DFB-Integrationsbeauftragter Cacau hält mildes Urteil nach Rassismus-Eklat für „sehr bitter“

Kamen · Drei Männer haben Nationalspieler beim Länderspiel rassistisch beleidigt. Doch die Beschuldigten kamen mit milden Strafen davon. Der DFB-Integrationsbeauftragte Cacau reagiert enttäuscht auf das Urteil.

 Der DFB-Integrationsbeauftragte Cacau.

Der DFB-Integrationsbeauftragte Cacau.

Foto: dpa/Boris Roessler

Der Vorfall hat für Entsetzen gesorgt: Mitte März hatten drei Männer beim Länderspiel des DFB-Teams gegen Serbien (1:1) in Wolfsburg rassistische Beleidigungen in Richtung einiger Nationalspieler skandiert. Alle drei mussten sich dafür vor Gericht verantworten, kamen aber weitgehend glimpflich davon. Der Integrationsbeauftragte des Deutschen Fußball-Bundes Claudemir Jeronimo Barreto, genannt Cacau, reagierte enttäuscht auf das milde Urteil. „Das ist sehr bitter. Das ist in der Tat sehr, sehr wenig“, sagte der 38-Jährige zu der Entscheidung des Amtsgerichts Braunschweigs. Das Gericht hatte zwei Männer freigesprochen, der Dritte muss mit einer Strafe von 2400 Euro rechnen. Zusätzlich verhängte der DFB gegen ihn ein zweijähriges Stadionverbot für die Spiele der DFB-Elf und alle Partien bis zur vierten Liga.

„Man fordert vom Sport, dass man das Thema angeht, die Leute bestraft und anzeigt. Dann wird genau das getan und dann kommt nichts“, sagte der ehemalige Bundesliga-Profi am Rande der Veranstaltung „Integration im Dialog“ am Sportcentrum Kaiserau in Kamen am Freitag. Ginge es nach Cacau, hätte man mit einer Bestrafung für alle drei „ein Zeichen setzen können“.

Vor dem Gericht hatten die Männer sogar eingeräumt die Nationalspieler Ilkay Gündogan und Leroy Sané als „Neger“, „Bimbo“ oder „Türke“ betitelt zu haben. Dennoch blieben zwei von drei Beschuldigten straffrei. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft reichen diese Beleidigungen nämlich nicht für ein Verfahren wegen Volksverhetzung aus. Lediglich der dritte Mann konnte bestraft werden, weil er „Sieg Heil“ skandierte.

Die Affäre ins Rollen gebracht hatte der Journalist André Voigt, der ein Video veröffentlicht hatte, in dem er von verbalen Ausfällen einiger Zuschauer während der Partie der deutschen Nationalmannschaft gegen Serbien berichtetet hatte.

Von seinem Weg abbringen lassen will sich Cacau aufgrund solcher Vorfälle aber nicht, auch wenn es die Arbeit nicht leichter macht. „Aber welche Alternative hat man? Aufgeben und nichts mehr machen, oder arbeitet man weiter?“, fragte Cacau. Für ihn ist klar, dass er weitermacht. Der Rassismus-Eklat von Wolfsburg sei für ihn auch nur die eine Seite der Medaille – auch wenn dieser medial „natürlich viel Aufmerksamkeit“ bekommt. „Auf der anderen Seite gibt es viele Vereine an der Basis, in denen man vieles erreichen kann und wo gute Arbeit geleistet wird“, sagte Cacau. Man dürfe die Arbeit nicht nur an diesem Fall messen, forderte er.„Dazu gehört mehr. Es ist noch lange nicht alles top, aber es gibt viel mehr Gutes als Schlechtes.“

Auch aus diesem Grund kamen in Kamen zahlreiche Vereins-und Verbandspräsidenten aus den Landesverbänden Niederrhein, Mittelrhein sowie aus dem Fußball und Leichtathletikverband Westfalen zusammen. Bei der Veranstaltung „Integration im Dialog“, die es zuvor auch schon Hamburg, Saarbrücken und Frankfurt gegeben hatte, diskutierten die Vertreter über die Chancen und Herausforderungen der Integration. Gemeinsam will man das DFB-Integrationskonzept neu gestalten und dieses dann im September dem DFB-Bundestag vorlegen. „Wir müssen gemeinsam einen Plan entwickeln, der dann auch umgesetzt werden muss. Nur das zählt“, sagte Cacau.

(old)
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