Zuschauer in Dortmund bleiben fair Nur leise Pfiffe gegen Götze — Gomez wird verschont

Dortmund · Der Tag begann mit einer herzlichen Bitte. Der Deutsche Fußball-Bund ließ sie auf der Internetseite des Verbands und auf der Anzeigetafel des Dortmunder Stadions vom BVB-Nationalspieler Kevin Großkreutz vortragen. "Hey, zeigt der ganzen Welt, dass wir in Dortmund die besten Fans haben und hier in unserem Tempel kein Weltmeister ausgepfiffen wird", lautete sie.

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"Licht und Schotten"

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Missfallenskundgebungen gegen Mario Gomez beim Düsseldorfer Testspiel und wütende Proteste im Ligaalltag und zuletzt im Supercup gegen den ehemaligen Dortmunder Mario Götze waren der Grund für den Aufruf.

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Foto: dpa, rwe fux

Die Sorge des DFB war offensichtlich nicht berechtigt. Das erste Pflichtspiel der neuen Länderspielsaison gegen Schottland begann in bester Stimmung. Nur wer unbedingt wollte, der hörte bei der Verkündung der Mannschaftsaufstellung ein paar ganz leise Pfiffe beim Namen Götze. Und auch die ersten zaghaften Dribblings wurden lediglich mit einem kaum vernehmbaren Murren begleitet.

Für den vergleichsweise freundlichen Empfang sorgte nicht nur der Appell von Großkreutz, sondern sicher auch die Tatsache, dass zu Länderspielen nicht nur die langjährigen Anhänger des BVB ins Stadion kommen. Der harte Kern der Dortmunder Fans hat dem einstigen Liebling der Massen die Umstände seines Wechsel zu Bayern München jedenfalls noch lange nicht verziehen.

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Wahrscheinlich muss Götze noch mindestens ein WM-Finale mit einem Treffer entscheiden, damit er sich selbst bei den treuen Besuchern der Südkurve wieder blicken lassen kann. Von seinen zurückliegenden Auftritten an alter Wirkungsstätte ist Götze allerdings einen ganz anderen Widerstand von den Rängen gewöhnt. Auch deshalb fand er verhältnismäßig leicht ins Spiel. Als Angriffsspitze war er viel unterwegs, aber nicht besonders häufig und vor allem nicht besonders lange am Ball. Das machte es auch dem Publikum leichter, sich mit seiner Gegenwart in der Mannschaft abzufinden. Und wenn die Pfiffe mal lauter wurden, gab es sogar "Götze"-Sprechchöre.

Götze bekleidete die Position im Team, auf der sich sein Kollege Mario Gomez beim Testspiel in Düsseldorf keine neuen Freunde gemacht hatte. Bundestrainer Joachim Löw hatte danach beteuert, weiter treu zum zentralen Angreifer zu stehen. In Dortmund setzte er ihn auf die Bank. Das war wohl keine Schutzmaßnahme vor einem neuerlichen Pfeifkonzert, sondern ein Ergebnis taktischer Überlegungen. Löw erwartete zu Recht einen Gegner, der gerade die Mitte vor dem Tor mit vielen Spielern verstellen würde. In solchen Situationen sind beweglichere Angriffsspieler die sinnvolle Lösung.

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Das Spiel mit gelernten Mittelfeldspielern in der vorderen Linie ist ohnehin Löws Lieblingssystem. Daran haben auch Miroslav Kloses WM-Vorstellungen in der Sturmmitte nichts geändert. Weil die deutsche Elf in der EM-Qualifikation in der Regel auf defensiv orientierte Gegner treffen wird, wird das Modell Götze vermutlich noch sehr häufig angewandt.

Und Pfiffe drohen ihm nicht überall.

(pet)
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