Über EM-Quali Löw will mit jungen Spielern bis zur EM zurück in de Weltspitze

Dublin · "In eineinhalb Jahren top": Joachim Löw hat das Katastrophen-Jahr 2018 abgehakt. Bis 2020 will er mit seinen jungen Wilden zurück in die Weltspitze.

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Foto: dpa/Bernd Thissen

Joachim Löw stieg am Ende seiner letzten wichtigen Dienstreise dieses an Pleiten und Pannen historisch reichen Jahres optimistisch aus dem Flieger in seiner Wahlheimat Berlin. 2019, davon ist der Bundestrainer felsenfest überzeugt, wird das Jahr der Wiedergeburt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. "Wir sind wieder auf einem guten Weg und können positiv nach vorne schauen", sagte der Bundestrainer. WM-Debakel und Abstieg aus der Nations League? Für Löw abgehakt.

Die "machbare" Auslosung der EM-Qualifikation in Dublin mit den Gegnern Niederlande, Nordirland, Estland und Weißrussland hat Löw in seiner Zuversicht bestärkt. Er baut darauf, dass seine erneuerte Auswahl auf dem Weg zur paneuropäischen Endrunde 2020 wie von DFB-Präsident Reinhard Grindel gefordert ein "ganz neues Bild" abgeben wird. Vom Titel will Löw aber noch nicht sprechen.

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Foto: AP/Peter Morrison

"Jetzt fangen wir ein bisschen weiter unten an und wollen nicht gleich wieder überheblich sein", sagte er. Grindel warnte davor, die Ziele "zu hoch zu stecken". Bei der WM, das hatte Löw ja im Nachhinein zugegeben, war der Weltmeister schließlich auch über seine Arroganz gestürzt.

Deshalb hat Löw zunächst nur "zwei wichtige Themen" für 2019: "Die Qualifikation schaffen und den jungen Spielern Raum geben, um sich zu entwickeln, ihnen langsam Verantwortung übertragen mit Blick auf 2020, um dann viel besser abzuschneiden als in Russland."

Dass die Jagd nach Ergebnissen beginnend mit dem Quali-Start am 24. März bei Erzrivale Niederlande den Aufbau einer neuen Elf erschweren könnte, glaubt Löw nicht. Der Spagat sei "nicht allzu schwierig", behauptete er und verwies auf die Spieler der Jahrgänge 1995/96, "die mittlerweile in ihren Vereinen teilweise Leistungsträger sind". Gleich neun dieser Profis wie Leroy Sane, Joshua Kimmich, Timo Werner, Niklas Süle, Leon Goretzka oder Julian Brandt hatte Löw zuletzt in seinem Kader - sie sollen spätestens 2022 eine neue, titelreife Achse bilden.

Übertreiben will es Löw mit dem Jugendwahn nicht. Die Genannten müssten "noch einen Reifeprozess durchlaufen" und "die nächsten Hürden überspringen, um dauerhaft weltklasse zu sein" wie die Rio-Helden von 2014. Dabei brauche die Jugend "Halt und Orientierung" durch erfahrene Kräfte, seine Mannschaft einen "guten Mix" aus Jung und Alt, sagte Löw.

Zwar traue er weiteren Talenten wie dem Bremer Maxi Eggestein bis zur EM den Sprung ins A-Team zu, doch "man darf nicht den Fehler machen, ständig neue Spieler dazuzubringen, weil auch diese Mannschaft sich erst einspielen muss, wenn man will, dass sie in eineinhalb Jahren top ist". Allein mit U21-Spielern "wird man international wenig Perspektive haben", betonte Löw mit Nachdruck.

Das deutsche Spiel soll nach dem Vorbild von Weltmeister Frankreich künftig "natürlich nicht mehr von diesem völligen Ballbesitzfußball geprägt" sein, meinte Löw. Die nötige (Titel-)Reife sollen sich die Jungen gegen Topgegner holen, die der DFB für die beiden Tests 2019 gewinnen möchte. "Wir wissen, dass unser Weg zurück an die Weltspitze über schwere Gegner führen muss, da kann man sich auch auszeichnen", sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Löw wünschte sich Rekordweltmeister Brasilien und Argentinien, doch das dürfte wegen der Uefa-Vorgaben nicht klappen.

Bierhoff ist dennoch "guter Dinge, dass wir das Jahr 2019 nutzen werden, dass sich wieder eine Mannschaft, ein Kern bildet". Die neue Generation sei "mit Riesenspaß und Identifikation" dabei. Das, betonte Grindel noch einmal, sei Grundvoraussetzung, um die Fans dauerhaft zurückzugewinnen. Die Mannschaft müsse Fußball zeigen, der dem Anhang "Spaß macht - und ein ganz anderes Gesicht als in Russland".

(rent/sid)
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