Vor EM-Play-offs Hrubesch: "Haben noch nichts gewonnen"

Düsseldorf · Der deutschen U21 steht auf dem Weg zur EM 2015 nur noch die Ukraine im Weg. Trainer Horst Hrubesch spricht im Interview über die Play-offs, den Austausch mit Joachim Löw und das Fernziel Olympia.

Deutschland - Rumänien 8:0
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Herr Hrubesch, in den Play-offs geht es um alles oder nichts. Sind Sie angespannt?

Horst Hrubesch Nein. Wir fahren mit breiter Brust in die Ukraine. Wir wissen, was für eine Qualität wir haben, gerade zuletzt gegen Irland und Rumänien haben wir überzeugend gespielt. Wir werden nicht überheblich sein, aber wir wollen auch in der Ukraine gewinnen.

Viele haben noch das furiose 8:0 gegen Rumänien im Hinterkopf. Haben Sie Angst vor Leichtsinn?

Hrubesch Nein, dieses Ergebnis muss man relativieren. Andererseits muss man Rumänien auch erst einmal 8:0 schlagen. Dass wir sie so erwischen, hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Das zeigt unser Potenzial. Aber wir haben bis hierhin noch nichts gewonnen, und das wissen auch die Spieler.

Auf wen wird es in den Play-offs ankommen?

Hrubesch Es macht keinen Sinn, einzelne Spieler hervorzuheben. Wir haben es als Mannschaft hierhin geschafft. Wie die verschiedenen Charaktere auf dem Platz oder auch im Hotel miteinander umgehen, ist großartig. Sie sind zusammengewachsen und haben dieses eine Ziel.

Auch die Weltmeister Erik Durm, Matthias Ginter oder Shkodran Mustafi könnten für die U21 spielen, sogar Mario Götze und Julian Draxler. Theoretisch wäre das eine Top-Mannschaft...

Hrubesch Nicht nur theoretisch, auch praktisch. Aber es macht keinen Sinn zu spekulieren. Joachim Löw hat den Zugriff, und wenn er die Spieler haben will, bekommt er sie. Meine Aufgabe ist es, die Spieler so vorzubereiten, dass Jogi sie oben einsetzen kann. Wir sind deswegen breit aufgestellt und können mehr oder weniger jede Position ersetzen.

Sechs Ihrer U21-Europameister von 2009 gehörten in Brasilien zum Weltmeister-Stamm. Hat der jetzige Jahrgang ähnliche Perspektiven?

Hrubesch Klar, wir haben ja jetzt schon vier Spieler oben dabei. Wir sind Weltmeister, aber wir haben auch das Ziel, dass das so bleibt. Es macht keinen Sinn, zur nächsten EM oder WM zu fahren und zu sagen, dass wir Zweiter werden wollen. Das ist der Anspruch, den Joachim Löw an die Mannschaft und an sich selbst hat - und den wir gemeinsam verfolgen.

Egal ob 2009 oder jetzt: Sie haben zu jungen Spielern offenbar einen guten Draht. Wie kommt das?

Hrubesch Schon als Profi habe ich meine jungen Mitspieler mitgenommen, ich denke da etwa an Thomas von Heesen. Später in Lüttich haben wir quasi mit einer Jugendmannschaft gespielt. Es hat einfach Spaß gemacht, und mir hat es etwas gebracht. Ich konnte mich immer auf die Jungen verlassen, und die Jungen konnten sich immer auf mich verlassen.

Hält Sie dieser Austausch jung?

Hrubesch Natürlich. Ich bekomme immer mit, was in, was neu, was trendy ist. Wichtig ist, dass die Basis auf Vertrauen aufgebaut ist. Dann profitiert der eine vom anderen. Und das hält jung.

Das Fernziel bleibt Rio 2016?

Hrubesch Unsere Aussage ist klar: Wir wollen zu Olympia. Ich habe Olympia noch nicht erlebt, und man hört so vieles. Frank Mill hat mir gerade erst erzählt, wie genial das damals war. Aber so weit sind wir noch nicht. Jetzt haben wir die Play-offs, und dann werden wir sehen, ob wir bei Olympia ankommen.

(sid)
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