Bergretter, Voice of Germany, Criminal Minds So viel Länderspiel steckt im restlichen TV-Programm

Düsseldorf · Wer sich am Donnerstag dagegen entscheidet, das Länderspiel im Fernsehen zu schauen, hat ein Problem: Auch in so manchem Parallelprogramm ab 20.15 Uhr steckt ein bisschen DFB. Wir verraten, wo.

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Foto: dpa/Ina Fassbender

Und? Überlegen Sie noch, ob Sie sich das Länderspiel am Donnerstagabend (20.45 Uhr/RTL) im Fernsehen angucken? Deutschland gegen Russland. In einem halbleeren Leipziger Stadion? Nach diesem desaströsen Jahr der DFB-Elf? Wenn Sie noch zögern, lassen Sie uns doch einen Blick aufs Parallelprogramm werfen – durch die Fußballbrille. Denn bei genauerem Hinsehen steckt auch hier jede Menge DFB drin.

  • „Die Bergretter“, 20.15 Uhr, ZDF: „Melodramatische Action vor malerischer Kulisse“ verspricht die Heimatserie. Damit dürfte sie dem heutigen Länderspiel einiges voraushaben. Denn ob viele leere Sitzplätze im Leipziger Stadion dazu führen, aus diesem Spiel gegen eine russische Mannschaft, die sich seit längerem Dopingvorwürfen gegenüber sieht, ein Fest für die Augen zu machen, ist dann doch eher fraglich. Dann vielleicht doch lieber ein paar alpine Ersthelfer, die sich aus dem Helikopter abseilen. Natürlich auch mit „högschter Konzentration“.
  • „Criminal Minds“, 20.15 Uhr, Sat.1: Der Vorteil an dieser Sorte US-Krimi ist: Jede Folge dauert nur gut eine Halbzeit lang, präsentiert aber am Ende zwingend einen überführten Mörder. Insofern ist die Liste der Verdächtigen nicht sehr lang. Die Ermittler lösen also jeden auch noch so kniffligen Fall. Vielleicht könnte der DFB die Ermittler aus dem TV einfach mal um Hilfe bitten. Sie könnten sicher zur Beantwortung der Frage beitragen: Könnte es wirklich sein, dass die Menschen nicht verstehen, warum es bei einem 20.45-Uhr-Spiel an einem Donnerstag außerhalb der Ferien eine Ticket-Kategorie „Kinder bis einschließlich sechs Jahre“ gibt?
  • „The Voice of Germany“, 20.15 Uhr, ProSieben: Dass die Nationalmannschaft selten über Akteure mit engelsgleichen Stimmen verfügt, hat Tradition. Das hielt sie in der Vergangenheit trotzdem nicht davon ab, immer mal wieder einen WM-Song aufzunehmen. 1974 hallte es „Fußball ist unser Leben“ aus den Lautsprechern, 1990 hieß es gemeinsam mit Udo Jürgens „Wir sind schon auf dem Brenner“, und 1994 blödelte man sich mit Village People zu „Far away in America“. Kein Juror eines musikalischen Talente-Castings heutiger Tage hätte da auf einen Buzzer gedrückt, höchstens, um die Security zu rufen, um dem Fremdschämen ein Ende zu bereiten. Nach 1994 gab es dann auch keine WM-Songs der DFB-Auswahl mehr. Wenn sie allerdings 2018 mit „Dschingis Khan“ ein Remake von „Moskau“ aufgenommen hätten, in dem es ja heißt: „Nachts, da ist der Teufel los“, hätte das zumindest nachträglich erklärt, warum der DFB im Teamquartier den Playstation spielenden Profis das Wlan abdrehte.
  • „Letzte Spur Berlin“, 20.15 Uhr, ZDF Neo: In der Entwicklung von Jogis Truppe steckt auch ganz viel Krimi. Wer ist eigentlich verantwortlich dafür, dass es so bergab ging? Was ist nach dem WM-Titel 2014 alles schief gelaufen? Woher kommt diese zunehmende Entfremdung zwischen Fans und Mannschaft? Vielleicht führt auch hier die letzte Spur nach Berlin zum Brandenburger Tor und dem Empfang der Weltmeister. Könnte sein, dass das der Moment war, als man dachte, es geht jetzt einfach so weiter?
  • „Sträters Männerhaushalt“, 20.15 Uhr, One: Wer Comedy mag, sollte heute den ARD-Spartensender einschalten. Obwohl: Was lässt einen mehr schmunzeln als das wahre Leben? Das wahre Fußball-Leben? Und das spielt heute Abend nun mal in Leipzig. Als Männerhaushalt geht das Ganze auch durch. Und wer sich im Wohnzimmersessel noch mal an das Umschalt- und Stellungsspiel mancher Nationalspieler bei der WM erinnert, begibt sich sogleich in den Comedy-Bereich. Wem das alles nicht reicht, um sich stimmungstechnisch in Schwung zu bringen, der liest einfach nochmal nach, was die DFB-Verantwortlichen nach zweimonatiger Analyse des WM-Desasters der Öffentlichkeit im August präsentiert hatten.
  • „Goldrausch am Yukon – Das Abenteuer deines Lebens“, 20.15 Uhr, DMAX: Die Goldgräber-Doku auf dem Männerkanal klingt wie der perfekte nächste Werbeslogan des DFB. Denn das ist doch das, was er braucht: Männer, die für die Nationalmannschaft brennen. Die einen Titel gewinnen wollen, weil sie noch keinen gewonnen haben. Die ein ganzes Land wieder in Aufbruchstimmung versetzen. Die unbeirrbar und allen Rückschlägen zum Trotz ihren Weg gehen. Hinzu kommt: Wenn der DFB seine Slogans künftig einfach von Fernsehinhalten abkupfern würde, könnte er sich das Geld für vermeintlich kreative Menschen sparen, die sich dann einen Hashtag wie #zsmmn ausdenken. Immerhin, dieser Hashtag stand ja 2018 exemplarisch für vieles, was rund um die Nationalmannschaft schief lief. So einen viralen Goldklumpen muss man auch erstmal finden.
DFB-Team absolviert in Leipzig das Abschlusstraining vor dem Spiel gegen Russland
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Abschlusstraining des DFB-Teams vor dem Russland-Spiel

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DFB-Team: Nationalspieler stellen sich in Leipzig Kinderfragen und schreiben Autogramme
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DFB-Spieler stellen sich in Leipzig Kinderfragen

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Deutschland gegen Russland: die Zahlen und Fakten
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Deutschland gegen Russland: die Zahlen und Fakten

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  • „Ein Aufstand alter Männer“, 20.15 Uhr, Kinowelt.TV: Der Spielfilm behandelt das Thema Rassismus in den US-amerikanischen Südstaaten. Doch beschreibt es nicht exakt das, was jetzt alle Fans erwarten: Dass die arrivierten Nationalspieler die Ärmel hochkrempeln und zeigen, dass sie es immer noch besser können als 2018? Denn wenn die Durststrecke der Nationalelf anhält, könnte DFB-Präsident Reinhard Grindel irgendwann ein anderer Aufstand alte Männer drohen: der aus den Präsidien der Landesverbände.
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