15 Monate vor der Europameisterschaft im eigenen Land gibt es weitaus wichtigere Themen, die angegangen werden müssen, als ein Stück Stoff. Wer geht ins Tor, wenn Manuel Neuer nicht in alter Form zurückkehrt? Wer besetzt die Außenverteidigerpositionen? Wer spielt im Sturm? Und kann Hansi Flick nach dem desaströsen Vorrundenaus die Nationalmannschaft überhaupt wieder in die Spur bringen?

Bisher gibt es auf diese Fragen keine Antworten. Der Wechsel der Kapitänsbinde taugt zu nichts mehr als plumper Besänftigung für plumpe Kritiker. Dass es für den Wechsel nun Applaus von der AfD gab, ist daher wenig verwunderlich, wenngleich der DFB sich erschrocken erst einmal distanzieren musste. Wen bitte juckt denn die Farbe der Kapitänsbinde, der sich wirklich für Fußball interessiert?

Zudem ist sie einfach nicht dafür geeignet, für Vielfalt, Offenheit und Toleranz zu werben. Nicht erst seit der WM gibt es Probleme mit Gewalt, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie auf den Tribünen, im Amateurbereich und bei Social Media. Themen, die der DFB bisher noch viel zu selten angeht. Gratismutige Alibizeichen wie eine One-Love- oder Regenbogenbinde, die eingepackt wird, sobald der kleinste Widerstand kommt, sind da unzureichend. Und da haben wir über die Probleme in der Führungsriege mit Machtspielchen und Intrigen, Vorwürfen von Korruption oder dem kürzlich vollzogenen, rückwirkenden Entzug der Gemeinnützigkeit für 2014 und 2015 noch nicht einmal gesprochen.

Um aber zum Abschluss die Frage nach der Wichtigkeit der Kapitänsbinde noch einmal zu unterstreichen: Erinnern Sie sich noch daran, für welche Farbe sich der damalige Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm im WM-Finale 2014 entschieden hat? Deutschlandfarben? Regenbogenfarben? Viel Spaß beim googlen.