man muss das trennen, sonst könnte ich diesen Job nicht machen. Mein Traum, ein Team einen langen Zeitraum halten zu können, ist nicht zu realisieren." Klar sei aber auch, dass er nicht immer so friedlich sei, wie er wirke. Das Spielerkarussell werde sich künftig noch schneller drehen, wenn das nötige Geld vorhanden ist, fürchtet Pagelsdorf. "Der Kreislauf ist nur zu durchbrechen, wenn wir die wirtschaftlichen Möglichkeiten haben, wie durch die Teilnahme an der Champions League. Nur dann haben wir die Chance, in drei, vier, fünf Jahren den Anschluss zu schaffen."

Von seiner Maßgabe, junge Spieler zu holen und beim HSV zu entwickeln, werde er nicht abrücken, steht Pagelsdorf weiter zu seinem Konzept. Mit den derzeitigen Leistungen seines Teams ist er nicht zufrieden: "Ich hätte schon erwartet, dass die Mannschaft in der Lage ist, die Situation besser zu erkennen. Ich bin enttäuscht, weil ich das Gefühl habe, dass mancher in Gedanken noch in der Champions League ist."

Beim SC Freiburg (Sonnabend 15.30 Uhr) steht für die Hamburger nach drei Unentschieden gegen Mitkonkurrenten um den Abstieg ein erneutes Schlüsselspiel bevor. Doch die Ausgangslage ist günstig: In 13 Spielen kassierte der HSV gegen Freiburg nur zwei Niederlagen, das 5:0 im Hinspiel war der höchste Saison-Erfolg.

(RPO Archiv)
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