Spickzettel im Stutzen Pollersbeck wird im Lehmann-Stil zum Elfmeter-Killer

Tychy · U21-Torwart Julian Pollersbeck führte die DFB-Junioren mit zwei Paraden im Elfmeterschießen gegen England zum Sieg. Dabei behalf er sich mit einem Trick, den schon Jens Lehmann bei der Heim-WM 2006 nutzte.

 Julian Pollersbeck schaut auf seinen Zettel im Stutzen.

Julian Pollersbeck schaut auf seinen Zettel im Stutzen.

Foto: Screenshot ARD

U21-Torwart Julian Pollersbeck führte die DFB-Junioren mit zwei Paraden im Elfmeterschießen gegen England zum Sieg. Dabei behalf er sich mit einem Trick, den schon Jens Lehmann bei der Heim-WM 2006 nutzte.

Das Erfolgsrezept steckte im Stutzen. "Ich habe meinen kleinen Spickzettel gehabt", sagte Elfmeter-Killer Julian Pollersbeck grinsend und zeigte auf sein linkes Bein. Bestens vorbereitet hatte der Torhüter des 1. FC Kaiserslautern beim 4:3 der deutschen Jungstars im Elfmeterschießen gegen England zwei Schüsse pariert und sein Team so ins Finale der U21-EM in Polen geführt.

Als der 22-Jährige den letzten Elfmeter von Nathan Redmond pariert hatte, gab es für seine Mannschaftskollegen kein Halten mehr. Alle stürmten auf den einzigen Zweitligaspieler auf dem Platz zu und herzten den Matchwinner.

"Ich finde so was geil"

"Ich habe einfach nicht nachgedacht, wie fast immer", sagte Pollersbeck in der ARD. Vor dem Halbfinale hatte er noch zugegeben, dass er zuletzt bei einem Jugendturnier in der Halle ein Elfmeterschießen erlebt hatte. "Ich finde so was geil. Deswegen spielen wir Fußball, deswegen lieben wir Fußball", jubelte er.

Weil der Wolfsburger Maximilian Arnold, der Neu-Dortmunder Maximilian Philipp, der Schalker Max Meyer und der Hoffenheimer Nadiem Amiri vom Punkt trafen, lebt der Traum vom Titel weiter. Das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz trifft am Freitag (20.45 Uhr/ZDF) im Endspiel auf Spanien. Nach 120 Minuten hatte es 2:2 (2:2, 1:1) gestanden.

U21-EM 2017: Deutschland feiert den Finaleinzug euphorisch
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DFB-Junioren feiern den Finaleinzug euphorisch

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Foto: dpa, woi sab

"Wir wollten, dass die Leute zu Hause stolz auf uns sind, das hat die Mannschaft weltklasse gemacht", sagte Kuntz, der nach dem Elfmeter-Krimi Pollersbeck lange und innig umarmte. DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch, zugleich Kuntz' Vorgänger, war ebenfalls begeistert: "Das war schon affengeil. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Kompliment auch an Stefan. Jetzt hoffe ich, dass es Stefan nicht so geht wie mir bei Olympia." Da hatte die deutsche Mannschaft das Elfmeterschießen gegen Gastgeber Brasilien verloren.

Lineker resigniert

Der englische Nachwuchs hatte im Gegensatz zum DFB-Team Elfmeterschießen trainiert. "Die Geschichte zeigt, dass Deutschland das nicht muss. Wir aber schon", hatte Trainer Adrian Boothroyd erklärt. Es half dennoch nichts. "Immer das Gleiche", twitterte Englands Legende Gary Lineker.

U21-EM 2017, Deutschland - England: Bilder des Spiels
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Foto: ap, FO

Erst zum dritten Mal steht ein DFB-Team im EM-Finale. Den bislang einzigen Titel hatte vor acht Jahren die "Klasse von 2009" mit sechs späteren Weltmeistern geholt.

In der regulären Spielzeit hatten der künftige Berliner Davie Selke (35.) und der kurz zuvor eingewechselte Schalker Debütant Felix Platte (70.) für die am Ende überlegene deutsche Mannschaft getroffen. Demarai Gray (41.) und Tammy Abraham (50.) hatten England zwischenzeitlich mit 2:1 in Führung gebracht. In der Verlängerung war die deutsche Mannschaft drückend überlegen, vergab aber selbst allerbeste Chancen.

Zu Beginn hatten die Briten mächtig aufs Tempo gedrückt. Nathanial Chalobah (6.) und Demarai Gray (8.) hatten gleich zweimal die Führung auf dem Fuß. Die deutsche Defensive wirkte völlig verunsichert — wohl auch, weil Gideon Jung (Hamburger SV) kurzfristig ins kalte Wasser geworfen worden war. Der Innenverteidiger rückte für Abwehrchef Niklas Stark (Hertha BSC) in die Startelf, der sich beim Aufwärmen verletzt hatte.

DFB-Team wird immer stärker

Die Neuauflage des Endspiels von 2009 war für die 13.214 Zuschauer eine äußerst unterhaltsame Begegnung. Von Vorsicht war nichts zu spüren, beide Seiten überbrückten das Mittelfeld schnell und kamen zu reichlich Chancen. Nach dem nervösen Auftakt bekam die deutsche Mannschaft das Spiel immer besser in den Griff.

Die Abwehr stand nun sicher, vorne gelangen immer mehr Aktionen. Die inzwischen verdiente Führung folgte prompt: Nach schöner Flanke von Jeremy Toljan (1899 Hoffenheim) erzielte Selke per Kopf sein zweites Turniertor. Ein weiterer Standard sorgte jedoch für den prompten Ausgleich, als Gray nach einer Ecke aus kurzer Distanz erfolgreich war.

Direkt nach dem Seitenwechsel leitete Gnabry mit einem Fehlpass das zweite Gegentor ein. Der technisch starke Will Hughes zog mit dem Ball in die Mitte, wo Abraham aus kurzer Distanz mühelos einschob. Wenig später musste auch noch Selke verletzt vom Platz, für ihn kam Platte ins Spiel. Sieben Minuten später traf der 21-Jährige per Kopf zum Ausgleich.

(sid)
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