"Deutlich zu wenig von vielen" Kroos schimpft nach Niederlage gegen Brasilien

Düsseldorf · Nach 22 Länderspielen ohne Niederlage hat die deutsche Nationalmannschaft nun wieder verloren. Im letzten WM-Härtetest unterlag die DFB-Elf Brasilien mit 0:1. Sehr zum Ärger von Toni Kroos, der das Team ungewohnt scharf kritisierte.

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Foto: dpa, kno

Im Vergleich zum Spiel gegen Spanien (1:1) nahm Bundestrainer Joachim Löw gegen Brasilien sieben Wechsel in der Startformation vor. Vermeintliche Reservisten bekamen eine Chance, um sich für einen Platz im WM-Kader zu empfehlen. So rückten Kevin Trapp, Antonio Rüdiger, Marvin Plattenhart, Leroy Sané, Ilkay Gündogan, Leon Goretzka und Mario Gomez in die Startelf. Später durften dann auch noch die eingewechselten Lars Stindl, Julian Brandt, Sandro Wagner und Niklas Süle (kam für den verletzten Jerome Boateng) vorspielen.

Wirklich überzeugen konnte allerdings keiner von ihnen. Sehr zum Ärger von Toni Kroos, der wie gegen Spanien über die volle Distanz spielte. "Alles" habe ihm missfallen, sagte Kroos im ZDF: "Und das, obwohl wir einige Spieler auf dem Platz hatten, die die Möglichkeit hatten, sich zu zeigen auf diesem Niveau. Das haben sie nicht getan."

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Vor allem im Spiel nach vorne offenbarte die DFB-Elf ungewohnte Schwächen. Gegen clever verteidigende Brasilianer verlor man zu oft in der Vorwärtsbewegung den Ball und lud die Selecao so zu schnellen Gegenangriffen ein. Die erste Niederlage nach zuletzt 22 ungeschlagenen Partien hinterließ daher deutliche Spuren. "Wir haben gesehen, dass wir doch nicht so gut sind, wie uns immer eingeredet wird oder wie vielleicht auch einige denken von uns. Das war deutlich zu wenig von vielen. Besonders die mit Ball haben mir gar nicht gefallen, muss ich sagen. Wir haben kaum einen Ball gehalten vorne, haben uns viel zu einfach abkochen lassen, die Zweikämpfe nicht so angenommen", schimpfte Kroos.

Unterstützung bekam der Mittefeldspieler von Real Madrid von Julian Draxler, neben Kroos einer von vier Spielern, die in beiden Partien begannen (daneben Jerome Boateng und Joshua Kimmich). "Ich gebe Toni recht, es hat einiges gefehlt. Er hat recht, die Alarmglocken angehen zu lassen. Aber ich sehe für die WM nicht schwarz", sagte der 24-Jährige. Auch Gündogan, der sich von der Kritik angesprochen fühlen musste, widersprach nicht. "Uns wurde aufgezeigt, dass man noch Einiges verbessern kann bis zum WM-Turnier. Am Ende können wir zum Glück sagen, dass es nur ein Test war. Wir wissen definitiv, dass wir es besser können", so Gündogan. Mit seiner Leistung gegen Brasilien dürfte der Mann von Manchester City kaum Pluspunkte im Kampf um den Platz im zentralen Mittelfeld gesammelt haben.

Löw bleibt ruhig

Bundestrainer Joachim Löw sah die erste Niederlage seit dem verlorenen EM-Halbfinale 2016 dagegen nicht so dramatisch. "Es war einfach nicht unser Tag", sagte Löw. "Wir haben nicht die Sicherheit ausgestrahlt, die wir sonst haben. Es ist aber keine neue Erkenntnis, dass wir an vielen Dingen arbeiten müssen. Manche Dinge muss man einfach trainieren."

Nach langem Suchen fand dann auch Kroos etwas Gutes: "Vielleicht war es gut zu sehen, dass da noch eine Menge Luft ist nach oben. Das heißt jetzt nicht, dass wir nicht zur WM fahren brauchen, aber es ist ganz gut zu sehen, dass da schon noch ein Stück fehlt."

(old)
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