Das selbstgeschossene Weltmeister-Bild mit Angela Merkel behält "natürlich" seinen Platz auf dem Handy von Shkodran Mustafi. Knapp sechs Monate nach dem Finaltriumph von Rio de Janeiro hat der 22-Jährige zum Jahreswechsel aber auf einen sentimentalen Rückblick auf sein Sensationsjahr verzichtet.

"Es stehen im Verein genügend Aufgaben an, von daher habe ich gesagt, ich mache einen Schlussstrich, vergesse die WM und konzentriere mich auf die kommenden Aufgaben", sagte der Innenverteidiger des FC Valencia der Deutschen Presse-Agentur vor dem spanischen Spitzenduell mit Real Madrid am Sonntag. "Nach Saisonende lehne ich mich gerne zurück und denke nochmal an die WM."

Nach dem Endspiel gegen Argentinien, das Mustafi nach drei WM-Einsätzen und seiner Oberschenkelverletzung im Achtelfinale von außen verfolgt hatte, nutzte der Nordhesse noch eine wohl einmalige Gelegenheit. "In so einem Moment gibt es nichts, was man nicht fragen würde", erinnerte er an die Entstehungsgeschichte des Fotos mit Kanzlerin und WM-Pokal.

Vor genau einem Jahr hätte auch Mustafi selbst wohl noch nicht an sein WM-Märchen geglaubt: Im vergangenen März war er für das Testspiel gegen Chile erstmals von Bundestrainer Joachim Löw nominiert worden, absolvierte gegen Polen sein erstes A-Länderspiel. Als Nachzügler für den verletzten Marco Reus durfte der Sohn albanischer Einwanderer mit nach Brasilien fahren, kam in drei der ersten vier Spiele zum Einsatz, fiel nach der Blessur gegen Algerien aber für den Rest der WM aus.

Nach der Rückkehr aus Brasilien wechselte Mustafi für geschätzte acht Millionen Euro Ablöse von Sampdoria Genua zum sechsmaligen spanischen Meister — ein weiterer Glücksgriff. Als Vierter der Primera Division hinter den großen Drei Real, FC Barcelona und Atlético Madrid dürfen die Chés auf die Qualifikation zur Champions League hoffen.

"Uns zeichnet aus, dass wir eine Mannschaft sind, die zwar Qualität hat, aber in der es nicht ausreicht, mit 80 Prozent zu spielen", erklärte Mustafi. Und sagte mit Blick auf die anstehende Herausforderung gegen Cristiano Ronaldo & Co. trotz der 22 Pflichtspiel-Serienerfolge der Königlichen: "Wir werden uns nicht verrückt machen, dass Real kommt. Wir sind zu Hause stark genug und mit so viel Selbstvertrauen vollgetankt, dass wir sie schlagen können."

Gemeinsam mit dem Argentinier Nicolas Otamendi, "der neuen zentralen Mauer" ("AS") Valencias, brachte Mustafi Ende November bereits Barças Starensemble um Lionel Messi zur Verzweiflung und musste erst in der 90. Minute das 0:1 hinnehmen. Im Oktober wurde der Verteidiger neben Stars wie Cristiano Ronaldo oder Neymar in die Liga-Elf des Monats gewählt. "Wir sind stolz, dass wir einen Weltmeister in unseren Reihen haben", sagte Valencias Fußball-Direktor Francisco Pérez. "Das war ein harter Kampf, viele Vereine wollten Mustafi haben und wir haben uns durchgesetzt."

Bis 2019 hat der frühere HSV-Profi unterschrieben — will eine zukünftige Rückkehr nach Deutschland aber nicht generell ausschließen: "Bei den Angeboten im Sommer war es für mich das Beste, nach Valencia zu kommen. Bislang hat sich das auch so bestätigt, aber natürlich ist die Bundesliga ein Thema für mich, ganz klar."