"Besser zwei Wochen voll trainieren" Uli Hoeneß versteht Götze-Nominierung nicht

Düsseldorf · Bundestrainer Joachim Löw muss in den letzten beiden WM-Qualifikationsspielen auf beide Bender-Zwillinge verzichten. Auch Marco Reus fällt aus. Mario Götze ist jedoch dabei. Was Uli Hoeneß mit Argwohn betrachtet.

Die Absage der Bender-Zwillinge besorgte Joachim Löw mehr als die Diskussion über die Nominierung von Mario Götze. Festen Willens, mit einem Sieg am Freitag in Köln gegen Irland (20.45 Uhr/Live-Ticker) endgültig das WM-Ticket zu buchen, trafen der Bundestrainer und seine 21 Profis am Montag in Düsseldorf ein.

Statt Sven Bender checkte jedoch Heiko Westermann im Hyatt ein. Der Dortmunder Bender (Muskelverhärtung im Adduktoren- und Lendenwirbelbereich) musste wie schon tags zuvor sein Bruder Lars (Bayer Leverkusen/Muskelfaserrisses im Oberschenkel) für die Partien gegen die Iren und am kommenden Dienstag zum Quali-Abschluss in Stockholm gegen Schweden (20.45/Live-Ticker) absagen. Und so darf Westermann auf sein Pflichtspiel-Comeback nach drei Jahren und ein wenig sogar wieder auf die WM-Teilnahme hoffen. Am Nachmittag gab es die nächste Absage aus Dortmund, auch Marco Reus wird Deutschland fehlen. Der Offensivmann verpasst wegen eines Anrisses des Innenbandes im linken Sprunggelenk die WM-Qualifikationsspiele. Das teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Montag mit.

Sein letztes Pflichtspiel bestritt der 26-malige Nationalspieler Götze derweil am 12. Oktober 2010 in Kasachstan. Nach dem folgenden 0:0 in Schweden im Oktober 2010 war er nur noch bei der US-Reise im Einsatz als Löw auf die Stars von Bayern München und Borussia Dortmund verzichten musste. Westermann ist bereits der dritte HSV-Profi im Aufgebot nach Torhüter Rene Adler und Marcell Jansen, der im März selbst erst nach zweieinhalb Jahren zurückgekehrt war und in Abwesenheit des etatmäßigen Linksverteidigers Marcel Schmelzer (Borussia Dortmund) auf zwei Einsätze hoffen darf.

Götze zuletzt vor sieben Monaten im DFB-Trikot

Auch ein Einsatz Götzes wäre ein kleines Comeback, schließlich trug der Mittelfeldspieler von Bayern München zuletzt vor knapp sieben Monaten das DFB-Trikot und fiel danach wegen gleich zweier schwerer Verletzungen aus. Bayern-München-Präsident Uli Hoeneß äußerte deshalb öffentlich sein persönliches Unverständnis über Götzes Nominierung. "Für alle Beteiligten wäre es besser, er würde zwei Wochen voll trainieren, dann wäre er körperlich da, wo er sein müsste", sagte er dem kicker, ergänzte allerdings: "Aber das ist meine private Meinung, ich mische mich da nicht ein."

Da er nicht mehr im operativen Geschäft ist, hat Hoeneß in solchen Fragen auch kein Mitspracherecht. Und Münchens Sportvorstand Matthias Sammer, zuletzt ohnehin nicht immer einer Meinung mit Hoeneß, stellte klar: "Die Kommunikation mit dem Bundestrainer war ganz hervorragend."

Richtig fit ist der 21 Jahre alte Götze zweifellos noch nicht. Bei Manchester City in der Champions League (3:1) und bei Bayer Leverkusen in der Liga (1:1) kam er jeweils nur für fünf Minuten zum Einsatz. Bayern-Coach Pep Guardiola betonte, dass Götze "noch Zeit braucht" und auch der Spieler selbst beteuert, er habe "noch nicht die Kraft für 90 Minuten".

Individuelles Programm

Dass er dennoch für die Nationalmannschaft nominiert wurde, ist zwischen Löw und den Bayern abgesprochen. Man kam darüber überein, dass der 37-Millionen-Man beim DFB ein individuelles Programm mit den DFB-Fitnesstrainern absolvieren wird und nach Lage der Dinge auch zu kurzen Einsätzen kommen soll. Dies nutzt wohl auch dem Spieler, denn bei den Bayern sind wegen der zahlreichen Abstellungen kaum mehr als eine Handvoll Profis im Training.

Durch die Ausfälle beider Benders hat Löw inzwischen drei verletzte "Sechser" zu beklagen, nachdem auch Ilkay Gündogan fehlt. Die beiden wichtigsten, der in Schweden vor dem 100. Länderspiel stehende Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira (Real Madrid), sind jedoch dabei. Zudem hatte sich zuletzt Toni Kroos mit zwei starken Auftritten auf dieser Position als Alternative angeboten.

(sid)
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