Matthäus lenkt ein: Ab 10. März in New York Nationalspieler sorgt für Spott und Ärger in den USA

New York/München (dpa). Lothar Matthäus hat im Streit mit seinem neuen Arbeitgeber eingelenkt. Nach dem jüngsten Wirbel im Transfer- Theater um den Rekord-Nationalspieler hat sich die Situation am Sonntagnachmittag entspannt. Und der 38-Jährige will seinen Dienst bei den New York/New Jersey MetroStars pünktlich antreten. "Ich gehe davon aus, dass ich ab dem 10. März drüben bin", sagte der Libero des FC Bayern München am Sonntag am Rande des Münchner Hallen-Turniers dem Fernsehsender SAT.1. "Ich musste ihnen zeigen, dass sie nicht alles mit mir machen können", so Matthäus. Inzwischen hat er aber mit den New Yorker Verantwortlichen gesprochen: "Sie haben mehrmals angerufen und sich bemüht."

Zuletzt hatte sich der Bayern-Star Sympathien in der US-Liga verscherzt und sich im "Big Apple" zum Gespött gemacht. "Matthäus könnte ein Weltklasse-Fußballer sein, aber er ist ein erstklassiges Baby", höhnte der Kommentator der "New York Daily News" am Wochenende angesichts der Drohung des 38-Jährigen, den Wechsel womöglich platzen zu lassen. Bei einem Vertragsbruch hätte Matthäus eine internationale Sperre riskiert. Und für seine künftigen Chefs stand alles andere als ein pünktlicher Arbeitsbeginn nicht zur Debatte.

"Lothar hat einen Vertrag mit uns unterschrieben, und der ist bindend", bekräftigte Ivan Gazidis in New York, wo er in der Major League Soccer (MLS) in seiner Funktion als Vizepräsident entscheidend am Transfer des zweimaligen "Weltfußballer des Jahres" beteiligt war. Nicht anders sieht es der neue MetroStars-Generalmanager Nick Sakiewicz. "Er muss am 10. März kommen, das war abgesprochen und da erwarte ich ihn", betonte der Ex-Profi, der vor drei Tagen die Nachfolge des erfolglosen Charlie Stillitano angetreten hat.

Matthäus hatte sich mit seiner öffentlichen Empörung darüber, dass die New Yorker ihn nicht über die Versetzung seines Kontaktmannes informierten, ins Abseits manövriert. So drohten ihm nach dem Reglement des Weltverbandes FIFA auch eine Sperre, das Aus für die Europameisterschaft in den Niederlanden und in Belgien sowie finanzielle Sanktionen. "Keine Chance", sagte Sport-Anwalt Christoph Schickhardt der "Welt am Sonntag", habe Matthäus auf einen Ausstieg aus dem Vertrag. Nach Informationen der Zeitung müsste der Bayern- Libero beim Vertragsbruch auch mit einer zweistelligen Millionen- Klage rechnen.

Zunächst hatte sich Matthäus beklagt, dass die New Yorker sich bei ihm nicht gemeldet hatten, und den Amerikanern dafür eine Frist bis nach dem Bayern-Trainingslager im spanischen La Manga am kommenden Sonntag gesetzt. "Das Leben geht auf jeden Fall auch nach dem 10. März weiter. Wo, ist fraglich", hatte er seine Zukunft noch am Samstag offen gelassen.

Verantwortliche verärgert

Gazidis und Sakiewicz zeigten sich mächtig verärgert über die Matthäus-Aussagen vom Freitag, die sie als "unseriöses Verhalten" kritisierten. "Darüber bin ich sehr enttäuscht", so Gazidis. Der 143- malige Nationalspieler liege mit seinem Vorwurf des Vertragsbruchs im Zusammenhang mit Stillitanos Entlassung zudem völlig falsch. Denn in der MLS sei es unüblich, Spieler vorab über Veränderungen im Club zu informieren. "Es wäre nicht normal, ja sogar sehr ungewöhnlich", so Gazidis. Er stellte auch klar, dass Stillitano den Verein gar nicht verlassen hat: "Er ist weiter bei der Gesellschaft angestellt, die der Eigentümer der MetroStars sind. Er wird also weiter dabei sein."

Mit Stillitano wird es wohl in der kommenden Woche ein Wiedersehen geben. Gazidis kündigte an, dass Sakiewicz, Zambrano, Stillitano und er selbst in den nächsten Tagen zum klärenden Gespräch nach München kommen werden. "Es ist klar, das ein schnelles persönliches Gespräch dringend notwendig ist. Dann wird Lothar rasch merken, dass die Metro Stars ein starkes und erfolgreiches Team im Jahr 2000 sein werden, und er ein bedeutender Teil dieses Vorhabens ist", sagte Gazidis.

Die mittlerweile recht genervten Bayern hielten sich raus. "Bis jetzt ist Lothar noch nicht zu uns gekommen und hat gesagt, dass er da nicht hin will. Bis dahin gibt es überhaupt keinen Grund, etwas zu unternehmen", betonte Manager Uli Hoeneß. Offenbar ist er ziemlich sauer auf den US-Auswanderer: "Lothar muss mal sagen, was er seit Wochen will und so nicht sagt." Nämlich in München bleiben, und das hatte Hoeneß schon länger prophezeit. "Die Medien haben wieder ein wunderbares Thema für die nächsten vier sauren Wochen, und wir sind die Leidtragenden", sagte er grantig.

(RPO Archiv)
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