U21 peilt EM-Titel an 2009, 2014, 2015, 2020

Düsseldorf · Sechs Jahre nach dem letzten Titelgewinn plant die deutsche U21 bei der EM in Tschechien den nächsten Triumph. Die Generation von Malmö 2009 bildete das Fundament von Joachim Löws Weltmeister-Team. Ihre Nachfolger sind nicht minder talentiert.

U21-EM: Diese Nicht-Deutschen haben den höchsten Marktwert
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Diese Nicht-Deutschen haben den höchsten Marktwert

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Es ist noch ein weiter Weg bis zur berüchtigten "Duplizität der Ereignisse", gerade einmal die Hälfte hat der deutsche Fußball zurückgelegt. Doch dafür sind die Gedanken daran ziemlich konkret. 2009 ging es los in Schweden, am 29. Juni wurde die U21 von Horst Hrubesch in Malmö Europameister. Fünf Jahre später gewannen sechs seiner Schützlinge von damals in Rio de Janeiro den WM-Titel bei den Großen.

Das war für sich, ganz alleinstehend, eine tolle Geschichte. Aber jetzt soll es ja weitergehen, dafür muss die U21, wieder eine Hrubesch-Truppe, am 30. Juni in Prag erneut Europameister werden. Und dann müsste man sich fünf weitere Jahre gedulden, bis eine Handvoll gestandener Nationalspieler mit den Großen im Optimalfall den nächsten Titel holt.

Sami Khedira, Mats Hummels, Benedikt Höwedes, Mesut Özil, Jerome Boateng und Manuel Neuer stehen sinnbildlich für dieses Selbstbewusstsein. DFB-Titelangler Hrubesch sagt nicht nur, dass die aktuelle Generation in Tschechien erfolgreich sein will, er fühlt sich angesichts der Talentfülle geradezu verpflichtet, es laut auszusprechen. "Wenn man die Qualität hat, muss man sich auch klar outen", meint Hrubesch.

Sein 23-Mann-Kader macht es ihm leicht. Er hat einen Champions-League-Sieger im Tor, viele Akteure, die schon Königsklasse gespielt haben oder es in der kommenden Saison dürfen, dazu Jungs mit latenter Erfahrung in der A-Nationalmannschaft, ganz zu schweigen von der allgemeinen Erfahrung im Profibereich. Die 2015er übertreffen die 2009er in dieser Hinsicht deutlich:

  • EM-Kader 2009: 887 Erstligaspiele, 448 Zweitligaspiele
  • EM-Kader 2015: 1325 Erstligaspiele, 455 Zweitligaspiele

Hrubeschs Mannschaft wäre in der Bundesliga ein Europacup-Anwärter, mit einem Altersschnitt von 21,8 Jahren. Spielberichtigt sind alle, die ab dem 1. Januar 1992 geboren sind. Aber die Truppe für Tschechien ist vielmehr eine Auswahl aller Jungspieler, die in Frage kommen — und irgendwie auch wieder nicht. Max Meyer, Serge Gnabry und Joshua Kimmich könnten für den DFB momentan genauso gut bei der U20-WM in Neuseeland aktiv sein. Andersherum würden einige Akteure aus dem Team von Frank Wormuth der U21 gut zu Gesicht stehen. Und dann gibt es noch diejenigen, auf die Joachim Löw nur ungern verzichten wollte, so dass die fiktive Elf, die zum Auftakt der U21-EM auf dem Platz stehen könnte, genauso schlagkräftig wäre wie die tatsächliche.

  1. Fiktiv: Karius — Durm, Mustafi, Süle, Rüdiger — Goretzka, Stendera — Werner, Götze, Draxler — Selke
  2. Denkbar: Ter Stegen — Korb, Ginter, Knoche, Günter — Geis, Can — Meyer, Malli, Bittencourt — Volland

Vergangenes Jahr ist die U19 Europameister geworden, die U17 hat den Titel im Mai knapp verpasst. Der Talente-Nachschub ist langfristig gewährleistet. Legt man die Daten des Onlineportals transfermarkt.de zugrunde, ist das DFB-Team klarer Favorit auf den U21-Titel mit einem Gesamtwert von 164,5 Millionen Euro. Die Konkurrenz kommt auf maximal 100 Millionen. Von den 16 Spielern beim Turnier in Tschechien mit einem Marktwert von mindestens zehn Millionen Euro spielt die Hälfte für Deutschland. Die anderen sind diese Jungs:

  1. William Carvalho (Portugal, Sporting Lissabon) 22 Mio.
  2. Harry Kane (England, Tottenham Hotspur) 15 Mio.
  3. Domenico Berardi (Italien, US Sassuolo) 15 Mio.
  4. Saido Berahino (England, West Bromwich Albion) 12 Mio.
  5. Calum Chambers (England, FC Arsenal) 12 Mio.
  6. Danny Ings (England, FC Burnley) 10 Mio.
  7. John Stones (England, FC Everton) 10 Mio.
  8. Bernardo Silva (Portugal, AS Monaco) 10 Mio.

In der Vorrunde trifft Deutschland auf Serbien, Dänemark und Tschechien. Wertvollster Spieler dieser Teams ist der Serbe Filip Djuricic vom FC Southampton (fünf Millionen Euro). In der Hinrunde der Saison 2014/2015 war er an den FSV Mainz 05 ausgeliehen, konnte sich dort aber nicht durchsetzen.

Wenn Deutschland und Serbien am 17. Juni aufeinandertreffen, ist es möglich, dass Hrubesch eine Elf aufbietet, die ausschließlich aus gestandenen Erstligaprofis besteht. Die einzige Ausnahme könnte Philipp Hofmann vom 1. FC Kaiserslautern darstellen, der einzige echte Stürmer im Kader. Hofmann hat das Zeug zu einem hübschen Mosaikstein auf dem Weg zur "Duplizität der Ereignisse".

2009 traf im EM-Endspiel ein junger Mann namens Sandro Wagner, der beim MSV Duisburg in der 2. Bundesliga nur bedingt den Eindruck erweckt hatte, DFB-Rekordtorjäger in spe zu sein. Für Hofmann selbst ist es nicht erstrebenswert, der neue Wagner zu werden. Der fristet bei Hertha BSC ein Berufsleben als Bankangestellter. Die Geschichte, die einst in Malmö begann und 2020 in London enden könnte, würde es aber echt rund machen. Auch diesmal könnte der Finalgegner England heißen.

(rpo)
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