EM-Quartier Nationalmannschaft: Das neue Campo Bahia steht in Evian

Genfer See statt Atlantik, Berge statt Strand, Vier-Sterne-Hotel statt Wohngemeinschaften: Im französischen Kurort Evian-les-Bains will Bundestrainer Joachim Löw im Sommer 2016 den legendären Geist vom Campo Bahia wiederbeleben und zum Angriff auf den EM-Thron blasen.

EM 2016: Im Hotel Ermitage residiert das DFB-Team in Frankreich
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Hier residiert der DFB-Tross

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Foto: Hotel Ermitage

Zwei Jahre nach dem WM-Triumph von Rio starten die deutschen Weltmeister vom Genfer See aus ihre Mission Titel-Double. Dort werden Kapitän Bastian Schweinsteiger und Co. ihr "Basecamp" im Vier-Sterne-Hotel Ermitage auf einem Plateau inmitten des mondänen Evian Resorts beziehen, wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bekannt gab.

Allerdings muss sich das DFB-Team erst noch für das Turnier in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli 2016) qualifizieren. Vor dem von Löw ausgerufenen "heißen Herbst" mit den Qualifikationsspielen gegen Spitzenreiter Polen sowie in Schottland und Irland haben die Weltmeister als Zweiter der Gruppe D einen Punkt Rückstand auf Rang eins. "Das wird keine leichte Aufgabe, aber wir werden uns qualifizieren", hatte Löw zuletzt betont. Deshalb hat Teammanager Oliver Bierhoff die Quartiersuche bereits 351 Tage vor EM-Start abgeschlossen.

Bierhoff hatte 2014 mit der Wahl des Campo Bahia ein goldenes Händchen bewiesen. "Die WM und das Campo Bahia sind Vergangenheit", sagte er jetzt, "nun richten wir den Blick in Richtung Europameisterschaft." In Evian im Departement Hochsavoyen, weltbekannt für sein Mineralwasser, Heilbäder und gutes Klima, glaubt Bierhoff ideale Bedingungen vorzufinden. Den Trainingsplatz im Stade Camille Fournier und das Hotel trennen gerade einmal 1000 Meter. Der Genfer Flughafen ist 45 km entfernt und in einer Autostunde erreichbar, von dort dauert es rund eine Flugstunde bis in den EM-Endspielort Paris.

"Für das Quartier sind uns Kompaktheit und kurze Wege wichtig", sagte Bierhoff, der in den vergangenen Monaten das ganze Land bereist und "bis zuletzt verschiedene Optionen" geprüft hat. Das 1909 erbaute und 2010 komplett renovierte Hotel Ermitage liegt in einem 19 Hektar (entspricht rund 27 Fußballfeldern) großen Park 125 Meter über dem Genfer See. Es verfügt über 80 Zimmer sowie elf Konferenz-Räume und wird dem DFB exklusiv zur Verfügung stehen. Vom 17. bis 23. Juli bereitet sich Mainz 05 auf derselben Anlage auf die anstehende Bundesliga-Saison vor.

Bierhoff spricht von "exzellenten Voraussetzungen, um in Ruhe arbeiten, trainieren und regenerieren zu können". See und Alpen böten ein "beeindruckendes Panorama". Im Vergleich zum ungezwungenen Campo mit den Spieler-WGs herrscht jedoch eine eher nobel-elegante Atmosphäre.

Beim bislang letzten der drei EM-Siege wohnte die Mannschaft des damaligen Bundestrainers Berti Vogts 1996 im Landhaus Mottram Hall nahe Manchester. Bierhoff bezeichnete die Zeit dort als "nicht besonders abwechslungsreich". Er sei "froh, wenn wir zweimal am Tag trainieren, dann vergeht die Zeit schneller", sagte er damals. Am Ende schoss der "gelangweilte" Stürmer gegen Tschechien im Finale das "Golden Goal", das Deutschland den Titel brachte.

Auch 1954 ("Geist von Spiez") oder 1990 (Comer See) spielten die WM-Quartiere auf dem Weg zum Titel eine wichtige Rolle. Dem gegenüber stehen die Einöde von Ascochinga beim WM-Desaster 1978 oder das Vorbereitungstrainingslager auf die Endrunde 1982 am "Schlucksee".

(sid)
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