Start in die EM-Qualifikation Der Weg nach Paris beginnt in Dortmund

Düsseldorf · Die Nach-WM-Partys sind abgefeiert. Gegen Schottland kehrt die DFB-Auswahl am Sonntag in den Wettkampfmodus zurück, mit dem ersten Spiel in der Qualifikation für die EM 2016. Der Weltmeister steht vor einem "behutsamen Umbau".

Abschlusstraining der Nationalelf im Signal Iduna Park
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Joachim Löw hat einen neuen Fürsprecher. Sein argentinischer Trainerkollege Gerardo Martino stellte nach dem 4:2-Testspiel-Erfolg vor drei Tagen in Düsseldorf voller Mitgefühl fest: "Es ist nicht einfach nach einem gewonnenen Titel." Löw wusste das schon vor der Niederlage im Freundschaftsspiel. Sein Team stehe vor einem "behutsamen Umbau", hat er gesagt. Den muss er nun auch im ersten Pflichtspiel weiter betreiben. Morgen (20.45 Uhr/Live-Ticker) startet sein Team in Dortmund gegen Schottland in die EM-Qualifikation. Es wird ein Start mit Problemen. Wir nennen die wichtigsten:

Die Außenverteidiger Es war einmal Philipp Lahm. Der ehemalige Kapitän sorgte zehn Jahre lang zuverlässig dafür, dass zumindest eine der beiden Außenbahnposten mit Weltklasse besetzt war. Nun ist er in den Nationalmannschafts-Ruhestand gegangen. Und seine Erben, einstweilen die beiden Dortmunder Kevin Großkreutz und Erik Durm, wurden von den Argentiniern vorgeführt. Es ist ihnen selbst natürlich nicht verborgen geblieben. "Ich weiß, dass meine Leistung nicht gut war", stellt Durm fest. Aber er verspricht "Ich werde am Sonntag besser spielen." Das muss er auch. Und Löw hofft es, weil er gegen defensiv eingestellte Gegner wie die Schotten angriffslustige Außenverteidiger wie Durm braucht.

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Foto: dpa, sn ss nic

Die Innenverteidiger Was Benedikt Höwedes und Matthias Ginter gegen die spielfreudigen Argentinier anboten, hatte mit international tauglichen Format nicht viel zu tun — mit weltmeisterlicher Qualität gar nichts. Auch weil die Mitarbeit der Offensivkräfte sehr zu wünschen übrig ließ, purzelten die Abwehrspieler von einer Verlegenheit in die andere.

Die Rückkehr von Jerome Boateng ins defensive Zentrum soll morgen schon mal für mehr Stabilität sorgen. Die ist selbst gegen den Außenseiter aus Schottland dringend nötig. Wer den kampf- und kopfballstarken Männern aus dem Norden der britischen Insel so viel Platz lässt wie den Argentiniern im Testspiel, der wird sich über einen Mangel an Gegentoren sicher nicht beschweren dürfen.

Der Mittelstürmer Miroslav Klose hat als Rekordtorschütze nach dem WM-Triumph von Rio de Janeiro abgedankt. Und es hat niemanden gewundert, dass Löw sich an Mario Gomez erinnerte, den er im Sommer wegen mangelnder Fitness nach langer Verletzungspause aus dem WM-Aufgebot gestrichen hatte. Gomez ist schließlich einer der wenigen echten Mittelstürmer mit deutschem Pass. Über seine Eignung würde niemand diskutieren, wenn er auch nur eine seiner drei erstklassigen Möglichkeiten aus der Partie gegen Argentinien verwertet hätte.

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Weil er aber alle ausließ, wird der Fachwelt erneut bewusst, dass Gomez anders als Klose nicht eben der spielende Mittelstürmer ist. Die Aktionen finden meist hinter ihm statt, er lässt sich den Ball bringen. Klose beteiligte sich mehr am Spiel, er ist deshalb den Ideal-Vorstellungen des Trainers näher, der am liebsten gelernte Mittelfeldspieler durch den Strafraum wuseln lässt. Trotzdem wird Löw Stürmer Gomez gerade nach den Pfiffen von Düsseldorf bestimmt nicht fallen lassen. "Ich weiß, was er kann", sagt der Coach. Gut möglich, dass Gomez das gegen die Schotten noch mal zeigen soll. Viele Fehlschüsse wird er sich nicht erlauben dürfen.

Mannschafts-Verbund Fußball-Trainer rühmen gern, dass ihre Mannschaft "kompakt gestanden" habe. Das sagen sie, wenn die einzelnen Mannschaftsteile eine enge Bindung hatten und im Lauf des Spiels keine großen Lücken zwischen Angriff und Abwehr lagen. Im besten Fall gelingt es einer Mannschaft, so kompakt aufzutreten, dass dem Gegner der Raum zur Entfaltung genommen wird. Nicht ganz so ideal war die Vorstellung in dieser Hinsicht beim lockeren Herumhopsen gegen Argentinien. Der deutsche Gegner fand viele Möglichkeiten zu Konterangriffen vor, weil sich die Kollegen aus der Offensiv-Abteilung nicht an jedem Ansatz zur Abwehrarbeit beteiligen wollten. Auch das sollte gegen die Schotten ganz anders aussehen.

Deutschland - Argentinien: Mario Gomez vergibt drei Großchancen
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Gomez vergibt drei Riesenchancen gegen Argentinien

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Die Einstellung Das Freundschaftsspiel gegen den Finalisten von Rio hat die deutsche Rumpftruppe in erster Linie als die letzte öffentliche Feier des Weltmeistertitels betrachtet. Daran ist nur deshalb etwas auszusetzen, weil dafür deftige Eintrittspreise verlangt wurden. Die Nach-WM-Partys sind nun endgültig abgefeiert. Gegen Schottland kehrt der sportliche Alltag wieder ein, der wiederum sportlichen Ernst erfordert. "Wir werden das Spiel gegen Schottland anders bestreiten", versichert Löw. Es wird auch ein anderes Auftreten erwartet. Die Mannschaft hat das sicher verinnerlicht. "Das Spiel gegen Argentinien war ein Wachrüttler", sagt Torwart Manuel Neuer. Dem muss man die richtige Einstellung nicht mehr beibringen.

(RP)
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