Ungereimtheiten bei Rechte-Vergabe? Öffentlich-rechtliche TV-Sender klagen über Fifa

Hamburg (rpo). Hat der internationale Fußball-Verband (Fifa) bei der Vergabe der TV-Rechte an den Weltmeisterschaften 2002 und 2006 gekungelt? Zumindest kommen der damals unterlegenen Gemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender in Europa (EBU) einige Details nicht ganz sauber vor. Den Zuschlag hatte vor fünf Jahren der Münchner Medien-Mogul Leo Kirch bekommen.

"Wir hatten eine Garantie von der Fifa, dass wir die Rechte bekommen", sagte der Generalsekretär der EBU, Jean-Bernard Münch, gegenüber dem Magazin stern: "Und wir hatten die schriftlich." Dennoch habe die EBU auf eine Klage verzichtet, nachdem die Fifa-Exekutive trotz der angeblichen Vereinbarung im Juli 1996 für Kirch/ISL entschieden habe. "Man kann keine Partnerschaft mit einem Gerichtsstreit beginnen", begründete Münch. Die Fifa sah sich auf Anfrage des Sport-Informations-Dienstes (sid) nicht zu einer Stellungnahme in der Lage.

Schon unmittelbar nach der Rechtevergabe waren leise Zweifel an der Seriösität des Auswahlprozesses der Fifa geäußert worden. "Das Verfahren bei der Vergabe war äußerst irritierend", hatte der damalige EBU-Präsident Professor Albert Scharf, damals wie heute Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR), erklärt.

Nach fünfstündiger Sitzung hatte das Exekutiv-Komitee der Fifa mit 9:6-Stimmen bei drei Enthaltungen für einen Abschluss mit Kirch und ISL votiert. Besonders kritisch wurde die Rolle von Gerhard Mayer-Vorfelder gesehen, damals Mitglied in der Exekutive. Der heutige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) war nicht zur Fifa nach Zürich gereist, er hatte sich angeblich in seiner Funktion als Finanzminister in Baden-Würtemberg aufgehalten.

ISL und Kirch hatten sich die erworbenen Rechte damals geteilt. Der deutsche Unternehmer bekam die Europa-Rechte, ISL war für den Rest der Welt zuständig. Nach der Pleite von ISL hat Kirch nun eine Option auf die "Weltherrschaft".

(RPO Archiv)
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